Umstrittener Umzug nach Duisdorf Acht Bonner Flüchtlingsfamilien müssen umsiedeln

DRANSDORF/DUISDORF · Die Stadt weist Kritik von Flüchtlingshelfern an der knappen Vorlaufszeit und der schlechten Bedingungen bei der Unterbringung zurück.

 Die Unterkünfte an der Gerhart-Hauptmann-Straße hat die Stadt für Obdachlose freigezogen. Sie werden gerade renoviert.

Die Unterkünfte an der Gerhart-Hauptmann-Straße hat die Stadt für Obdachlose freigezogen. Sie werden gerade renoviert.

Foto: Rolf Kleinfeld

Dransdorfer Flüchtlingshelfer beklagen, dass vergangene Woche eine ganze Reihe Flüchtlingsfamilien mit nur zweiwöchiger Vorinformation aus ihrer Unterkunft in der Gerhart-Hauptmann-Straße geholt und in ein paar als katastrophal beschriebene Unterkünfte in Duisdorf umgesiedelt wurden.

Auch das Personal der Ketteler-Gemeinschaftsgrundschule, des Familienzentrums Gerhart-Hauptmann-Straße und des dortigen Spielhauscontainers seien über die Änderungen, die ihre Kindergartenkinder und Schüler betrafen, erst sehr spät informiert worden, kritisieren die Flüchtlingshelfer, die anonym bleiben wollen.

Den von der Stadt geplanten Wohnwechsel hätte man den offensichtlich überraschten Familien doch besser erklären können, sagen sie. Auf Anfrage erklärt Stadtsprecherin Monika Hörig, die Aktion habe acht Flüchtlingsfamilien, das heißt 38 Personen, betroffen.

Die Umzüge aus der Gerhart-Hauptmann-Straße seien erforderlich gewesen, um dringend benötigte Kapazitäten für die Unterbringung von Obdachlosen zu schaffen. In dem Gebäude waren vor dem großen Zuzug von Flüchtlingen nach Bonn 2015 seit Jahren hilfsbedürftige Bonner ohne feste Adresse untergekommen.

Beide Gruppen, also die Obdachlosen und die Flüchtlingsfamilien, habe man nun aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen an die soziale Betreuung und Einrichtungsleitung in verschiedenen Unterkünften unterbringen wollen, erläutert Hörig. „Der hierfür notwendige Auszug der Flüchtlingsfamilien ist bereits mit deutlich mehr Vorlauf kommuniziert worden“, betont sie. Die alternativen Unterbringungen hätten jedoch erst etwa zwei Wochen vorher festgestanden.

Die Kritik an unzureichenden Bedingungen weist Monika Hörig aber zurück: „Die meisten Familien konnten in angemieteten Wohnungen untergebracht werden und haben sich durch den Umzug gerade im Hinblick auf die zur Verfügung stehende Wohnfläche verbessert“, sagt sie. In der Gemeinschaftsunterkunft Provinzialstraße stünden Sanitärräume und Kochgelegenheiten in ausreichender Zahl zur Verfügung. Sie würden täglich gereinigt, antwortet Hörig auf die direkte Kritik der Flüchtlingshelfer an dieser Unterkunft.

Bei dem ebenfalls als unzureichend bezeichneten Objekt Bahnhofstraße in Duisdorf handele es sich um abgeschlossene Wohneinheiten, so Hörig. Auf die Frage, ob die umgesiedelten Kinder nun andere Einrichtungen besuchen sollten, erklärt die Stadtsprecherin: „Die Unterkünfte sind etwas über drei Kilometer vom bisherigen Wohnort entfernt, sodass ein Schulwechsel nur im Einzelfall erfolgen muss.“

Derzeit ist noch eine Flüchtlingsfamilie à fünf Personen in einer behindertengerechten Wohneinheit im Obdachlosenheim in der Gerhart-Hauptmann-Straße untergebracht. Dazu wohnen aktuell 100 Obdachlose vor Ort. Die von Flüchtlingen verlassenen Wohneinheiten werden zurzeit renoviert, damit sie in zwei bis drei Wochen neu belegt werden können.

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