Wildgehege der Waldau Wegsperrung heiß diskutiert

Venusberg · Und das alles wegen eines 350 Meter langen Waldweges am Wildgehege der Waldau, über dessen Sperrung die Bezirksvertretung Bonn am Dienstag, 19. April, abstimmen wird.

Die Volksseele kocht bei Spaziergängern im Kottenforst und Bürgern auf dem Venusberg. Nur Peanuts? Keineswegs, denn der Weg führt durch die Bestände von alten Kopfbuchen, die wegen ihres bizarren Aussehens auch als „Gespensterwald“ bekannt sind.

Die Stadt macht sich ebenso wie der Naturschutzbund (Nabu) dafür stark, die bruchgefährdeten Kopfbuchen entlang des Weges stehenzulassen und stattdessen lieber den Waldweg zu sperren. Doch die Bürger setzen ihre Prioritäten völlig anders und haben zugleich Sorge, dass sich die Volksvertreter der Meinung der Naturschützer anschließen.

Wie wichtig ihnen der Erhalt dieses speziellen Waldweges ist, wurde bei einem Presse-Ortstermin auf dem Venusberg deutlich, als der GA-Reporter plötzlich zwei Dutzend Venusbergern gegenüberstand, die ausnahmslos die Meinung vertreten: „Der Weg muss unbedingt bleiben.“ Und es gibt eine Reihe guter Argumente dafür, finden sie.

Argumente für den Erhalt

Das emotionalste davon vertrat eine Frau: „Dieser Weg durch die Kopfbuchen ist eindeutig der schönste Weg des ganzen Waldes und vor allem bei den Kindern sehr beliebt.“ Gerade hier sei das Walderlebnis größer als auf den „Wald-Autobahnen“ ringsum, auch für die Kinder der nahe gelegenen Kindergärten auf dem Venusberg biete die Verbindung nicht nur den kürzesten, sondern auch den attraktivsten Weg zum Wildgatter.

Das Argument, die Kopfbuchen seien besonders erhaltenswert, kommt bei den Bürger ebenfalls nicht an: „Es geht hier um fünf Bäume, die zugunsten der Beibehaltung des Weges gefällt werden müssten, das ist nicht der Untergang des Abendlandes.“ Zumal man genau nachgezählt hat: Rund um die Waldau und das Wildgehege gebe es 519 Kopfbuchen. „Mit dem Argument, sie seien erhaltenswert, müssten dann nicht eigentlich alle Wege im Kottenforst gesperrt werden?“

Die Bürger sind misstrauisch

Nachdem vor zwei Jahren schon Sperrungen diskutiert wurden und an einer Protestwelle scheiterten, komme jetzt der nächste Versuch. „Die Argumente sind vorgeschoben“, findet etwa Oliver Pagenkopf. „Man will hier mit Hilfe der Kopfbuchen und dem Argument des Naturschutzes und der Verkehrssicherheit Sperrungen durchsetzen, die vor zwei Jahren gescheitert sind.“ Doch die Bürger haben ein langes Gedächtnis und führen an: In den letzten 35 Jahren seien schon mehr als 20 Wege und Pfade im Wald gesperrt worden.

Gerade mit der Haftungsfrage, wenn ein Baum umkippen sollte, haben sich die Juristen unter den Bürgern beschäftigt. Und kommen nach Durchsicht von Urteilen zum Ergebnis, der Bundesgerichtshof verlange inzwischen einerseits, dass Wälder für alle Besucher geöffnet werden müssten, andererseits diese dann aber dann das Risiko selbst tragen müssten, wenn etwas passiert. Schließlich sei bekannt, dass es im Wald gefährlich sein könne.

Holzbohlenweg wird kritisch gesehen

Auch den kürzlich eröffneten Holzbohlenweg sehen die Bürger übrigens kritisch: Von dort aus einige wenige Kopfbuchen anzusehen, sei in etwa so wie ein Besuch im Zoo, habe aber nicht viel mit realem Naturerlebnis zu tun.

Insgesamt 14 Argumente haben die Bürger zusammen getragen, um die Politiker am Dienstag zu überzeugen. Für diejenigen, die glauben, eine Sperrung sei kein Problem, weil der Umweg über Nachbarwege nicht sehr groß sei, haben die Bürger übrigens auch eine passende Antwort: „Man spaziert nicht durch den Wald, um möglichst kurze Wege zu haben, sondern weil es ein Erlebnis ist.“

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