Kommentar zur Bonner SPD Schlechter Zeitpunkt

Meinung | BONN · Gabriel Kunzes Rückzug als Vorsitzender der Bonner SPD kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Über einen Neuanfang bei den Genossen macht sich GA-Redakteurin Lisa Inhoffen Gedanken.

 Schon im Godesberger Programm von 1959 hatte sich die SPD vom Marxismus und Begriffen wie Klassenkampf, Planwirtschaft und Vergesellschaftung von Betrieben verabschiedet.

Schon im Godesberger Programm von 1959 hatte sich die SPD vom Marxismus und Begriffen wie Klassenkampf, Planwirtschaft und Vergesellschaftung von Betrieben verabschiedet.

Foto: Sebastian Willnow

Nicht nur das schlechte Abschneiden der einstmals auch in Bonn so stolzen Partei nach Kommunal-, Landtags- und Europawahl sowie das anhaltende Tief der SPD bundesweit sorgt bei den Bonner Genossen für großen Frust.

Anfang des nächstens Jahres will nun auch der Vorsitzende der SPD das sinkende Schiff verlassen, und das gibt er ausgerechnet zu einem Zeitpunkt bekannt, wo alle für einen zweifelsohne heißen Kommunalwahlkampf in den Startlöchern stehen und eigentlich auf eine verlässliche Führung, auf den Fels in der Brandung, bauen müssen. Gabriel Kunzes Rückzug kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, und das weiß er selbst.

Unverständlich, warum er sich nicht schon längst zum Ausstieg durchringen konnte, zumal hinter den Kulissen die Gespräche über einen Neuanfang an der Spitze des gebeutelten Unterbezirks schon einige Zeit laufen. Die persönlichen und beruflichen Nachteile, die Kunze aufgrund des ohne Frage zeitraubenden Ehrenamtes in Kauf nehmen musste, erfährt der 38-Jährige ja nicht erst seit gestern.

Unverständlich auch, warum der Parteivorstand nicht bei der nächsten Gelegenheit, etwa bei der Mitgliederversammlung für die OB-Kandidatenkür im September, den Weg für einen Neuanfang frei macht. Dazu bräuchte es auch keiner Satzungsänderung, sondern lediglich einer (formalen) zusätzlichen Einladung der Parteitagsdelegierten. Oder ist die Personaldecke (analog zur Bundespartei) so dünn, dass man so schnell keine Leute findet, die sich zutrauen, die Bonner SPD aus ihrem Loch herauszuführen?

Umso mutiger erscheint die Bornheimer Dezernentin Lissi von Bülow, die sich traut, sich als politisch unbeschriebenes Blatt dem Wettstreit ums Bonner OB-Amt zu stellen.

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