Brennendes Wohnhaus in London So sind Bonn und Köln für einen Hochhausbrand gerüstet

Bonn · Viele Menschen, lange Wege und eine schwer zugängliche Lage: Ein Hochhausbrand wie jetzt in London ist für die Feuerwehr eine besonders große Herausforderung. So bereitet sich die Feuerwehr in Köln und Bonn auf solch ein Szenario vor.

Mindestens zwölf Menschen sind bis Mittwochabend bei dem Brand eines 24 Stockwerke hohen Gebäudes in London in der Nacht zu Mittwoch ums Leben gekommen und mehr als 70 Menschen wurden verletzt. Die Brandursache war zunächst unklar. Auch hierzulande gab es in der Vergangenheit immer wieder Hochhausbrände. In Bonn hatte zuletzt vor zwei Jahren ein Hochhaus in Beuel-Limperich gebrannt. Wie bereitet sich die Feuerwehr auf solche Einsätze vor?

"Die Feuerwehr geht in der Regel bei Einsätzen nach einer speziellen Hochhauseinsatztaktik vor", teilt Jörg Schneider von der Bonner Feuerwehr auf Nachfrage mit. Für besondere Gebäude wie dem Post Tower und dem Langen Eugen gebe es ein detalliertes Vorgehen nach einem Checklistenverfahren, das den Führungskräften auf Tablet-Computern zur Verfügung stehe und im Ernstfall mitgeführt werde. Diese Einsatzabläufe würden regelmäßig geübt.

Im Falle eines Hochhausbrandes würden laut Schneider zudem vorgeplante Strukturen der Einsatzleitung in Kraft treten. Dazu gehöre in der Regel ein rückwärtiger Führungsstab in der Leitstelle am Lievelingsweg. "Die zu alarmierenden Einsatzkräfte sowie zu verständigende Personen und Institutionen sind für viele verschiedene Einsatzszenarien im Einsatzleitsystem der Leitstelle hinterlegt – die Alarmierung erfolgt automatisch und innerhalb von Sekunden." Sollte es die Lage erfordern, könne in Abstimmung mit der Stadt zudem ein Krisenstab einberufen werden.

Für Hochhäuser, die seit Anfang der 1980er Jahre gebaut wurden, sind Richtlinien in der NRW-Sonderbauverordnung festgelegt. So müssen die Außenfassaden laut Schneider etwa aus nichtbrennbarem Material bestehen. Für Gebäude, die eine vergleichbare Höhe wie das Hochhaus in London haben, müssten zudem zwei besonders sichere Treppenräume zur Verfügung stehen. "Vor diesem Zeitpunkt erstellte Hochhäuser haben in der Regel Bestandsschutz und müssen somit nicht alle aktuellen Anforderungen erfüllen", so der Berufsfeuerwehrmann.

Spezielle Ausrüstung für Hochhausbrände

Auch die Feuerwehr in Köln ist für den Ernstfall gerüstet. Rund 400 Hochhäuser gibt es nach Angaben der Feuerwehr auf Kölner Stadtgebiet. Spezielle Einsatzkonzepte sollen im Fall eines Hochhausbrandes greifen. "Wir als Feuerwehr sind uns bewusst, dass uns ein Brand in einem Hochhaus vor besondere Herausforderungen stellt", sagt der Kölner Feuerwehrsprecher Christian Heinisch. Bei einer Alarmierung erkenne das Einsatzleitsystem selbstständig, ob es sich bei dem gemeldeten Objekt um ein Hochhaus handele. "Dadurch wird bei uns direkt eine höhere Alarmstufe ausgelöst und wir rücken mit einer größeren Anzahl an Einsatzkräften aus.

Im Gegensatz zu einem kleineren Ein- oder Mehrfamilienhaus würde die Feuerwehr vor Ort zudem ein so genanntes Depotgeschoss einrichten, sofern es die Lage zulässt. Statt um das Gebäude herum gehen die Einsatzkräfte zwei Geschosse unterhalb des brennenden Geschosses in Stellung. Verletzte Bewohner könnten dadurch schneller medizinisch versorgt werden. Außerdem ist die Feuerwehr laut Heinisch mit spezieller Ausrüstung für Hochhausbrände ausgestattet. Dazu zählen etwa Trageriemen für Löschschläuche, um diese schneller zu transportieren und an Treppengeländern zu befestigen, sowie Handräder für Löschwasserzugänge innerhalb des Hochhauses.

Präventiv würden die unterschiedlichen Feuerwehrwachen darüber hinaus Objektkunde betreiben und sich die Lage vor Ort angucken. Die Feuerwehrleute würden speziell für Einsätze in brennenden Hochhäusern geschult. Zudem setzt die Feuerwehr auf Öffentlichkeitsarbeit. In einem Flyer und auf der Internetseite der Stadt Köln informiert sie darüber, wie sich Bewohner bei einem Brand im Hochhaus verhalten sollen. Richtiges Verhalten bei einem Wohnungsbrand

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