Letzte Party vor Sanierung der Beethovenhalle Abschied vom Bonner Wohnzimmer

Bonn · Zwei Jahre lang soll die Beethovenhalle wegen Sanierungsarbeiten geschlossen werden. Doch bevor es soweit ist, haben die Bonner eine letzte laute Abschiedsparty gefeiert.

Die Bundespräsidenten Scheel, Carstens und von Weizsäcker hätten den Ort wohl nicht wiedererkannt, an dem sie einst in ihr Amt gewählt wurden: Die Beethovenhalle hatte sich am Samstagabend in eine große, wummernde Disco verwandelt. Es war die vorerst letzte Party, die in diesen Räumen stattfand. Denn Mitte November beginnt die Sanierung der Halle. Bis 2018 soll sie geschlossen bleiben, um dann mit modernen Sicherheitsstandards und neuster Technik wieder zu öffnen.

Für Probleme mit Baustoffen oder veralteten Deckenleuchten hatten die Partygäste am Samstagabend natürlich keine Augen – schließlich gab es ganz anderes zu sehen. In den Großen Saal strömten immer mehr Besucher: Auf der Bühne legte ein DJ auf, LED-Scheinwerfer tauchten den wabernden Shownebel in buntes Licht. Im Nordfoyer feierten die Gäste zur donnernden Musik von Newcomer-Bands, darunter das Bonner Musikkollektiv „Blümchenknicker“ und die Rockband „Heldenviertel“ aus Beuel.

„Ich finde die Beethovenhalle ganz cool, weil sie großflächig ist und man nicht so gequetscht ist“, erzählte Nadine. Die 27-Jährige und ihre Freundin Rebecca standen im Hauptfoyer in der Nähe der Bar. Sie waren schön häufiger in der Beethovenhalle: „Die Veranstaltungen hier sind immer gut. Letztes Jahr haben wir Steffen Hensslers Bühnenshow gesehen“, sagte Rebecca.

Organisiert wurde die Abschiedsparty von den Veranstaltern der „AfterJobPartys“, die in Bonn seit mehr als zehn Jahren regelmäßig stattfinden. Für Rico Fenoglios Veranstaltungsagentur ist es die fünfzehnte Party in der Beethovenhalle seit 1996. „Es ist einfach das Wohnzimmer der Bonner“, sagte Fenoglio. „Als die Halle 1959 eröffnet wurde, gab es ja auch nicht viele andere Veranstaltungsräume.“ Das habe sich mittlerweile geändert und die vorübergehende Schließung der Halle sei zu verkraften. Ob die Sanierung tatsächlich in zwei Jahren gelingt und im Kostenrahmen von 60 Millionen Euro bleibt? „Nein, das glaube ich nicht. Ein öffentlich ausgeschriebenes Bauprojekt, das den Rahmen einhält? Damit käme man ja ins Guinness-Buch der Rekorde“, so Fenoglio.

Den Gewinn, der von den Eintrittsgeldern des Abends übrig bleibt, wollen die Veranstalter der Stadt Bonn überlassen, um die Sanierung zu unterstützen. Das würde sicher auch den Verein „ProBeethovenhalle“ freuen, der einen eigenen Stand auf der Party hatte. „Wir wollen Spenden sammeln, aber vor allem Gesicht zeigen“, so Hans Hinterkeuser, der Geschäftsführer des Vereins. „Die Leute sollen wissen, dass es Menschen gibt, die sich für die Halle einsetzen.“

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