DHL-Fahrer seit 20 Jahren Alt-Tannenbuscher feiern Paketzusteller

Tannenbusch · Paketzusteller Virgilio Mandando hat bei seinen Kunden in Alt-Tannenbusch eine Menge Fans. Mit seiner immer freundlichen Art erobert er die Herzen der Anwohner - und wird dafür nun im Internet gefeiert.

 Seit bald 20 Jahren ist der aus Mosambik stammende Virgilio Mandando als Zusteller für DHL unterwegs und erfährt dabei viel Lob von seinen Kunden.

Seit bald 20 Jahren ist der aus Mosambik stammende Virgilio Mandando als Zusteller für DHL unterwegs und erfährt dabei viel Lob von seinen Kunden.

Foto: Stefan Hermes

Als der gelbe DHL-Transporter vor der Bäckerei am Paulus-Platz in Tannenbusch anhält, wartet dort ein Empfangskomitee auf Fahrer Virgilio Mandando (45). Dass die Heizung seines Elektrofahrzeugs seit zwei Wochen nicht mehr funktioniert und wegen des hohen Arbeitsaufkommens noch nicht repariert werden konnte, scheint für den aus Mosambik stammenden Fahrer kein Grund zum Ärger zu sein. „Sobald wir wieder Zeit dazu haben, geht das Auto in die Werkstatt“, sagt er und scheint dabei bester Laune zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass sich nach den Weihnachtstagen nahezu 100 Pakete weniger hinter seinem Fahrersitz stapeln, die nun auf ihre Zustellung warten. Die arbeitsintensive Zeit mit einigen Überstunden ist kurz vor Silvester erst einmal vorbei.

Überraschend wird Mandando bei seinem kurzen Halt am Paulusplatz mit Applaus von einigen seiner Paketkunden begrüßt. Sie sind ein Teil der 128 Facebook-Freunde, die auf der Seite „Der Alt-Tannenbusch muss zusammenhalten!“ eine Nachricht von Filmregisseur Dirk Behlau geliket haben und mit dem typischen Daumen-hoch-Symbol ihre Zustimmung zu seinem Selfie mit dem DHL-Boten gezeigt haben. Zu diesem schrieb er: „Weil hier alle immer auf die Zusteller schimpfen: es gibt auch Ausnahmen. Unser DHL-Zusteller kommt mehrmals die Woche, ist immer tiefenentspannt, total nett und liefert alternativ auch mal direkt durchs Fahrerfenster. 1A Typ! Danke!“

Die erste Antwort auf den Post von Behlau ließ nicht lange auf sich warten: „… herzlichen Dank an unseren engagierten DHL-Boten, der immer Sonnenschein verbreitet. Toll, dass es ihn gibt!“, schrieb Antonia Belzer und vertrat damit die Meinung vieler Mitglieder der Facebook-Gruppe. Der dort veröffentlichte Termin des Treffens mit dem General-Anzeiger führte zu dem selten herzlichen Empfang des Paketboten in seinem Zustellbezirk. „Es ist so ein bisschen wie ein verspätetes Weihnachtsgeschenk“, freute sich Mandando über den Zuspruch seiner Kunden. Dabei sei es doch so einfach, freundlich zu sein, sagte er.

Der Postmann klingelt auch zweimal

Mit einer Unterbrechung von sechs Jahren, wo er in Siegburg seinen Dienst ausübte, fährt er seit bald 20 Jahren für DHL, die meiste Zeit davon in Alt-Tannenbusch, seinem Wunschbezirk. Dort kennen ihn die meisten, und Mandando fällt es nicht schwer, sie auch auf der Straße mit ihren Namen zu grüßen. „Der kommt auch ein zweites Mal zu den Adressen, bevor er eine Benachrichtigung in den Briefkasten wirft und das Paket hier deponiert“, weiß Nelly Böllinghaus von der Poststelle im Mediaplus-Shop an der Oppelner Straße. Dass er ihr zu Weihnachten Schokolade schenkte, hat sie sehr überrascht, „dabei bin ich ja noch gar nicht so lange hier“, freute sie sich.

„Es muss an der Erziehung meiner Eltern liegen“, erklärt Mandando seine Freundlichkeit, die er jedem zuteilwerden lässt. Sein Vater Augusto hatte es dem Sohn vorgemacht: Als Gewerkschafter machte er eine vierjährige Weiterbildung in Russland, von wo aus er 1988 seinem damals 15-jährigen Sohn die Ausreise in die DDR ermöglichte. Virgilio sollte im sächsischen Torgau eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker machen.

Nach dem Fall der Mauer ein Jahr später und der Wiedervereinigung Deutschlands wurde Mandando plötzlich zum Bundesbürger mit einer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung. Nach einer weiteren Ausbildung zum Maurer und Fliesenleger in Bernburg an der Saale gab man ihm auf dem dortigen Arbeitsamt die Empfehlung, in den Westen zu gehen, dort gebe es für ihn als Schwarzafrikaner eher die Möglichkeit, Arbeit zu finden. Über einen Freund, der schon damals in Bonn lebte, kam er in die Nordstadt, in der er heute mit zweien seiner vier Kinder lebt.

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