Bonner Münster Sanierung wird mehr als 20 Millionen Euro kosten

Bonn · Die aufwendigen Untersuchungen der Schäden am Bonner Münster sind abgeschlossen. Am Dienstagvormittag hat das Stadtdekanat erstmals Zahlen vorgelegt: Die Sanierung außen und innen wird geschätzte 20,22 Millionen Euro betragen. Um eine Schließung der Basilika kommt man nicht herum.

„Setzen Sie sich erst mal hin.“ Stadtdechant Wilfried Schumacher konnte sich bei dieser Aufforderung von Ägidius Strack schon denken, dass eine Hiobsbotschaft kommt. Dann nannte der Projektleiter am Bonner Münster den Betrag, den die Sanierung der Basilika samt Kreuzgang schätzungsweise kosten wird: 20,22 Millionen Euro. Und die Finanzierung steht noch nicht auf sicheren Füßen. Doch das ist noch nicht alles. Das Münster wird während der Bauzeit für zwei Jahre geschlossen sein.

Wie berichtet, wurde die Kirche in den vergangenen zwei Jahren innen und außen förmlich auf den Kopf gestellt. „Anfangs deutete sich an, dass da nicht viel auf uns zukommt“, sagte Strack gestern bei der Vorstellung der Ergebnisse der Voruntersuchung. Doch sein Blick vom Münsterplatz aus trog. Spätestens als Konsolsteine vom Turm fielen, war klar: Da muss etwas passieren. Zunächst ging es darum, alles abzusichern. Dann untersuchten Fachleute die Fassade von drei Gerüsten aus.

„Der Patient ist krank und muss dringend in Behandlung“, sagte Schumacher gestern. Das „europäische Monument“ – ein Zitat von Kunsthistoriker Heinrich Lützeler – habe es verdient, dass man sich darum kümmert. Jetzt soll alles so hergerichtet werden, „dass man sich ein halbes Jahrhundert lang keine Sorgen mehr machen muss“, so der Stadtdechant. Eine große Herausforderung.

Im Vorfeld ging es auch um die Beleuchtung, die ihren Namen kaum verdient. Gottesdienstbesucher haben im Halbdunkeln Schwierigkeiten, im Gesangbuch zu lesen. Nach der Sanierung wird es ein Lichtkonzept mit stromsparenden LEDs geben, das an einzelne Gottesdienste angepasst werden kann. Die Begegnung mit Gott im Gebet und die der Menschen untereinander soll für die Gemeinde, für Touristen und alle anderen Kirchenbesucher erlebbar sein, meinte Schumacher. Ihm ist auch wichtig, dass die Basilika barrierefrei wird.

Nach Angaben von Michael Bogen, zweiter Vorsitzender im Kirchenvorstand, schenkte man dann den Rissen mehr Aufmerksamkeit, die sich übers gesamte Gewölbe und entlang der Seitenwände hinziehen. Letztlich werden die Wände durch die Last des Gewölbes nach außen gedrückt. „Die Gegenkraft fehlt“, sagte Architekt Ulrich Hahn. Strebepfeiler sollen das richten. Außen sieht es am übelsten aus. „Manche Risse bewegen sich. Das ist kein gutes Zeichen“, sagte Strack. Flechte und Moose deuten auf Feuchtigkeitsschäden hin, zu hartes Material in Fugen ist herausgebröckelt, es gibt hohle Stellen und Rost an den Schrauben für die Taubenvergrämung. In der Fassade befinden sich 20 Natursteinarten. Einiges müsse da ausgetauscht werden. Aber: „Das Münster fällt nicht um“, sagte der Projektleiter.

Bessere Nachrichten gibt es bei den Wandmalereien, die sich laut Architektin Jutta Pieper in einem guten Zustand befinden. Gesichter von Heiligen sind schon gereinigt worden. Bei Mosaiken „müssen einzelne Stellen ausgebessert werden“. Schlecht sieht es bei der chaotischen Elektroinstallation aus, „ein Museum“, sagte Strack. Auch die Heizung muss erneuert werden, an manchen Heißwasserleitungen fehlt sogar die Isolierung.

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