Matthias-Claudius-Schule Bonn Streit an der Schule gefährdet Ferienprojekt

Endenich · Im Gerangel um Kompetenzen in der Offenen Ganztagsschule Endenich stehen sich der Träger der OGS, die Diakonie, und die Schulleitung der Matthias-Claudius-Schule unversöhnlich gegenüber.

Geschickt jonglieren, schweben am Trapez, als Clown die ersten Sketche einstudieren, kurzum: raus aus dem Klassenzimmer und rein in die Manege. Doch ob daraus für die 193 Kinder der Offenen Ganztagsschule der Matthias-Claudius-Schule in den Sommerferien etwas wird, ist trotz aller Planung alles andere als sicher. Dabei sollten die Schüler gerade in den Ferien nicht Mathe und Deutsch büffeln, sondern nach Herzenslust toben und spielen und ganz nebenbei Geschick sowie Motorik trainieren.

Dafür haben die OGS-Mitarbeiter der Diakonie in Endenich ein Zirkusprojekt für „ihre“ Kinder geplant. Und das steht zurzeit auf der Kippe. Denn seit Wochen gärt ein Streit über Zuständigkeiten und Kompetenzen zwischen der OGS und der Schulleitung. „Jetzt wurde uns sogar verboten, das Zirkusprojekt in den Schulferien durchzuführen“, erklärt Marion Schäfer vom Diakonischen Werk Bonn und Region, dem Jugendhilfeträger der Einrichtung.

Damit jedoch nicht genug. „Seit einem Jahr arbeiten unsere Mitarbeiter unter unerträglichen Bedingungen. Wo immer es geht, wird uns das Leben schwer gemacht“, berichtet die Prokuristin. So schwer, dass mittlerweile nicht ausgeschlossen ist, dass die Diakonie die Trägerschaft kündigt. Nachdem eine neue Schulleiterin das Kommando übernommen habe, würden die OGS-Mitarbeiter bevormundet und ihre Arbeit behindert. „Eine Vertragsauflösung würden wir wirklich sehr bedauern“, sagt Diakonie-Geschäftsführer Ulrich Hamacher.

„Schließlich haben wir dort über Jahre hinweg hervorragende Arbeit geleistet. Aber unter den derzeitigen Voraussetzungen ist das nicht mehr möglich. Der Ton ist deutlich schärfer geworden“, ergänzt er. „Die Leidtragenden sind letztlich die Kinder, was uns als Pädagogen sehr traurig stimmt“, bewertet OGS-Leiter Kai Haberstroh die verfahrene Situation.

Zwar nimmt die Schulleiterin nicht konkret zu den Vorwürfen Stellung. Aber: „Mit dem Blick nach vorn werde ich mich auch jetzt weiterhin für den Erhalt und die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Betreuung im Anschluss an den Unterricht unserer Schulkinder einsetzen“, äußert sich Karin Steinberger.

Ob man überhaupt noch konstruktiv zusammenarbeiten kann, soll bei einem Krisengespräch mit allen Beteiligten – Schulamt und Schulleitung – am Freitag eruiert werden. „Sollte es keine Einigung geben, müssen wir einen geordneten Weg für die Trennung finden“, stellt Hamacher fest. Wie immer diese Mediation ausgehen werde, „wir lassen unsere Kinder aber nicht einfach im Stich und werden auf jeden Fall so lange weitermachen, bis ein Nachfolger gefunden ist“, verspricht Schäfer. Betroffen von dem Streit sind nicht nur Kinder und Eltern, auch 18 Mitarbeiter der OGS leiden unter dem momentanen Zustand. „Es geht nicht um die Sache, sondern es sind nur noch reine Machtspiele“, erklärt Marion Schäfer.

Diskussion hat Sachebene verlassen

Der Streit zwischen OGS und Schulleitung ist mittlerweile in der ganzen Schule ein Thema. „Wir bedauern diese Entwicklung sehr“, erklärt Schulpflegschaftsvorsitzende Heike Keim gegenüber dem GA. „Denn die Mitarbeiter der OGS haben wirklich gute Arbeit geleistet.“ Leider habe die Diskussion schon vor einiger Zeit die Sachebene verlassen und sei ins Persönliche abgerutscht.

„Natürlich ist uns Eltern nicht verborgen geblieben, dass sich dort etwas hochspielt“, fügt sie an. Es wäre sinnvoller gewesen, wenn man frühzeitig versucht hätte, die Differenzen auszuräumen, „bevor sich die Fronten derart verhärtet haben“, so Keim. Wie immer das Gespräch ende: „Ich wünsche mir für die Kinder, dass sie ihre Bezugspersonen behalten. Alle Beteiligten sollten sich daran erinnern, dass sie Vertrauen aufs Spiel setzen“, sagt die Vorsitzende der Schulpflegschaft.

Das Schulamt weiß von den Problemen an der Matthias-Claudius-Schule. „Es hat mehrere Gespräche mit Schulleitung, Träger und Schulaufsicht gegeben“, nimmt Schulamtsleiter Hubert Zelmanski Stellung. „Das Diakonische Werk hat uns in Kenntnis gesetzt, dass es den Kooperationsvertrag zum Schuljahresende 2016/2017 auflösen möchte“, ergänzt er. „Unabhängig von einem etwaigen Trägerwechsel wird auch künftig ein OGS-Betreuungsangebot an der Matthias-Claudius-Schule sichergestellt. Die Eltern werden nach dem gemeinsamen Gespräch umgehend über das weitere Vorgehen informiert“, so Zelmanski.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort