Umfrage in Bonn So sehen die Bonner ihre Heimat

Bonn · Hunderte Bonner wurden gefragt, was ihnen in ihrer Stadt wichtig ist. Die Untersuchung zeigt: Die Zufriedenheit hat in den vergangenen Jahren abgenommen, das Interesse an Beethoven dagegen bleibt groß. Die Ergebnisse:

Was ist den Bonnern wichtig? Die aktuelle Umfrage, die Infas und die nhi² AG zum Tag der Marktforschung erstellt haben, beleuchtet auch diese Frage. 74 Prozent gewichteten die Sicherheit in der Stadt am höchsten. In diesem Bereich sinkt der Zufriedenheitswert leicht von 38 auf 36 Prozent. "Das Kriminalitätsempfinden steht dieses Jahr mehr im Fokus als in den Jahren zuvor", sagt Infas-Studienleiter Robert Follmer. Das dürfte neben dem Dauerproblem der Wohnungseinbrüche auch an der tödlichen Prügelattacke auf Niklas P. in Bad Godesberg liegen, die die Menschen in Bonn in diesem Jahr stark bewegt hat.

Außerdem wichtig für die 803 Befragten: der öffentliche Nahverkehr (74 Prozent) sowie Verwaltung und Bürgerservice (61 Prozent) - der Bereich, bei dem der Zufriedenheitswert im Vergleich zu 2013 am stärksten gesunken ist. Etwa auf einem Bedeutungsniveau (51 bis 53 Prozent) rangieren das Einkaufsangebot (mit dem die Bonner sehr zufrieden sind), kulturelle Einrichtungen, Angebote für Familien. Nur 43 Prozent halten den Ausbau der Straßen für wichtig, 48 Prozent den Ausbau des Fahrradnetzes.

Nach der Wirtschaftslage befragt, sehen die Bonner ihre eigene Stadt skeptischer als Deutschland insgesamt: Während 50 Prozent die bundesweite Situation für "gut" bis "sehr gut" halten, meinen das nur 29 Prozent mit Blick auf Bonn. Auch das ist eine Stimmungseintrübung im Vergleich zu 2013: Damals sahen noch 32 Prozent die Bonner Wirtschaft positiv (Deutschland: 40 Prozent). Objektive Gründe drängen sich dafür nicht auf. Bonn hat weiterhin das höchste Bruttoinlandsprodukt in NRW, wächst bei Einwohnerzahlen und Jobs und darf sich über einen besonders großen Anteil hochqualifizierter Arbeitnehmer freuen.

Infas fragte außerdem nach konkreten Projekten in Bonn. Die geplanten Neubauten am Hauptbahnhof finden demnach 65 Prozent der Umfrageteilnehmer gut, den Ausbau der Bahnlinie S 13 zwischen Flughafen Köln/Bonn und Beuel 58 Prozent, die Sanierung der Bonner Brücken ebenfalls 58 Prozent. Bei der mit 60 Millionen Euro veranschlagten Modernisierung der Beethovenhalle halten sich Zustimmung (47 Prozent) und Skepsis (48 Prozent) die Waage. Kritisch bewerten die Befragten den Ausbau von Straßen im Stadtgebiet (nur 37 Prozent Zustimmung) und den vieldiskutierten Bau einer Seilbahn auf den Venusberg (36 Prozent Zustimmung). Für das Seilbahn-Projekt hat es bereits eine Vorstudie gegeben, die mehrere Varianten untersucht hat.

Und wofür steht Bonn eigentlich? 33 Prozent beschreiben ihre Heimat als Kulturstadt, 32 Prozent als Stadt am romantischen Rhein, 29 Prozent als Wissenschaftsstandort und 26 Prozent als Ex-Bundeshauptstadt. Ein knappes Viertel führt die Geburtsstadt Beethovens an. Die Vereinten Nationen erwähnen nur 11 Prozent. "Bonn wird von der Bevölkerung vielfältig wahrgenommen", schlussfolgert Studienleiter Follmer. "Besonders präsent sind die kulturellen Angebote und die Nähe zum Rhein, während die Internationalität der Stadt weniger präsent ist."

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