Senior Experten Service Als Ruheständler im Ausland

BONN · Seit 30 Jahren entsendet der "Senior Experten Service" (SES) Fachkräfte im Ruhestand vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländer, um ehrenamtlich Hilfe zu leisten. Doch auch in Deutschland gibt es Projekte, bei denen die Senioren durch ihre Erfahrung junge Menschen in Schule und Ausbildung unterstützen können.

 Günther Thiermann bringt in Guatemala jungen Leuten das Bäckerhandwerk bei.

Günther Thiermann bringt in Guatemala jungen Leuten das Bäckerhandwerk bei.

Foto: privat

Gestern konnten die Vorstandsvorsitzenden des SES eine positive Bilanz ziehen. Mit derzeit fast 11 000 aktiven Experten und Expertinnen und insgesamt 30 000 Einsätzen in 150 Ländern gehört der SES mit Sitz in Bonn zu einem der größten deutschen Freiwilligendienste für Senioren. Das beste Ergebnis seit seiner Geschichte verzeichnete der SES im vorigen Jahr mit über 2800 Einsätzen in 90 Ländern.

Einer der Freiwilligen ist Günther Thiermann aus Bad Hönningen, der vor seinem Ruhestand einen eigenen Bäckereibetrieb besaß. "Ich wollte nicht auf dem Sofa sitzen bleiben, sondern andere Kulturen kennen lernen und helfen. Ich habe mich also direkt beim SES angemeldet", sagt Thiermann. In Guatemala habe er dann in einem Kinderdorf mit wenigen Mitteln und viel Arbeit eine Bäckerei aufgebaut, um jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, das Bäckerhandwerk zu lernen. "Das Projekt ist mir sehr ans Herz gewachsen. Ich schaue jedes Jahr vorbei und freue mich über die positive Entwicklung", berichtet Thiermann.

Inzwischen war er schon 15 Mal für den SES im Einsatz. Ob in Vietnam, in Chile oder wie zuletzt in Brasilien, den Menschen vor Ort konnte er mit seinem Know-how zur deutschen Backkunst weiterhelfen. Ein weiteres Beispiel ist die Senior Expertin Prof. Dr. Brigitte Schmitz aus Bonn. Die ehemalige Universitätsprofessorin half jungen Studenten im Kongo beim Aufbau eines praktischen Kurses zur Biochemie. Nach dem Model "Hilfe zur Selbsthilfe" unterstützt der "Senior Experten Service" also diejenigen, die um Hilfe bitten.

Als Partner der Bundesregierung erhielt die Stiftung voriges Jahr einen Zuschuss von sechs Millionen Euro, mit denen die Einsätze im Ausland finanziert werden. "Aber das reicht natürlich nicht. Ohne die ehrenamtliche Arbeit der Experten wäre das alles nicht möglich", sagt Franz Schoser, Vorstandsvorsitzender der SES-Stiftung. Neben den 1600 Auslandseinsätzen 2012 gab es auch 1200 in Deutschland. Aufgrund der zunehmenden Anfragen aus Deutschland möchte der SES seine Schulungsprogramme ausweiten. Im Ausland sieht die Geschäftsführerin der SES GmbH, Susanne Nonnen, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent einen zunehmenden Einsatzbedarf.

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