Vor 50 Jahren Als Bonns Riesenfinger die Schlagzeilen beherrschte

Bonn · Der GA hat im November 1968 über "Bonns Riesenfinger" berichtet. Die Bauarbeiten am Heizkraftwerk Süd im Wasserland gingen voran. Die Stadtwerke wollten das neue Heizkraftwerk 1969 an das Elektrizitäts- und Fernwärmenetz anschließen.

Das Heizkraftwerk Süd im November 1968.

Das Heizkraftwerk Süd im November 1968.

Foto: GA-ARCHIV/ENGELS

Das Heizkraftwerk Süd veranlasst den GA im November 1968 zu einer ästhetischen Analyse: „Bonns Riesenfinger ist zwar immer noch 98 Meter hoch, doch nicht mehr so häßlich wie während der Zeit der Fertigstellung des Betongusses Ende letzten Jahres: In vier Wochen Arbeit in luftiger Höhe hat das weithin sichtbare Merkmal des seit 1967 im Bau befindlichen Heizkraftwerkes Süd im Wasserland sein wetterfestes Kleid erhalten. Es ist hellgrau.“

Monate sind vergangen, bis man sich an den Anstrich begeben konnte. Stahlarbeiten im Schornstein sowie die Genehmigung des Fahrkorbes durch die Überwachungsbehörde haben die Arbeiten an der Hülle so verzögert, „daß die Bonner ob des unschönen Kaminbaues zu meutern begannen“. Die Kritiker können beruhigt sein: „Die einmal angepaßte Farbhülle ist zeitlos schön, wird allerdings gelegentlich erneuert werden müssen.“

Wall als Staub- und Lärmschlucker

Im Herbst 1958 tut sich einiges auf dem Grundstück des neuen Kraftwerkes, das aus technischen Gründen in einem Wohngebiet und nahe des Regierungsviertels liegt. Auf dem umschließenden Wall ist die Grünpflanzung in vollem Gange. Der Wall soll als Staub- und Lärmschlucker dienen und zugleich kaschieren, was nicht unbedingt in die Gegend passe. Der Grüngürtel allein soll mehr als 100.000 Mark kosten.

Die Stadtwerke wollen das neue Heizkraftwerk 1969 an das Elektrizitäts- und Fernwärmenetz anschließen – wenn der erste Bauabschnitt für 25 Millionen Mark fertig ist. „Der Leitungsring zwischen dem Regierungsviertel und dem Kraftwerk wird bald geschlossen sein“, berichtet der GA. „Unter anderem muß noch ein Stollen unter der Bundesbahntrasse hindurchgetrieben werden.“

Immer mehr Interessenten an der Fernheizung

Das Fernwärmenetz hat in monatelanger Arbeit eine Querverbindung zwischen den beiden Hauptleitungen Bonner Talweg und Neutor erhalten. Nun kann die Energie auf einer Länge von 46 Kilometern rundgesteuert werden. Wie Stadtwerke-Direktor Gerhard Schürmann informiert, werden im Bonn des Jahres 1958 bereits 830 Häuser mit Fernwärme beheizt: Hochhäuser, Ministerien und Krankenhäuser, aber auch Ein- und Mehrfamilienhäuser.

Die neuen Leitungen ermöglichen 1958 weitere Hausanschlüsse in Schedestraße, Joachimstraße, Dahlmannstraße/Heussallee, Brüdergasse, In der Sürst und am Friedensplatz. An der Rheindorfer Straße sollen im Dezember 1958 noch das Finanz- und das Innenministerium angeschlossen werden. Es gibt immer mehr Interessenten an der Fernheizung, sagt Stadtdirektor Alfred Hüwel. „Man wird sie alle befriedigen können.“

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