Bonner als FSJ-ler in Afrika Als Botschafter in Ruanda

Bonn · Drei Bonner arbeiten in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr für die Aktion Tagwerk. Sie sind berührt, mit welcher Kraft die kriegsgebeutelten Menschen dort ihr Leben meistern.

 Zu Besuch in Ruanda: Jannis Neuhaus (links), Nelson Frey (3. von links) und Claudia Garbrecht (5. von links) aus Bonn.

Zu Besuch in Ruanda: Jannis Neuhaus (links), Nelson Frey (3. von links) und Claudia Garbrecht (5. von links) aus Bonn.

Foto: Bernd Weisbrod

Atemberaubend nennt Nelson Frey seine ersten Eindrücke von Afrika, die er kürzlich bei seiner Reise innerhalb eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) in Ruanda gesammelt hat. „Es funktioniert alles total anders als bei uns.“ Doch bald danach schickt Frey hinterher: „Es war auch schockierend.

Denn dort sieht man plötzlich Armut und Leid nicht im Fernsehen, sondern überall um sich herum.“ Der 18-jährige Abiturient aus Niederkassel ist einer von drei Freiwilligen, die gerade ihren Dienst im Bonner Büro des Vereins Aktion Tagwerk ableisten.

„Weil ich vor dem Studium Erfahrungen sammeln will“, sagt Frey. Für Hilfsprojekte in Ruanda wird er in Kürze in interessierten Schulen in ganz NRW werben. „Dafür waren wir eben gerade vor Ort, um zu verstehen, worüber wir erzählen.“ Die Aktion Tagwerk bietet innerhalb der Kampagne „Dein Tag für Afrika“ Schulen an, mit einem persönlichen Partnerprojekt Waisen in Ruanda zu unterstützen.

An einem Tag im Schuljahr sollen die Schüler mit freiwilligen Arbeiten oder Sponsorenläufen Gelder gezielt für Hilfsprojekte sammeln. Und sie lernen durch regelmäßige Informationen jeweils ganz persönliche Familiengeschichten kennen, erläutert Projektleiterin Melanie Choisi.

Vor Ort in Ruanda setze die Kinderhilfsorganisation Human Help Network (HHN) als fester Projektpartner von Aktion Tagwerk Schulpartnerprojekte um. „Mit unserem Infomobil besuchen wir nun teilnehmende Schulen im gesamten Bundesgebiet und berichten von den unterstützten Projektländern und Projekten“, so Choisi. Ihre drei aktuellen Bonner „FSJ-ler“ machen sich demnächst in interessierte Schulen in ganz NRW auf.

Das zentralafrikanische Ruanda ist Schwerpunktland von Aktion Tagwerk. Seit dem Völkermord 1994, bei dem fast eine Million Menschen ermordet wurden, habe Ruanda große Fortschritte gemacht, berichtet Choisi. Inzwischen würden rund 97 Prozent aller Kinder eingeschult.

Dennoch blieben viele Probleme. „So wachsen viele Kinder ohne Eltern auf. Mit dem Erlös unserer Kampagne unterstützen wir sogenannte Kinderfamilien sowie alleinerziehende Mütter und ihre Kinder.“ Außerdem werden das Straßenkinderzentrum „Les Enfants de Dieu“ und ein Jugend- und Ausbildungszentrum in Gatenga gefördert. „Bei der Projektreise ging es jetzt darum, dass Claudia, Nelson, Jannis und die anderen vor Ort Informationen sammelten und sich einen Eindruck von den unterstützten Projekten machten.“

Die drei Bonner „FSJ-ler“ sind auf jeden Fall tief beeindruckt zurückgekehrt. Der Besuch sei auch bedrückend gewesen, sagt Jannis Neuhaus. Vor dem Hintergrund der traurigen Landesgeschichte habe ihn gerade die Willenskraft der alleinerziehenden Mütter berührt. „Weil sie auch bei starkem Regen in einem Tal Ziegelsteine selbst herstellen“, sagen der Abiturient aus Alfter und seine Kollegin Claudia Garbrecht. Sie ist aus Heidelberg nach Bonn gezogen, um am Projekt teilzunehmen.

Und Nelson Frey erzählt, wie sie in der Gruppe in den ländlichen Bereichen freundlich empfangen wurden. „Als wir zu einer Schule kamen, die mit Hilfe der Aktion Tagwerk aufgebaut wurde, da strömten an die 400 Kinder zusammen und haben für uns gesungen.“

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