Planungen vor dem Bonner Hauptbahnhof Treppe zwingt zu Umwegen

Bonn · „Murks“, „Witz“ und „Schildbürgerstreich“ nannten Politiker und Bürger im Planungsausschuss die angedachte Treppe gegenüber dem Hauptbahnhof.

 Auf der Visualisierung ist die umglaste Treppe eingezeichnet. Sie öffnet sich zum Hauptbahnhof auch und nicht zur Innenstadt. Rechts hinten ist die Poststraße zu sehen.

Auf der Visualisierung ist die umglaste Treppe eingezeichnet. Sie öffnet sich zum Hauptbahnhof auch und nicht zur Innenstadt. Rechts hinten ist die Poststraße zu sehen.

Foto: die developer

Der Grund für die unschönen Worte am Donnerstagabend: Wer im Tunnel aus der Richtung Hauptbahnhof kommt und zur Poststraße will, muss Umwege gehen. Denn der Aufgang verläuft entgegengesetzt zur Laufrichtung. Die Treppe befindet sich nach Vorstellung der Investoren Ten Brinke Projektentwicklung und „die developer“ zwischen ihren beiden Neubauten Maximiliancenter und Urban Soul – mit Einverständnis der Stadt.

Nicht nur das Verkehrsforum Bonner Bürgerinitiativen, dessen Antrag im Ausschuss behandelt wurde, will, dass die Treppe um 180 Grad gedreht gebaut wird, sondern auch die SPD. „Die kann nicht so bleiben“, sagte Helmut Redeker.

Sehbehinderte könnten es schwer haben

Bislang führt die Treppe im Bonner Loch Fahrgäste von den Zügen und Stadtbahnen direkt aus den Katakomben in die City. Das ist auch Hans-Hermann R. Heyland, Vorsitzender der Behinderten-Gemeinschaft Bonn, wichtig. Er fordert Barrierefreiheit. Die sei aber nicht vorhanden, wenn man hin und her laufen müsse.

„Behinderte Menschen brauchen klare, eindeutige Wegeführungen, damit sie sich orientieren können“, sagte er am Rande der Sitzung. Wer sich mit einem Stock den Weg suche, „kommt völlig durcheinander“.

„Ich mache mir Sorgen, wenn es voll wird“, sagte Marcel Schmitt (Bürger Bund). Harwig Lohmeyer (Grüne) merkte an, dass Ten Brinke sich zumindest bereit erklärt habe, die Treppe ins Maximilancenter aufzunehmen – „developer“ nicht. Bert Moll (CDU) tat sich schwer, nun „das Haar in der Suppe zu suchen“.

Andersherum kann die Treppe nicht gebaut werden

Laut Ten Brinke ist eine Drehung „aus technischen Gründen nicht möglich“. Das bestätigte am Freitag neben der Stadt auch Bastian Julius, Projektentwickler von Urban Soul: „Die dortige Bestandssituation macht es schwierig.“ Brandschutz und Entrauchung seien bei der aktuellen Planung optimal, Fluchtwege kurz.

Berücksichtigen müsse man auch die Unterbauten der Rolltreppen, zumal sich darunter der U-Bahn-Tunnel befinde. Es sei nicht möglich, den Aufgang mittig in der Achse zu drehen. Er müsste dann weiter Richtung Poststraße rücken. Dann würden die jetzige Passage zum Busbahnhof und der an seiner Stelle bleibende Kiosk angekratzt. „Es gibt sehr viele Abhängigkeiten und wenig Spielraum“, sagte Julius. Laut Stadt sei nun das bestmögliche Ergebnis erzielt. Zudem würden auch noch Aufzüge gebaut.

Kritiker vermuten: Die Statik ist nicht der wahre Grund

Seit dem Ratsbeschluss vom 30. Juni 2016 würden die Investoren davon ausgehen, dass die Treppe an diese Stelle kommt, sagte Bonns Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe. Kritiker wie Heyland vermuten, dass die Statik nicht der wahre Grund ist. Nicht nur er denkt, dass die Passanten an Läden entlanggeleitet werden sollen, und die jetzige Planung mehr Platz für Gewerbefläche biete.

Der Rat soll am 2. Februar entscheiden, was mit der Treppe geschieht. Sollten die Politiker eine Drehung wünschen, vermag die Verwaltung nicht zu sagen, welche Folgen das für die Projekte hätte.

Laut Julius will „developer“ im März die Bauanträge einreichen und ab Herbst bauen. Urban Soul soll im Sommer 2019 fertig sein.

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