Handel und IHK kritisieren Stadtbaurat Verbände lehnen Verkehrsplanung der Stadt ab

Bonn · Die Spitzen des Bonner Einzelhandels und der Industrie- und Handelskammer (IHK) schlagen Alarm: Anlass ist ein GA-Interview mit Stadtbaurat Helmut Wiesner in der Ausgabe vom vorigen Montag.

 Verkehrschaos auf der Reuterstraße: Kein seltenes Bild in Bonn. Mit Blick auf die anstehenden Brückensanierungen wird zurzeit fieberhaft über neue Verkehrsführungen in der Innenstadt nachgedacht.

Verkehrschaos auf der Reuterstraße: Kein seltenes Bild in Bonn. Mit Blick auf die anstehenden Brückensanierungen wird zurzeit fieberhaft über neue Verkehrsführungen in der Innenstadt nachgedacht.

Foto: Benjamin Westhoff

Es sind allerdings auch Wiesners Äußerungen über Autofahrer, die Karina Kröber vom Verein City-Marketing, Jannis Vassiliou, Vorsitzender des Einzelhandelsverbands (EHV) und dessen Geschäftsführer Adalbert von der Osten sowie IHK-Geschäftsführer Stephan Wimmers auf den Plan gerufen haben. „Was meint Herr Wiesner denn damit, wenn er von 'bestimmten Kreisen' unter den Autofahren spricht, die Angst davor hätten, dass dann die Innenstadt mit dem Auto nicht mehr erreichbar sei?“, fragt etwa Karina Kröber.

„Ich bin nicht angstbesetzt“, betonte sie am Freitag bei einem Pressegespräch mit EHV und IHK, „aber uns muss man schon die Möglichkeit zubilligen, unsere Sicht der Dinge darstellen zu können.“ Und die gehen deutlich in eine andere Richtung, als Verwaltung und Politik zurzeit für die Verkehrsführung in der Bonner Innenstadt überlegen.

Beispiel Linksabbieger Belderberg: Die Stadt will auf Beschluss des Rates eine Linksabbiegespur für Autofahrer aus Richtung Süden in Richtung Stadthaus im nächsten Jahr testen. Doch Kröber und ihre Kollegen von EHV und IHK sind sich einig, dass der Linksabbieger nicht geeignet sei, den Verkehr in der City in den Griff zu bekommen, wenn die Verwaltung – wie derzeit geplant – die Kaiser- und Stockenstraße für den Verkehr aus Richtung Süden kappt (der GA berichtete).

Lediglich die Zufahrt zur Marktgarage soll in dem Fall noch möglich sein. Ist die voll, müssen die Autofahrer über die Franziskanerstraße, die dann in umgekehrter Richtung Einbahnstraße sein soll, zurück auf die B9, wo sie wiederum nur nach rechts in Richtung Süden abbiegen dürfen. „Das wird das reinste Chaos geben“, ist Wimmers überzeugt.

Vassiliou, der in der Innenstadt ein Juweliergeschäft betreibt, und Kröber, Mitinhaberin von Kröber Hören und Sehen am Friedensplatz, haben große Sorgen, dass mit der städtischen Verkehrsplanung die Kundenfrequenz in der City weiter abnehmen wird. „Wenn die Verwaltung die Erreichbarkeit der City weiter erschwert, bleibt die Kundschaft nachher ganz weg“, prophezeit Vassiliou.

Während er die Kappung des Cityrings deshalb ablehnt, ist Kröber etwa zurückhaltender. „Mit ist vor allem wichtig, dass die Verwaltung uns ein schlüssiges Verkehrskonzept vorlegt, das uns alle überzeugt. Das ist bislang aber nicht geschehen“, sagte sie. Für Wimmers hat die Kaiserstraße vor allem die Funktion eines Bypasses, wenn es auf der Reuterstraße zum Stau komme. „Den dürfen wir auf keinen Fall opfern.“

Von der Osten kritisierte, die Verwaltung lasse sich bei ihren Überlegungen ausschließlich von dem Grundgedanken leiten, den Autoverkehr zu reduzieren. „Jeder Bürger muss frei entscheiden können, wie er die Innenstadt erreichen will“, sagte er. Von der Osten und Kröber wiesen darauf hin, dass es genügend Stellplätze in den Parkgaragen gebe, die derzeit alle gut anfahrbar seien. „Diesen Status Quo wollen wir mindestens erhalten, wenn nicht sogar verbessert wissen“, betonte Karina Kröber.

Mit Blick auf die anstehenden Brückensanierungen in den nächsten Jahren in der Bundesstadt Bonn und den geplanten Neubau des Tausendfüßlers mahnte Wimmers ein Verkehrsleitsystem an, bei dem Autofahrer schon frühzeitig über Umleitungsmöglichkeiten informiert und in Richtung der freien Parkhäuser gelenkt würden.

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