Pantheon-Theater Umzug in Gefahr

Bonn · Um den geplanten Umzug des Pantheon-Theaters in die Halle Beuel ist hinter den Rathauskulissen ein Streit entbrannt. Es geht um die Investitionskosten für den Umbau in Höhe von rund zwei Millionen Euro und die von Gutachtern ermittelte Jahresmiete von 150.000 Euro.

Einen bis gestern auf dem Tisch liegenden Vorschlag der Kulturverwaltung will die Jamaika-Koaltion nicht mittragen, erfuhr der GA. Denn anders als vom Rat beschlossen, wäre er nicht kostenneutral für die Stadt. Im Gegenteil: Die Stadt müsste draufzahlen. Die Zeit für eine Entscheidung ist knapp. Ende Juni muss das Pantheon aus seiner Spielstätte im Bonn-Center ausziehen, weil das Bürozentrum abgerissen wird.

Am 1. November will das Pantheon in der Halle Beuel die neue Saison eröffnen – bis dahin müsste der Umbau über die Bühne sein. Die Idee ist, dass die Stadt die Baumaßnahmen vorfinanziert und das Pantheon diese Investition nach und nach über die Jahresmiete abzahlt. Nach GA-Informationen soll die von Rainer Pause geführte Pantheon GmbH aber erklärt haben, nicht mehr als rund 20 000 Euro Jahresmiete tragen zu können, wohl auch wegen der hohen Betriebs- und Energiekosten des früheren Fabrikgebäudes. Zudem wolle das Pantheon die rund zwei Millionen Euro nur zinslos und gestreckt auf 30 Jahre zurückzahlen – ohne Sicherheiten anzubieten.

In einer Sondersitzung des Kulturausschusses soll heute über eine Lösung beraten werden. Das letzte Wort hat der Stadtrat am Dienstag. Kulturdezernent Martin Schumacher erklärte gestern: „Wir sind auf einem guten Weg, eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden.“ Das Theater werde einen eigenen Beitrag „in nicht unerheblicher Höhe“ leisten. Details wollte Schumacher nicht nennen.

Doch die Skepsis bei den Politikern blieb gestern groß. FDP-Ratsfraktionschef Werner Hümmrich: „Das sind Rahmenbedingungen, die können wir keinem Bürger vermitteln. Wir werden sie so auch auf keinen Fall mittragen. Es geht nicht an, dass alle Risiken allein bei der Stadt liegen sollen.“ Zudem verzerre eine solche Lösung den Wettbewerb unter den freien Theatern in Bonn. Ins gleiche Horn stoßen die Koalitionspartner von CDU und Grünen. CDU-Fraktionschef Klaus-Peter Gilles hat noch viele Fragen: „Wie steht es etwa um die finanzielle Leistungsfähigkeit der Pantheon GmbH? Das muss beantwortet werden, sonst können wir das Ganze nicht vertreten“, sagte er. Für Grünen-Ratsherr Tim Achtermeyer ist unter anderem entscheidend: „Wer garantiert uns die Rückzahlung der Investitionskosten?“

Das Thema sorgt im Haus der Springmaus für Verärgerung. „Für uns wäre ein solcher Vertrag ein Schlag ins Gesicht“, sagte Andreas Etienne. Die Stadt verschaffe dem Pantheon einen Standortvorteil, den kein anderes Theater habe. Das entzweie die gesamte Kulturlandschaft, die ohnehin von Jahr zu Jahr Kürzungen hinnehmen müsse. Etienne verwies unter anderem auf das drohende Aus für das Euro Theater Central in der Innenstadt.

Beuels Bezirksbürgermeister und Stadtverordneter Guido Déus hofft, dass noch eine Lösung gefunden wird. SPD-Ratsherr Dieter Schaper fordert: „Die Stadt muss dem Pantheon helfen. Die Kulturszene besteht nicht nur aus Beethoven. Das Theater ist ein Aushängeschild für Bonn und lockt Gäste an. Ein Zuschuss ans Pantheon garantiert eine Umwegrendite für die Stadt.“

Martina Steimer, künstlerische Leiterin des Pantheon-Theaters, gab sich zuversichtlich: „Wir haben Dienstagabend mit Kultur- und Finanzpolitikern sowie mit der Verwaltung einen Kompromiss gefunden, den die Kulturverwaltung schriftlich formuliert und der heute dem Kulturausschuss vorgelegt wird.“ Details könne sie nicht nennen. Pause selbst war gestern nicht erreichbar.

Die kulturpolitische Krux an der Sache: Weil das Theater Bonn für das Pantheon auf die Halle Beuel als Spielstätte verzichten würde, gibt es eine Art Bestandsgarantie für die Kammerspiele. Kippt das Projekt aber, dürfte auch die Bühne in Bad Godesberg wieder auf den Prüfstand kommen.

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