Vortragsreihe "Music und Brain" Vortrag und Konzert für Demenzkranke in Bonn

Venusberg · In der Vortragsreihe „Music & Brain“ hat Professorin Monique Breteler über "Gesundheit im Alter: Eine lebenslange Reise". Breteler leitet die Rheinland-Studie und stellte erste Erkenntnisse daraus vor.

Selbst Sabine Helling-Moegen, Administrativer Vorstand des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), zeigte sich überwältigt von dem großen Andrang bei der 50. Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Music & Brain“. An diesem frühen Abend hatte das Vortragsthema „Gesundheit im Alter: Eine lebenslange Reise“ von Professorin Monique Breteler zahlreiche Interessenten angelockt, denn die Hoffnung, an diesem Abend zu erfahren, was man tun kann, um zuverlässig Demenz zu verhindern, war natürlich groß.

Breteler machte dieses Hoffnung jedoch schnell zunichte: „Ich werde Ihnen heute keine klaren Antworten geben können“, sagte die sympathische Professorin lachend. Doch die Direktorin für populationsbezogene Gesundheitsforschung arbeitet an verlässlichen Antworten im Zuge der großen Rheinland-Studie, die am DZNE läuft. Bevor Breteler die ersten Erkenntnisse aus dieser Langzeitstudie vorstellte, präsentierte sie aktuelle Statistiken zu Demenzerkrankungen. Die zunächst erschreckenden Zahlen, dass von 1990 bis 2016 die Demenzerkrankungen um 117 Prozent gestiegen sind, konnte sie schnell in gute Nachrichten umwandeln, denn die Erklärung dafür ist ganz einfach: Die Menschen werden immer älter und somit steigt auch die Anzahl an Erkrankungen, die vor allem im fortgeschrittenen Alter auftreten.

Inzwischen weiß man, dass es in den meisten Fällen nicht nur eine Ursache für Demenzerkrankungen gibt, sondern mehrere sehr komplexe Auslöser, unter anderem genetische Disposition, Ausbildungsniveau, Umweltfaktoren und Lebensstil. Etwa ein Drittel der Faktoren kann von jedem beeinflusst werden, worin auch wieder die guten Neuigkeiten liegen, denn Erkrankungen mit vielen Ursachen bieten wiederum auch zahlreiche Ansätze zur Intervention. Zusammenfassend beschloss Breteler den ersten Teil mit den Worten: „Jeder bekommt Demenz, aber wenn die Leute vorher sterben, haben sie vielleicht nicht solche Probleme damit.“

Doch wie lässt sich eine mögliche Demenz so hinauszögern, dass wir sie nicht mehr erleben? Breteler stellte klar, dass alle möglichen Schlagzeilen bis heute eines wissenschaftlichen Fundaments entbehren. Um die genauen Faktoren herauszufinden, über die der Einzelne eine Demenzerkrankung beeinflussen kann, werden in der Rheinland-Studie 20 000 Menschen über einen langen Zeitraum hinweg untersucht. Bisher konnte Breteler sich in der Fragerunde nur recht allgemein äußern: „Was gut ist für das Herz oder auch die gesamte Gesundheit, ist mit Sicherheit auch gut für das Gehirn: gesunde Ernährung, Aktivitäten, soziales Engagement.“

Im zweiten Teil des Abends stand die Musik im Vordergrund, die nachweislich auch gut für das Gehirn ist und gerade deshalb auch eine Rolle in der Demenzforschung spielt. Zu hören waren an diesem Abend drei junge Musiker aus dem Gürzenich-Orchester und der zugehörigen Akademie. Mit der ungewöhnlichen Besetzung Fagott, Marimba und Kontrabass waren Werke von Bach bis zur Jazz-Improvisation zu hören.

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