Wegen Misswirtschaft Abschied vom Bonner Münsterladen

Bonn · Das Geschäft an der Gerhard-von-Are-Straße ist ab sofort geschlossen. Was mit den Räumen passiert, ist noch unklar.

Dass ihnen der Abschied schwer fällt, war den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern des Münsterladens am Freitag deutlich anzumerken. Es war ihr letzter Tag in der vor 16 Jahren gegründeten Handlung für christliche Literatur, Kunstartikel und Devotionalien. Ab sofort hat der Münsterladen an der Gerhard-von-Are-Straße geschlossen.

Was mit den erst vor sechs Jahren sanierten Räumen geschieht, ist noch unklar, sagte Bernd Kemmerling. Der Poppelsdorfer Pfarrer von Sankt Sebastian, zurzeit als kommissarischer Stadtdechant eingesetzt, hatte es sich nicht nehmen lassen, sich persönlich zu verabschieden. Wie berichtet, musste der bisherige Stadtdechant Wilfried Schumacher im Zuge der Finanzaffäre am Bonner Münster zurücktreten. Die Münster-Kirchengemeinde St. Martin hatte rund zwei Millionen Euro aus ihrem Substanzvermögen dazu verwendet, defizitäre Einrichtungen zu finanzieren. So kämpfte der Laden lange mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten.

Auch das defizitäre Münster-Carré wird zum Jahresende den Tagungsbetrieb schließen. „Wir verstehen nicht, warum wir jetzt schon aufhören müssen“, sagte Thomas Minten, Leiter des Münsterladens. „Wir hätten gerne noch das Weihnachtsgeschäft mitgenommen.“ Während Minten in wenigen Tagen einen neuen Job in München antritt, ist die Zukunft für seine hauptamtliche Kollegin Andrea Weffer noch unklar. „Ich bin ab Januar erst einmal arbeitslos“, sagt die Buchhändlerin, die sich um die Organisation des Ladens gekümmert hat und jetzt die Abwicklung vornehmen muss.

Joachim Gerhardt, Pressepfarrer der Evangelischen Kirche in Bonn, schaute ebenfalls vorbei. „Es wäre schön, wenn wir eine Möglichkeit fänden, den Münsterladen als ökumenische Einrichtung wieder aufleben zu lassen“, schlug er vor und stieß auf Zustimmung. Kemmerling berichtete, dass das Bistum inzwischen die großen katholischen Einrichtungen und alle pastoralen Dienste in Bonn gebeten habe zu beschreiben, wie man sich das Profil des neuen Stadtdechanten vorstelle. „Ich hoffe, dass diese Position zügig wieder besetzt wird“, sagte Kemmerling.

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