GA-Serie "Bonner Köpfe": Helmut Weller Abteilungsleiter im Stadthaus: Nach 42 Wahlen ist Schluss

BONN · Der Abteilungsleiter für Abstimmungen, Helmut Weller, macht am Sonntag zum letzten Mal Dienst in der Wahlzentrale des Bonner Stadthauses. Nach mittlerweile 42 Wahlen geht der 65-Jährige in Rente.

 Wahlleiter der Stadt Bonn: Helmut Weller.

Wahlleiter der Stadt Bonn: Helmut Weller.

Foto: Barbara Frommann

Am Sonntag wird Helmut Weller um 7 Uhr seinen Platz in der Wahlzentrale im Stadthaus einnehmen, und es ist nicht davon auszugehen, dass er ihn vor 22 oder 23 Uhr verlassen wird. Es sei denn, es passiert etwas Unvorhergesehenes. „Wenn Not am Mann ist“, wie Weller sagt. Als Abteilungsleiter ist er in der Verwaltung unter anderem für Abstimmungen und Wahlen zuständig.

Man wird kaum jemanden in der Verwaltung finden, der mehr Erfahrung auf diesem Gebiet hat als er. Die anstehende NRW-Landtagswahl ist die 42. Wahl, die der 65-Jährige als Stadtbediensteter begleitet. Es ist die letzte unter seiner Führung, bevor er wenige Tage später in Rente geht. 42 Wahlen in 45 Dienstjahren, zählt man die Ausbildungszeit dazu.

1975 ist Helmut Weller zum ersten Mal als Helfer ins Wahlbüro einberufen worden. Als junger Angestellter bei der Stadt organisierte er zu Beginn den Umzug ins damals neue Stadthaus mit. Es ging um die Einrichtung der Zimmer, aber auch um den Ablauf. „Damals ist in Turm A ein Wasserrohr geplatzt, und wir waren intensiv damit befasst, für die unterschiedlichen Abteilungen vernünftige Lösungen zu finden.“ Eine lehrreiche Zeit sei das gewesen.

Sein beruflicher Weg führte ihn später über die Sachgebietsleitung Wahlen, vor elf Jahren als Abteilungsleiter. „Das Interesse an der Organisation von Wahlen in der Öffentlichkeit ist in der Regel eher gering. Aber wehe, es passiert etwas“, umreißt er die Aufgabe: Genauigkeit in der Planung stehe im Mittelpunkt. „In all den Jahren hat keine Anfechtung Erfolg gehabt“, bilanziert er zufrieden. Der Plan ging immer auf.

Das mag auch an der sachlichen und ruhigen Art von Helmut Weller liegen. Man kann sich kaum vorstellen, dass der gebürtige Bonner und Vater zweier (mittlerweile erwachsener) Kinder bei Schwierigkeiten in Panik verfällt. Als vergangene Woche auffiel, dass durch einen Programmfehler einige auf dem Onlinewege bestellte Briefwahlanträge von Bürgern nicht bis zur Verwaltung durchgedrungen waren, entschied Weller, die Öffentlichkeit zu informieren: „Andere Kommunen, die ebenfalls betroffen waren, haben das nicht getan. Ich bin der Meinung, bei so etwas muss Transparenz her.“

Die letzte Woche hat Weller genutzt, um Wahlhelfer zu schulen. Gemeinsam mit einem Dutzend anderer Städte hat Bonn einen Film produziert, in dem die 2000 Helferinnen und Helfer für die Stadt Fallbeispiele ansehen können. Das Kind, das schon lesen kann, darf nicht mit in die Wahlkabine. Ein offizieller Wahlvertreter dagegen schon. Das Verfahren sei ziemlich genau vorgegeben, aber es gebe doch viel zu beachten, so Weller. Rund ein halbes Jahr vor der Wahl beginnen die ersten organisatorischen Arbeiten für sein Team: Ausdruck der Stimmzettel, Umschläge bestellen, Wahlbüros reservieren.

Letzteres hat 2014 bei der Kommunalwahl in einem Fall für Aufregung gesorgt, weil die Marktschule in Pützchen wie immer als Wahlbüro eingerichtet werden sollte. Doch weil dort zeitgleich im September die Achterbahnen von Pützchens Markt fuhren, hieß es, der automobile Teil der Pützchener Bevölkerung könne nicht bis vor die Tür vorfahren und werde von der Wahlurne abgehalten. Weller argumentierte, es sei besser, ein paar Schritte zu Fuß in Kauf zu nehmen, als das gewohnte Wahlbüro zu verlegen. „So machten wir es. Und die Wahlbeteiligung war letztlich unverändert.“

Im selben Jahr kam es zu einem Kuriosum, das er bis dahin noch nicht erlebt hatte. In Kessenich und Dottendorf erzielten die Direktkandidaten für die Kommunalwahl ein stimmgleiches Ergebnis. Das bedeutete einen Losentscheid zwischen dem CDU-Mann Herbert Kaupert und dem SPD-Mann Holger Clausen. Der oberste Wahlleiter, der damalige Kämmerer Ludger Sander, spielte damals Glücksfee. Kaupert wurde es.

Zuvor hatte es in der Kommunalpolitik geheißen, der Stimmbezirk müsse neu ausgezählt werden. Helmut Weller ist bis heute froh, dass er sich mit seiner Em-pfehlung durchsetzen konnte, dies nicht zu tun. „Es hätte nicht nur bedeutet, die Wahlhelfer vor den Kopf zu stoßen. Die Wahl wäre auch anfechtbar gewesen“, erklärt er. Die Regularien sehen vor, dass eine neue Auszählung nur bei dem begründeten Verdacht erfolgen darf, dass etwas falsch gelaufen ist.

Am Sonntag steht also für ihn die letzte Wahl im Dienste der Stadt an. Bei der nächsten Abstimmung als Bürger kann Helmut Weller etwas tun, was für ihn ungewohnt ist: Er kann am Wahltag selbst zur Urne schreiten und muss nicht zu den Briefwahlunterlagen greifen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort