Amtsgericht Bonn Alkoholfahrer rammte Mutter und Kinderwagen

Bonn · Das Amtsgericht hat einen 32-Jährigen Autofahrer zu 800 Euro Geldstrafe und Führerscheinentzug verurteilt. Er hatte bei einer Trunkenheitsfahrt in Bonn eine 37-jährige Frau verletzt und ihr Kleinkind in Gefahr gebracht.

 Hatten einen guten Schutzengel: Xhevrije B. und ihr Säugling Bayran im Amtsgericht.

Hatten einen guten Schutzengel: Xhevrije B. und ihr Säugling Bayran im Amtsgericht.

Foto: Schödel

Drei Poller sollen die Schutzengel gewesen sein. Sie haben die unkontrollierte Trunkenheits-Fahrt eines Mercedes am Bürgersteig aufgehalten – und möglicherweise das Leben der 37-jährigen Xhevrije B. und ihrem Säugling Bayran gerettet. Dennoch hatte das von der eisernen Absperrung gestoppte Auto die Mutter mit dem Kinderwagen noch von hinten erwischt. Die 37-Jährige wurde massiv am Fuß verletzt; der Kinderwagen kippte bei ihrem Sturz um: Der zweimonatige Sohn jedoch blieb, auch weil er winterlich eingepackt war, unverletzt.

Vor dem Bonner Amtsgericht musste sich am Donnerstag der Unfallfahrer wegen der Trunkenheitsfahrt, fahrlässiger Körperverletzung sowie gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr verantworten. „Es stimmt, ich hatte zu viel getrunken und habe deswegen die Kontrolle verloren, räumte der 32-Jährige sofort ein. An diesem Tag habe ihn ein Freund, dem es nicht gut ging, um Hilfe gerufen. Er habe zur Uniklinik auf den Venusberg gewollt.

Xhevrije B. erschien mit dem kleinen Bayran – heute sechs Monate alt – im Zeugenstuhl: „Nach dem Unfall habe ich Angst um mein Baby gehabt. Was hätte alles passieren können. Ich habe furchtbar geweint.“ Die Schmerzen im Bein spüre sie heute noch, aber das sei alles nicht so schlimm, wenigstens dem Sohn gehe es gut. Dem Angeklagten ist sie nicht böse.

Nach dem Unfall war er sofort ausgestiegen, um zu helfen. Er hatte den Säugling sogar aus dem Kinderwagen gehoben, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Dramatische Minuten erlebte an diesem 15. November 2016 auch eine Wissenschaftlerin in ihrem Auto. Die 33-Jährige stand an der Kreuzung Baumschulallee, als das viel zu schnelle Auto, das in die Meckenheimer Allee abbiegen wollte, ausbrach und direkt auf sie zuvor: „Ich dachte, gleich ist es vorbei. Ich konnte nichts tun.“ In letzter Sekunde riss der Angeklagte noch den Lenker herumgerissen – und raste er auf den Bürgersteig zu.

„Soviel Glück“, kommentierte Amtsrichterin Veronika Verhejden: „Es hätte viel Schlimmeres passieren können. Aber das war ja auch dem Angeklagten sofort klar.“ Schließlich wurde er zu 800 Euro Geldstrafe verurteilt. Zudem darf er die Fahrerlaubnis weitere neun Monate nicht beantragen. Für das glimpfliche Urteil schien er sehr dankbar.

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