Hängepartie um Kulturetat Wie kann Bonn 3,5 Millionen Euro einsparen?

Bonn · Vor Jahren beschloss der Stadtrat, 3,5 Millionen Euro in der Kultur zu sparen. Die Umsetzung ist weiter unklar. Das Land stellt Fördergeld in Aussicht, aber nur wenn die Stadt von ihrer Kürzung Abstand nimmt.

Die Hängepartie um das Kulturbudget geht weiter. Zwar steht weiter der Beschluss der Jamaika-Koalition im Raum, ab 2023 rund 3,5 Millionen Euro einzusparen. Ob und wie das gelingen soll, bleibt aber völlig unklar. Die Mehrheit im Kulturausschuss nahm am Donnerstagabend entsprechende Gutachtervorschläge zur Kenntnis und beauftragte die Verwaltung, „zeitnah mit Land und Bund Verhandlungen“ über eine „förderunschädliche Lösung“ aufzunehmen. Hintergrund: Das Land NRW will die Oper stärker bezuschussen, macht aber zur Bedingung, dass die Stadt dort nicht im gleichen Maß kürzt.

Das Fachbüro Actori hatte im Auftrag der Stadt fünf Szenarien bis hin zur Schließung des Schauspielhauses untersucht, mit denen 1,7 bis 3,2 Millionen Euro gespart werden könnten. Das wäre allerdings mit massiven Einschnitten beim städtischen Theater, dem Beethovenfest, dem Orchester und dem Kunstmuseum verbunden. „Wir als Grüne lehnen diese Szenarien als nicht machbar ab“, erklärte Tim Achtermeyer im Kulturausschuss, während sich die Koalitionspartner von CDU und FDP nicht äußerten. Jürgen Repschläger (Linke) betonte, mit dem Gutachten sei klar belegt, dass Bonn die 3,5 Millionen Euro nicht kürzen könne, ohne Strukturen zu zerschlagen. Seine Fraktion mache da nicht mit.

Als Johannes Schott (Bürger Bund) bei Ashok Sridharan (CDU) nachhakte, wie er den Ratsbeschluss umzusetzen gedenke, antwortete der Oberbürgermeister: „Ich kann mich Herrn Achtermeyer nur anschließen.“ Sridharan hatte schon vor Wochen bekundet, dass er sich nur die von Actori empfohlene Optimierung im Theater, beim Orchester und im Kunstmuseum vorstellen könne. Die könnte ab 2023 rund 800 000 Euro bringen. Die Gespräche mit dem Land über die Fördermittel-Pro-blematik soll die neue Kulturdezernentin Birgit Schneider-Bönninger führen, die im März ihren Dienst antritt. Die Allianz für Bonn scheiterte im Ausschuss mit dem Antrag, die Schauspielsparte aus Kostengründen zu schließen und sich stärker auf Musik zu konzentrieren. Der Bürger Bund enthielt sich; alle anderen stimmten ohne Debatte mit Nein.

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