Bauverzögerung Suche nach alten Bomben unter der Beethovenhalle

Bonn · Der Boden unter der Beethovenhalle muss überprüft werden. Das Spezialverfahren braucht Zeit. Nun beginnt die Suche nach einem "Plan B".

Alte Pläne, die nicht stimmen, ein Untergrund voller Mauerreste, verspätete Projektpläne – das sind noch längst nicht alle Probleme auf der Baustelle Beethovenhalle. Es ist auch unklar, ob das Erdreich unter dem Gebäude frei von Weltkriegsbomben ist. Um die vorgeschriebene Kampfmittelfreiheit zu garantieren, sind aufwendige Untersuchungen nötig.

Betroffen sind laut Stadt vor allem zwei Bereiche, in denen man bei Bohrungen und Erdaushub nicht identifizierbare Objekte im Boden gefunden hat: Das ehemalige Studio, das ausgeschachtet werden soll, um einen Kammermusiksaal zu errichten. Und der geplante unterirdische Anbau an der Hallenseite zur Wachsbleiche hin. Seine Stützmauer soll mit Ankern stabilisiert werden, die 16 bis 20 Meter unter die Beethovenhalle reichen. „Da sind wir seit Anfang voriger Woche dran“, berichtete Bauleiter Kilian Allmann von der Baubüro Eins GmbH. Allerdings sei man bei mehr als der Hälfte der Bohrungen auf Hindernisse im Erdreich gestoßen.

Spezialfirmen prüfen im Auftrag der Bezirksregierung mit einem Magnetresonanzverfahren, ob es sich um Munition handelt. Problematisch ist nach Stadtangaben aber, dass sich im Boden unter der Beethovenhalle auch viel sonstiges Metall befindet. Deshalb werde ein Georadar eingesetzt, das bessere Ergebnisse liefere – allerdings müsse zwingend zuerst die Standarduntersuchung erfolgt sein. „Bis deren Ergebnis vorliegt, kann es jeweils zwei bis vier Wochen dauern“, erläuterte Stefan Rohleder, den die Stadt als Berater für den Bauablauf angeheuert hat – ein zeitliches Nadelöhr.

Es werde nach Möglichkeiten gesucht, an anderen Stellen aufzuholen. Es würde zum Beispiel schneller gehen, wenn die alten Mauern des Studios durch neue ersetzt werden könnten. Denkmalschutz und Urheberrechtsinhaber wollen aber, dass so viel Substanz im Original erhalten bleibt wie möglich. „Da müssen wir noch miteinander reden“, sagte Rohleder.

Fuchs: Entwicklung konnte nicht im Vorfeld erkannt werden

Stadtdirektor Wolfgang Fuchs wies als Projektleiter Vorwürfe zurück, der Untergrund hätte früher untersucht werden müssen. Das sei erst im Zuge der Erdarbeiten und nach dem Aufbrechen der Bodenplatte möglich gewesen. „Diese Entwicklung konnte im Vorfeld nicht erkannt werden“, so Fuchs. Die jetzt nötigen Maßnahmen verzögern den Start für viele folgende Gewerke. Die Spezialfirmen werden Nachforderungen stellen.

Beethovenfest, Beethoven-Jubiläums GmbH, städtisches Theater und Orchester sowie das Beethovenhaus bemühten sich am Donnerstag in einer von der Stadt verbreiteten Erklärung um demonstrative Gelassenheit. Man werde gemeinsam einen „Plan B“ entwickeln, hieß es. Und: „Weite Teile des Jubiläumsprogramms sind nicht an die Beethovenhalle gebunden, so dass die Strahlkraft des Ereignisses insgesamt nicht in Frage steht.“

Ähnlich äußerte sich zunächst Kulturdezernent Martin Schumacher in einer Sondersitzung des Kulturausschusses am Donnerstagabend. Auf Nachfrage der Ausschussmitglieder sprach er allerdings von einer „Katastrophe“. „Wir müssen damit planen, dass die Beethovenhalle das ganze Jubiläumsjahr über nicht zur Verfügung steht“. Wenn doch, sei das natürlich „wunderbar“. Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner ergänzte in einer eigenen Stellungnahme: „Die Entwicklungen auf der Baustelle stellen uns vor Herausforderungen. Eine grundsätzliche Gefahr für unsere Planungen kann ich nicht erkennen.“

Der Verein Bürger für Beethoven forderte einen Baustopp. „Der Rat hat mit der aufwendigen denkmalgerechten Sanierung eine gravierende Fehlentscheidung getroffen“, kritisierte der Vorsitzende Stephan Eisel. Sein Vorschlag: Die Stadt solle warten, bis das beauftragte Gutachten zur Zukunft des Opernhauses vorliege. Sollte darin ein Neubau statt Sanierung befürwortet werden, so Eisel, könnte eine neue Oper samt Konzertsaal auf dem Grundstück der Beethovenhalle gebaut werden: „Wie attraktiv das sein kann, zeigen seit längerem Baden-Baden oder Bregenz.“ Das Gutachten soll bis zum Sommer vorliegen.

Laut Stadtdirektor Fuchs sind für die Beethovenhalle bislang Aufträge im Wert von 50 Millionen Euro erteilt worden. Davon seien etwa 10 Millionen Euro bereits verbaut.

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