Aktivisten meinen: Siegel für Eier ist wertlos

BONN · Demonstranten kritisieren den Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen (KAT): Er gaukle den Verbrauchern eine Qualität vor, die es gar nicht gebe.

 Tierschutz-Aktion in Bonn - Tierquälerei in Bioställen

Tierschutz-Aktion in Bonn - Tierquälerei in Bioställen

Foto: Benjamin Westhoff

Tierschutzaktion in Bonn

. Sabine Stich ist ins Grübeln gekommen: „Ich überlege gerade, ob ich nicht selber Hühner halten soll. Wenn ich mich nicht mehr auf die Qualitätssiegel verlassen kann, sehe ich keine andere Möglichkeit.“ Die Angestellte aus Bonn war eine von zehn Demonstranten, die am Dienstagmorgen vor dem Sitz des Vereins für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen (KAT) im Bonner Bogen gegen die aktuelle Situation bei der Hühnerhaltung protestierten. Trotz vieler Missstände möchte die Frau nicht gänzlich auf Eier verzichten.

Die Tierrechtler – zwei von ihnen als Huhn verkleidet – beerdigten im Rahmen ihrer Protestaktion das Eier-Qualitätssiegel der im Bonner Bogen beheimateten Organisation symbolisch in einem mit Erde gefüllten Sarg: „KAT gaukelt dem Verbraucher im Supermarkt eine Qualität vor, die es überhaupt nicht gibt“, kritisierte Organisator Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros.

Kontrollinstanz für die Herkunftssicherung

KAT sieht sich nach eigenen Angaben als Kontrollinstanz für die Herkunftssicherung und Rückverfolgung von Eiern aus alternativen Hennenhaltungssystemen in Deutschland und den benachbarten europäischen Ländern. Mit der Printnummer auf dem Ei habe der Verein im Jahr 2000 das erste Rückverfolgbarkeitssystem der Lebensmittelwirtschaft geschaffen, im Jahr 2004 wurde der sogenannte Eier-Code dann innerhalb der gesamten Europäischen Union zu Pflicht, heißt es auf den Internetseiten des Vereins.

„Wir Hühner wollen mit dieser Aktion auf die Wertlosigkeit des Siegels aufmerksam machen“, so einer der beiden Verkleideten. Eine aktuelle Undercover-Recherche Peifers, über die am Montagabend in der Sendung „ARD Exclusiv“ und am Dienstagabend in der SWR-Sendung „marktcheck“ berichtet wurde, zeigt, wie Hühner in Bio- und Freilandställen gehalten werden. Dazu hatten die Tierschützer die Situation in acht Ställen in Deutschland und den Niederlanden dokumentiert. „Betriebe mit 35 000 und mehr Tieren sind offenbar völlig normal, auch im Biosektor“, so Peifer. „Bio“ sei mittlerweile auch Massentierhaltung. Die Aktivisten hätten bei ihren Recherchen neben sterbenden und toten sogar verweste Hühner in den Ställen vorgefunden. Dort sehe es ganz und gar nicht nach Bio-Idylle aus. Teilweise würden die Legehennen auf mehreren Etagen übereinandergestapelt gehalten. Über Förderbänder würden das Futter und auch die Eier transportiert.

Die Rolle von KAT sehen die Aktivisten kritisch: „Bei Kontrollen durch KAT hätten die Gesetzesverstöße auffallen müssen. Entweder wurde nicht richtig kontrolliert, oder es fanden überhaupt keine Kontrollen statt; aus unserer Sicht ist das Siegel wertlos“, so Peifers Fazit. KAT teilte auf Anfrage des GA mit, man wolle die Aktion nicht weiter kommentieren.

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