Einweihung der "Rheinharfe" 1967 Vor 50 Jahren wurde die Bonner Nordbrücke gebaut

Bonn · Vor 50 Jahren wurde die Friedrich-Ebert-Brücke in Bonn eingeweiht. Der technische Leiter und Ingenieur Rainer Saul erinnert sich an die Entstehungsgeschichte der Nordbrücke.

Den 28. Juni 1967 hat Reiner Saul noch sehr gut in Erinnerung. Denn an diesem Tag wurde die Nordbrücke als zweite Bonner Rheinbrücke eingeweiht – und Saul hatte als technischer Bauleiter einen wichtigen Anteil daran. „Das war meine erste große Brücke“, berichtet Saul (79), der heute im süddeutschen Leonberg wohnt. Vor 50 Jahren lebte der junge Ingenieur noch in Bonn in der Meckenheimer Allee und sang in seiner Freizeit im Philharmonischen Chor Bonn unter Leitung von Volker Wangenheim. Als die Firma Hein Lehmann am 1. Januar 1964 den Auftrag für den Bau der Brücke bekam, freute sich einer besonders. „Ich wollte eine Brücke über den Rhein bauen“, erinnert sich Saul, damals noch blutjunger Ingenieur. Und das durfte er plötzlich auch.

Unter der Leitung des erfahrenen Klöppelschülers Erwin Volke wurde die Berechnung für die Brücke von vier Jung-Ingenieuren von der Hochschule Hannover vorgenommen; darunter eben jener 25 Jahre alte Reiner Saul. „Ich habe unter anderem die Theorie II. Ordnung, den Pylon und die Montagezustände bearbeitet und danach ein Dreivierteljahr die technische Bauleitung übernommen.“

"Erste Schrägseilbrücke mit Vielseil-System"

So lange dauerte die Montage der Hauptbrücke, bei der erstmals 80 Seile verbaut wurden: „Die von Hellmut Homberg entworfene Brücke war die erste Schrägseilbrücke mit Vielseil-System“, erinnert sich Saul. Deshalb bekam die Brücke auch den poetischen Namen „Rheinharfe“. Dass der offizielle Name Friedrich-Ebert-Brücke lauten sollte, war indes lange nicht klar, berichtet Saul. Unter der Regierung von Kanzler Ludwig Erhard (CDU) und seinem Verkehrsminister Hans-Christoph Seebohm sollte die Brücke zunächst nach dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer benannt werden.

Doch die Große Koalition ab November 1966 änderte den Namen: Unter Kurt Georg Kiesinger (CDU) und Georg Leber (SPD) wurde beschlossen, die Brücke nach dem ersten Reichspräsidenten zu benennen: Friedrich Ebert, wie Leber Sozialdemokrat. „Daraufhin ließ sich für die Weihe der zuständige Erzbischof von Köln durch einen Bischof aus Münster vertreten“, erinnert sich Saul. Im GA hieß es dagegen versöhnlich, der katholische Weihbischof Heinrich Tenhumberg überbrachte die Grüße des Kölner Erzbischofs Joseph Frings aus Rom.

Ein Traum ging in Erfüllung

„Solche Sachen bekam man auch mit auf der Baustelle“, berichtet Saul, der auch miterleben musste, dass während der Bauzeit vier Kollegen tödlich verunglückten und somit den „Tücken der Technik“ zum Opfer fielen, wie der GA berichtete. „So was passiert bedauerlicherweise immer wieder“, sagt Saul, der nach seiner ersten Großbrücke in Bonn zum 1. Oktober 1968 nach Stuttgart zum Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner AG wechselte, für die er weitere große Brücken baute, unter anderem in Argentinien und Hongkong.

Reiner Saul schätzt, dass seinerzeit rund 70 Mitarbeiter mit der Montage der Bonner Brücke beschäftigt waren, aber noch viel mehr Menschen bei den vorbereitenden Arbeiten wie der Herstellung und dem Transport der Teile. Für Saul ging mit der Nordbrücke ein Traum in Erfüllung. Viele Bonner und Auswärtige danken es ihm und seinen Kollegen heute noch, wenn sie von Bonn nach Beuel den Rhein überqueren – oder umgekehrt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort