Polizei Bonn rückte aus Anwohner kritisieren Zustände am afghanischen Konsulat

Ückesdorf · Zum Teil mehrere hundert Afghanen kommen an einem Tag zum Konsulat nach Bonn-Ückesdorf, um dort ihre Passangelegenheiten zu klären. Anwohner sind genervt und fühlen sich mit den Problemen allein gelassen.

 Belagerungszustand am Konsulat: Mit Kind und Kegel warten die Afghanen darauf, durch das Eingangstor gelassen zu werden.

Belagerungszustand am Konsulat: Mit Kind und Kegel warten die Afghanen darauf, durch das Eingangstor gelassen zu werden.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Menschen halten sich dicht gedrängt an dem Zaun des afghanischen Konsulats fest. Viele halten zudem Schreiben in der Hand, recken sie in die Höhe und schreien - so wollen sie die Aufmerksamkeit der Konsulatsmitarbeiter bekommen, die auf der anderen Seite des Zauns stehen und mit den Wartenden sprechen. Immer wieder öffnen sie das massive Tor leicht, damit einer der Wartenden in das Konsulat kann.

An diesem Tag sind es mehr als 300 Afghanen, die vor allem aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen nach Ückesdorf gekommen sind, um dort ihre Passangelegenheiten zu klären. Die Bonner Polizei ist mit insgesamt vier Fahrzeugen vor Ort, der Liebfrauenweg ist gesperrt. Die Beamten mussten ausrücken, weil einige der Wartenden einfach über den Zaun kletterten. Die Menschen sitzen auf der Straße, auf dem Bürgersteig - einige sitzen auch auf den Privatgrundstücken der direkten Nachbarn. Vereinzelt liegt in den Hecken und in den Beeten Müll. Im Bereich des Liebfrauenwegs parken unzählige Autos - die meisten haben auswärtige Kennzeichen. Oftmals komme es vor, dass die Wartenden ihre Notdurft in den Vorgärten oder Hecken verrichteten, aus der Not heraus, weil es vor Ort keine Toiletten gibt.

Auf seiner Webseite bietet das Konsulat zwar eine Terminvereinbarung an, viele der Besucher nutzen diese aber nach GA-Informationen nicht, sondern kommen einfach ohne Termin nach Ückesdorf - dies würde unter anderem die großen Menschenansammlungen verursachen.

Anwohner wissen sich nicht mehr zu helfen

Die Anwohner sind genervt, viele wissen sich nicht mehr zu helfen. An der Situation würde sich nichts verbessern, es werde immer schlimmer - berichten Anwohner dem GA. "Die Logistik stimmt hier einfach nicht, es ufert aus und niemand hilft uns", sagt eine Anwohnerin. Ihren Namen wollen die Anwohner alle nicht in der Zeitung lesen - einige aus Angst. Aufgefallen sei ihnen, dass in letzter Zeit vor allem das Ordnungsamt eine verstärkte Präsenz zeige. "Die Zustände, die durch das hohe Aufkommen wartender Besucher des Konsulats seit geraumer Zeit regelmäßig entstehen und zu Beeinträchtigungen der Anwohnerinnen und Anwohner sowie der Allgemeinheit führen, sind bekannt", sagte Marc Hoffmann, stellvertretender Pressesprecher der Stadt Bonn, dem GA.

Die Beeinträchtigungen würden laut Hoffmann unter anderem durch "Warteschlangen im öffentlichen Verkehrsraum, eine Vielzahl von Falschparkern, Verunreinigungen durch Abfälle oder Verrichten der Notdurft" entstehen. Daher habe bereits ein Gespräch zwischen Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) und dem Generalkonsul stattgefunden.

"Seither ist der Stadtordnungsdienst täglich mit mehreren Mitarbeitenden vor Ort, in der Regel zwischen 10 und 11.30 Uhr", so Hoffmann. Am 7. Oktober, als der Andrang besonders groß war, wurden wegen Verkehrsverstößen laut Stadt "zwei Knöllchen" geschrieben. Außerdem habe die Stadt auch das Müllproblem im Blick.

"Bonnorange hat mittlerweile im Kreuzungsbereich des Liebfrauenwegs einen zusätzlichen Papierkorb installiert. Im Umfeld des Generalkonsulats befinden sich drei Bushaltestellen, an denen jeweils ein Papierkorb angebracht ist. Somit stehen den Besucherinnen und Besuchern des Konsulats insgesamt fünf Papierkörbe für die ordnungsgemäße Entledigung von Abfällen zur Verfügung", erklärte Marc Hoffmann. Der Generalkonsul habe außerdem zugesagt, dass "ein Bediensteter des Konsulats täglich die Straße in beide Richtungen auf Müll überprüfen und gegebenenfalls beseitigen wird".

Polizei ist 15 Mal ausgerückt

Den Anwohnern reicht dies aber nicht. "Ich würde es schön finden, wenn sich die Stadt mal mit uns zusammensetzen und das Gespräch suchen würde. Wir fühlen uns hier alleine gelassen", so eine Anwohnerin. Auch das Konsulat würde den Kontakt zu den Anwohnern nicht suchen.

Die Bonner Polizei ist laut Sprecher Robert Scholten von August bis zum Montag 15 Mal zum Konsulat ausgerückt. "Wir sind vor allem immer dann da, wenn sich dort viele Menschen aufhalten", so Scholten. Die Polizei habe auch einen Ansprechpartner im Konsulat. "Auflagen können wir einer konsularischen Vertretung allerdings nicht machen", erklärte er.

Das afghanische Konsulat ließ eine GA-Anfrage zu der Situation im Liebfrauenweg abermals unbeantwortet.

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