Förderprogramm des Landes NRW Schulen geben Gas auf der Datenautobahn

Bonn · In Freudenstimmung ist zurzeit das Bonner Schulamt. Und das liegt nicht nur am nahenden Weihnachtsfest. Rund 30 Millionen Euro erhält allein die Bundesstadt aus dem Förderprogramm des Landes NRW „Gute Schule 2020“.

 Ein Mädchen aus der Gottfried-Kinkel-Grundschule sitzt an einem Schulcomputer.

Ein Mädchen aus der Gottfried-Kinkel-Grundschule sitzt an einem Schulcomputer.

Foto: Benjamin Westhoff

Geld, das in den kommenden vier Jahren in die Schulen gesteckt werden soll, um dort vor allem die Anbindung an das Breitband- beziehungsweise Glasfasernetz voranzutreiben und die bisher aus Geldmangel geschobenen Sanierungen etwa der Toilettenanlagen umzusetzen. Und schließlich soll mit dem Geld auch die geplante neue Grundschule im Bonner Norden an der Schlesienstraße finanziert werden. Die Baukosten schätzt die Verwaltung auf bis zu 7,5 Millionen Euro.

Von wegen, die Mühlen der Verwaltung mahlen langsam: Kaum hatte das Land erste Einzelheiten zu dem Programm bekannt gegeben, hatten Schulamtsleiter Hubert Zelmanski und seine Mitarbeiter bereits eine Vorlage für den jüngsten Schulausschuss am Donnerstagabend auf den Tisch gebracht, um zeitnah ein Konzept zur Verausgabung der Gelder erstellen zu dürfen. Denn das Geld soll bereits ab 2017 abgerufen werden können – im Schnitt rund 7,5 Millionen Euro pro Jahr.

Die Sitzung des Schulausschusses verfolgte auch Christian Eberhard, Leiter der Gottfried-Kinkel-Grundschule in Beuel. „Die Toilettenanlagen sind bei uns im Moment nicht das Problem“, sagte er, „aber das Thema Digitalisierung interessiert uns sehr.“ Wie seine Schule hinken die meisten Schulen den modernen Standards einer Datenautobahn oder bei der Geräteausstattung weit hinterher.

„Wir haben zwar in jedem Klassenraum zwei Computer stehen, aber für den Unterricht reicht das natürlich nicht aus“, sagte er. Sein Wunsch: Für jedes ältere Kind ein Tablet zur Verfügung zu haben. „Das heißt natürlich nicht, dass mehr Computer einen besseren Unterricht ausmachen.“ Aber Aufgabe der Schule sei es, die Kinder zum sinnvollen Umgang mit den Medien anzuleiten. „Deshalb macht die Digitalisierung Sinn.“

Sein Kollege vom Tannenbusch-Gymnasium, Eike Schultz, hat noch einen anderen Grund, sich über das Landesprogramm zu freuen. Das Schulzentrum Tannenbusch, in dem auch die Freiherr-vom-Stein-Schule untergebracht ist, ist seit Jahren in der Diskussion, weil die Gebäude derart marode sind, dass sich eine Sanierung nicht lohnt.

Endlich eine eigene Sporthalle

Ein Neubau ist bereits längst geplant. Jetzt kann das Gymnasium – immerhin eine Sportschule NRW – auch eine eigene Sporthalle erhalten, die in den Neubauplänen ursprünglich nicht enthalten war. Bislang müssen sich die 800 Gymnasiasten die bestehende Vierfach-Halle mit den 400 Realschülern sowie 400 Kindern der benachbarten Carl-Schurz-Grundschule teilen.

Und noch ein großes Problem hofft Zelmanski mit dem Förderprogramm schnell lösen zu können: Mit dem rasanten Anstieg an Plätzen in den offenen Ganztagsschulen platzen die Mensen dort mittlerweile aus allen Nähten, und die Schüler müssen im Schichtbetrieb essen. „Wir müssen uns die Mensa mit den Real- und Grundschülern teilen“, machte Schulz das Dilemma in Tannenbusch deutlich, dabei reiche sie gerade einmal für die Grundschüler.

Großes Lob und Kritik

Im Schulausschuss erntete Zelmanski großes Lob für die fixe Vorlage, die am Ende auch einstimmig auf den Weg gebracht wurde. Es gab aber auch Kritik. Etwa, dass ein „großer Batzen“ aus dem Programm, so Gieslint Grenz (SPD), für den Neubau der Grundschule verwandt werden solle. Den müsste die Stadt eigentlich aus dem regulären Investitionshaushalt bestreiten, kritisierte sie.

Schließlich sei die Bereitstellung von ausreichenden Schulplätzen eine Pflichtaufgabe der Kommune, meinte auch Anatol Koch (Linke). Er unterstütze aber den Vorschlag von Zelmanski, dass aus dem Programm auch zusätzliche Stellen in der Bauverwaltung und beim Städtischen Gebäudemanagement eingerichtet werden. Koch: „Es kann nicht sein, dass wir viele zusätzliche Maßnahmen an den Schulen umsetzen dürfen, dazu aber wegen fehlendem Personal nicht in der Lage sind“.

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