World Conference Center Bonn Warum das WCCB keine schwarze Null schafft

Bonn · Nach einem Jahr Betrieb scheint der Start des WCCB gelungen. Doch die schwarze Null schafft das World Conference Center nicht. Ein Grund liegt in der Entstehungsgeschichte des World Conference Centers.

Für manche Bonner unerwartet gute Buchungszahlen, zufriedene Kongressteilnehmer und erhebliche Einnahmen – in diesem Jahr rund 7,5 Millionen Euro. Nach gut einem Jahr Betrieb scheint der Start des World Conference Centers Bonn (WCCB) gelungen.

Da drängt sich die Frage auf, warum das Kongresszentrum im ehemaligen Bundesviertel auch mittelfristig den klammen städtischen Haushalt belasten sollte.

„Ich bin fest überzeugt, dass wir das Haus operativ wirtschaftlich führen müssen“, sagt Michael Kleine-Hartlage in seinem verglasten Büro neben dem Plenarsaal direkt am Rheinufer. Er ist Geschäftsführer der Bonn Conference Center Management GmbH (BonnCC), die das WCCB und die Beethovenhalle betreibt.

Seit 2015 brauche sie keine Zuschüsse mehr fürs operative Geschäft. „Personalkosten, die Nebenkosten von Veranstaltungen sowie Wartungs- und Reparaturkosten tragen wir aus unserem Etat“, so Kleine-Hartlage. Die Stadt hingegen übernimmt die Energiekosten, Zinsen und Abschreibung. Insgesamt ist das für die Stadttochter BonnCC derzeit jedes Jahr eine Summe von 3,7 Millionen Euro.

Es fehlen Hotelkapazitäten im Drei-Sterne-Bereich

Theoretisch könnte das Unternehmen deutlich höhere Umsätze generieren. Auch die Nachfrage sei vorhanden. Eine Vollauslastung beider Häuser sei technisch aber nicht zu realisieren, erklärt der Geschäftsführer. 45 Tage im Jahr sind Plenarsaal und Neubau für Wartungsarbeiten gesperrt. Nicht jeder Kunde, der die großen Säle bucht, lässt weitere Mieter in den kleinen Räumen zu.

Auch das Fehlen größerer Hotelkapazitäten im mittelpreisigen Drei-Sterne-Segment behindere die Vermarktung. So sei kürzlich die Buchung einer großen Mitarbeiter-Tagung für 1200 Personen geplatzt, weil die Teilnehmer nicht in wenigen günstigen Häusern untergebracht werden konnten. „Ärgerlich, weil wir die Hotelbetten in vielen kleineren Häusern in diesem Fall sogar zusammen hatten“, so Kleine-Hartlage.

Die Kostenbelastung indessen ist in der Entstehungsgeschichte des WCCB zu suchen. Kaum einer kennt die Zusammenhänge besser als Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Tom Schmidt. Jahrelang hat er sich im WCCB-Unterausschuss des Stadtrats durch die Akten gelesen. Der Bund hatte der Stadt nach dem Hauptstadtbeschluss den Plenarsaal und das Wasserwerk kostenfrei mit der Auflage einer Weiternutzung überlassen.

Die Kosten zur Instandhaltung sollten aus einer Rücklage von 50 Millionen Euro getragen werden, die der Bund und das Land zahlten. „Dieses Geld bringt im Moment aber kaum Zinsen, nur rund 1,2 Millionen Euro“, erklärt Schmidt.

Der UN-Rabatt liegt bei 90 Prozent

Abzüglich dieser Rücklagezinsen bleibt ein Verlust von 2,5 Millionen Euro. 450.000 Euro des nötigen Stadtzuschusses fließen in den Unterhalt der Beethovenhalle. Macht einen Nettozuschuss von rund zwei Millionen im Jahr fürs WCCB. Da die Stadt nach dem Baudesaster die Fertigstellung des Kongresshotels (heute Marriott) nicht selbst finanzieren wollte, fehlen nun jährliche Pachteinkünfte. Diese dienen bei vielen anderen Kongresszentren zur Quersubvention.

Die Hälfte der bleibenden Verluste von zwei Millionen Euro stammt aus einer Vereinbarung mit den Vereinten Nationen, die das WCCB 20 Tage im Jahr zu stark vergünstigten Konditionen nutzen dürfen. Nach GA-Informationen liegt der UN-Rabatt bei 90 Prozent. Für Tom Schmidt ist dieses Geld aber gut investiert.

„Einerseits war die Vereinbarung Grundlage dafür, dass der Bund die Gebäude überhaupt übertragen hat.“ Überdies sei der UN-Standort eines der wichtigsten Argumente in der anstehenden Diskussion um den Verbleib der restlichen Bundesministerien. „Der war für die UN schließlich eine zentrale Bedingung, sich in Bonn anzusiedeln.“

Das WCCB ist ein zentraler Standortvorteil

In Zukunft könnte die sich die Bilanz für die Stadt zudem aufhellen: Der Bund hat jährlich 3,5 Millionen Euro in Aussicht gestellt, um zusätzlich zu den 20 rabattierten Tagen weitere UN-Konferenzen ins WCCB zu holen. Michael Kleine-Hartlage liegt dazu aber noch keine Vereinbarung vor. Genau wie seine Vermarktungschefin Christina Esser betont er das große Renommee für das Haus. „Viele Unternehmen wollen auch dort tagen, wo die Vereinten Nationen regelmäßig zu Gast sind“, berichtet Esser.

Ähnlich verhalte es sich mit dem Beethovenfest und dem Beethoven Orchester, die den großen Saal New York während der zweijährigen Sanierung der Beethovenhalle rund zehn Wochen im Jahr – und vor allem ausgerechnet während der wichtigen Kongressmonate September/Oktober – nutzen werden.

Theoretisch bringe diese politische Entscheidung des Stadtrats Umsatzverluste von rund einer Million Euro und abzüglich der Kosten eine halbe Million Euro entgangene Einnahmen, sagt Schmidt. „Auch das zeigt aber anderen Kunden die Vielseitigkeit des Zentrums. Nicht viele Kongresszentren sind konzerttauglich“, sieht Kleine-Hartlage es positiv.

Dass Kultur und Vereinte Nationen das WCCB die schwarze Null kosten, sieht auch Tom Schmidt als notwendiges Übel. Das WCCB sei ein zentraler Standortvorteil und eine Strukturförderung für Stadt und Region.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort