Ärger an der Thomastraße Stadt Bonn lässt Autos rigoros abschleppen

BONN · Das Bonner Ordnungsamt greift nun hart durch: Insgesamt 72 Autos sind seit Anfang Dezember auf dem Busparkplatz an der Thomastraße abgeschleppt worden, besonders viele am vergangenen verkaufsoffenen Sonntag.

 Mitarbeiter des Ordnungsamtes schreiben am Busparkplatz an der Thomastraße Knöllchen und lassen Autos abschleppen.

Mitarbeiter des Ordnungsamtes schreiben am Busparkplatz an der Thomastraße Knöllchen und lassen Autos abschleppen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Der Vorsitzende des Einzelhandelsverbandes Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen kritisiert die Stadtverwaltung nach dieser Aktion scharf. „Es kann nicht sein, dass die Stadt uns derart torpediert.“ Der Busparkplatz war lange als Lagerplatz von Baufirmen gesperrt. Hunderte Autofahrer nutzten das Areal daraufhin als kostenlosen Abstellplatz. Seit Ende November fahren wieder Touristikunternehmen die Haltestelle an. Statt Knöllchen schob das Ordnungsamt in den ersten Tagen einen freundlichen Warnhinweis unter die Windschutzscheibe. Danach folgten Strafzettel. Und nun wird der Abschleppdienst gerufen.

Jannis Vassiliou ist stocksauer auf die Stadtverwaltung, weil sie gerade am verkaufsoffenen Sonntag, der wichtig für den Einzelhandel sei, Fahrzeuge abschleppen lasse. „Es geht letztlich um das Überleben der Händler in der Innenstadt.“ Die City-Geschäfte versuchten alles, um sich gegen die Konkurrenz aus dem Netz und dem Bonner Umland zu behaupten. Da müsse man von einer Stadtverwaltung mehr Fingerspitzengefühl erwarten dürfen, so Vassiliou.

Der Verband habe zwar Verständnis, dass die Stadt ihre Parkregeln durchsetzen müsse. Aber an diesem einen Sonntag hätte es aus seiner Sicht andere Möglichkeiten gegeben: Von einer Ausnahmegenehmigung über das Absperren der Parkfläche bis hin zu den bekannten Hinweisen am Scheibenwischer. Selbst Strafzettel wären für Vassiliou notfalls noch akzeptabel gewesen. Aber das Abschleppen habe die Innenstadtbesucher, die auch aus dem Umland kamen, jeweils rund 250 Euro gekostet. „Dieses Geld fehlt am Ende auch dem Einzelhandel. So vergrault man Kunden aus der Umgebung.“

Eleonora Ziegler, die am besagten Sonntag aus Euskirchen zum Einkaufen gekommen war, hatte es erwischt. Auch sie empfindet das Abschleppen als übertrieben. „Es parkten so viele Fahrzeuge da, dass es den Anschein hatte, man könne dort stehen bleiben. Ich hätte mir eine bessere Beschilderung gewünscht“, sagt sie. Aktuell weisen blaue Parkplatzschilder mit dem Zusatz für Busse auf das Verbot hin.

Die Stadt verweist darauf, dass die Beschilderung eindeutig sein. Zudem müsse die Fläche freigehalten werden, damit die Busse, dort halten können. „Der Stadtordnungsdienst ist aktuell fast durchgehend vor Ort, um das sicherzustellen“, heißt es vom Presseamt. Die Kontrolleure hätten neben Knöllchen und den Abschleppaufträgen fast 200 Autofahrer mündlich auf das Parkverbot hingewiesen.

Maike Reinhardt vom Citymarketing kann die Aufregung nicht verstehen: „Es wird auch sonst abgeschleppt, warum sollte es an der Thomastraße dann anders sein?“ Sie habe zwar Verständnis für den Ärger der Autofahrer. „Aber es gibt in den Bonner Parkhäusern genügend freie Parkplätze.“ Sie empfiehlt, die Bonner-City-Parkraum-App aufs Smartphone herunterzuladen. „Dort gibt es die Parkplätze in Echtzeit.“

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