Langjähriger Stadtdechant Wilfried Schumacher in Bonn verabschiedet

Bonn · Mit einem stimmungsvollen Gottesdienst in der Stiftskirche endete am Samstagabend die Ära des langjährigen Bonner Stadtdechanten. Wilfried Schumacher hatte im Zuge des Finanzskandals um das Bonner Münster seinen Amtsverzicht erklärt.

Der minutenlange Applaus, zu dem sich die Gemeinde unmittelbar nach Wilfried Schumachers Predigt von den Kirchenbänken erhob, dürfte zu den als besonders wohltuend empfundenen Geschenken gehören, von denen der frühere Stadtdechant am Samstagabend so einige entgegen nehmen konnte. Die spontane Zustimmung zwischen Gloria und Credo stach dabei besonders heraus. Mit einer feierlichen Messe in der bis auf den letzten Platz gefüllten Stiftskirche würdigte die Katholische Kirche in Bonn und mit ihr gut 500 Gläubige das 20-jährige Wirken Schumachers als Stadtdechant und Münsterpfarrer. Im Mai hatte er seinen Amtsverzicht erklärt und damit die Verantwortung dafür übernommen, dass zwei Millionen Euro aus dem Substanzvermögen der Münsterpfarre unzulässig für laufende Kosten verwendet und damit verbraucht wurden.

Besinnung und Bekenntnis zur eigenen Schuld und Demut des Menschen gegenüber jenen, die durch ihn enttäuscht und verletzt wurden, griff Schumacher im Kyrie mit Worten der Entschuldigung auf. Dies sei ein „sehr bewegender Abend“ führ ihn, hatte er eingangs gesagt - dies nicht zuletzt, weil er mit dem Fest der Stadtpatrone zusammenfiel, das zwei Jahrzehnte ein zentraler Termin im Kalender des Stadtdechanten gewesen ist.

Gewürdigt wurde Schumacher sodann auf mannigfache Weise. „Danke für alles, was Du für Bonn, für das Münster und für die Ökumene getan hast“, sagte Zelebrant Bernd Kemmerling, der das Amt des Stadtdechanten kommissarisch führt. Voluminös füllten der Münster-Kammerchor Chorus Cantate Domino unter Leitung von Markus Karas und die von Wolfgang Bretschneiders gespielte Klais-Orgel den weiten Resonanzraum der Stiftskirche - ebenso, als die Gemeinde am Ende des Abends das Lied der Stadtpatrone intonierte.

Drei Stichworte griff Wilfried Schumacher in seiner Predigt auf. „Ihr seid Gottes Volk!“, ein Wort aus dem ersten Petrus-Brief, diente ihm als Metapher für die Beteiligungsprozesse die ihm als „Kind des Zweiten Vatikanischen Konzils“ stets wichtig gewesen sei. „Mir war es immer wichtig, dass das Volk Gottes im konkreten Leben der Kirche in Bonn zu Wort kam“, so Schumacher, der in dem Zusammenhang für die Solidarität nach seinem Rücktritt dankte: „Sie war richtig und hat mir sehr geholfen“.

„Ihr seid ein Brief Christi“ (zweiter Korintherbrief), damit umschrieb er die Präsenz der Citypastoral in der Stadt – nicht zwingend durch Papier und Tinte – „sondern als lebendige und überzeugte Christen“. Und zum Dritten – „Damit sie eins sind, wie wir eins sind“ (Johannes-Evangelium) – ließ Schumacher die gelebte Ökumene mit den Bonner Protestanten und den orthodoxen Gemeinden Revue passieren. Nach der Messe reihten sich auch die Vertreter der anderen Kirchen in die Reihe derer ein, die sich mit persönliche Worten bei Schumacher bedankten. Oberbürgermeister Ashok Sridharan sagte: „Sie waren bei den Menschen und für die Menschen da. Sie haben segensreich gewirkt, und ich sage von Herzen: Vergelt's Gott.“

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