Landgericht Bonn Ako-pro-Mitarbeiter sagen gegen Ex-Leiter aus

Bonn · Der Prozess um den 57-jährigen ehemaligen Leiter des Ako-pro-Seminars und einen 68-jährigen früheren Jugendpfleger der Stadt wegen Betrugs vor dem Landgericht Bonn spitzt sich zu.

 Die beiden Angeklagten (2. von links und rechts) warten am ersten Prozesstag mit ihren Verteidigern auf den Beginn der Verhandlung.

Die beiden Angeklagten (2. von links und rechts) warten am ersten Prozesstag mit ihren Verteidigern auf den Beginn der Verhandlung.

Foto: Schödel

Am dritten Verhandlungstag bezeugten alle drei hauptamtlichen Mitarbeiter der letzten Ako-pro-Vereinsjahre bis 2010, dass es eine Offene Tür-Einrichtung (OT) für Jugendliche an der dem Aloisiuskollegs (Ako) nahestehenden Bildungsstätte nicht gegeben habe. „Es gab nur kostenpflichtige Kursangebote. Andere Kinder wären nicht aufs Gelände gekommen“, sagte etwa ein Sozialpädagoge, der zuvor eine andere OT in Bonn geleitet hatte.

Wie berichtet soll der Ako-pro-Chef mit Hilfe des Jugendpflegers über Jahre 165 475 Euro an städtischen Fördergeldern für den Betrieb einer OT zweckentfremdet verwendet haben.Der Angeklagte habe von der Stadt innerhalb von fünf Jahren ja auch mehr als eine Million Euro Fördergelder für die Ako-pro-Kurse erhalten, da habe er es doch gar nicht nötig gehabt, „diese Summe durch Betrug noch um 165 000 Euro zu erhöhen“, sagte Oberstaatsanwalt Peter van der Linden.

Auch der spätere Ako-pro-Vorsitzende Dirk Stueber, bis 2016 Ako-Lehrer und jetzt Schulleiter in der Region, wurde gehört. Man habe die Sparte, um die es gehe, seit Ausscheiden des Angeklagten ab 2011 nicht bedient, „weil wir selbst nicht überzeugt waren, dass das überhaupt eine OT-Einrichtung war“, sagte Stueber. Er hatte nach der Trennung des Kollegs und seines 57-jährigen Mitarbeiters die Aufarbeitung übernommen.

Der 57-Jährige und seine Anwältin konterten, dass OT-Arbeit eben offene Jugendarbeit in den Bereichen Pfadfinder sowie Theater, Chor und Orchester am Ako bedeutet habe. Woraufhin Richter Klaus Reinhoff folgerte, man stehe hier offensichtlich vor einem „Problem der Verquickung von OT, Seminar- und Schulbereich“.

Der 57-Jährige habe für die städtischen Förderzahlungen „nicht mal Schätzwerte“ an hohen OT-Nutzerzahlen angegeben, bezeugte nun seine Mitarbeiterschaft. Eine Zeitschaltuhr für die Beleuchtung habe bis abends einen OT-Betrieb vorgetäuscht. Und für einen angemeldeten Prüftermin des Jugendamts seien extra Scouter zusammengetrommelt worden. Der 57-Jährige ließ alles abstreiten. Die Stadt habe doch selbst die OT-Ausgestaltung und alle seine Förderanträge vielfach abgesegnet.

Hier halfen auch die beiden geladenen Mitarbeiter des Jugendamts nicht weiter. Ihre Aufgabe sei allein die Zuteilung der Zuschüsse und keine Sachprüfung gewesen, antworteten sie dem Richter auf dessen Hinweis auf „massive Abrechnungsprobleme“ bei Ako-pro. Es soll unter anderem noch der Jugendamtsleiter als Zeuge aussagen.

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