Behinderungen von SWB-Bahnen und -Bussen SPD will neue Knöllchen für Bonner Falschparker

BONN · Seit Kurzem können Mitarbeiter der Düsseldorfer Rheinbahn Falschparkern, die die Weiterfahrt von Bahn und Bus behindern, selbst Strafzettel ausstellen. Das wünscht sich die SPD-Ratsfraktion nun auch in Bonn.

 Ganz schön knapp: Eine Niederflurbahn fährt durch die Prinz-Albert-Straße in der Nähe der Poppelsdorfer Allee.

Ganz schön knapp: Eine Niederflurbahn fährt durch die Prinz-Albert-Straße in der Nähe der Poppelsdorfer Allee.

Foto: Alexander Grantl

Sie geht in einem Antrag so weit, dass sie auch Fahrerinnen und Fahrer in die Lage versetzen will, Strafzettel zu schreiben. Die Bonner Stadtwerke sind mit der bisherigen Methode der Strafzettel-Verteilung allerdings zufrieden und sehen die Fahrer in der Rolle des Knöllchenjägers eher als unpraktisch an.

„Leider kommt es regelmäßig vor, dass Busse oder Bahnen auf ihren Linienwegen durch falsch parkende Autos behindert werden“, erklärt Werner Schui, Sprecher der Stadtwerke Bonn (SWB). Zwischen Anfang 2016 und Juni 2017 sei der Linienverkehr 87 Mal durch Falschparker behindert worden, in 15 Fällen kam es dadurch zum Stillstand. Darunter leiden schnell viele Fahrgäste in Bus oder Bahn und natürlich jene, die an den Haltestellen warten.

Kritische Punkte gibt es laut Schui an vielen Stellen in Bonn, besonders auf den Wegen der Straßenbahnen: Schui nennt die Hausdorffstraße, den Bonner Talweg, die Poppelsdorfer Allee, die Königstraße, die Kölnstraße oder die Oberen Wilhelmstraße in Beuel. Besonders betroffen sei der Abschnitt zwischen Hauptbahnhof und Dottendorf – dort fährt alle fünf Minuten eine Bahn. „Binnen kurzer Zeit wirkt sich ein falsch geparktes Auto auf den Linienverkehr im Stadtgebiet aus“, so Schui, „weil alle fünf Minuten ein weiterer Zug dahinter aufläuft und in der Gegenrichtung die Bahnen fehlen.“

In diesem Fall muss die SWB-Leitstelle einen Bahnersatzverkehr durch Busse herstellen – unangenehm für die Passagiere, aufwendig für das Unternehmen. „Zum Einsatz von Busersatzverkehr wegen Falschparker kommt es allerdings nur äußerst selten“, betont Schui. Die SWB betonen den oftmals unterschätzten Aufwand, festgefahrene Busse zu befreien. Busfahrer dürfen nicht alleine Rückwarts fahren. Dazu muss ein Verkehrsmeister mit Funkwagen ausrücken. Ein Aufwand, der laut SWB samt Bußgeld und Abschleppdienst schnell Hunderte Euro kostet. Dem Autohalter wird all das in Rechnung gestellt.

In Düsseldorf kennt man diese Probleme: Im letzten Jahr ließ das Nahverkehrsunternehmen Rheinbahn dort rund 360 Falschparker abschleppen. Insgesamt kämen im Jahr aber mehr als 1000 Behinderungen durch Falschparker zusammen, schätzt Rheinbahn-Sprecher Eckhard Lander. Daher verteilt der Verkehrsdienst des Unternehmens seit dem 15. Juni nun Strafzettel an Falschparker. Unterschieden wird dabei, ob die Falschparker die Fahrt von Bus und Bahn behindern oder blockieren. Blockiert ein Auto den Fahrweg komplett, wird wie zuvor der Abschleppdienst gerufen.

Düsseldorf unterscheidet Blockade und Behinderung

Einen Strafzettel gibt es hingegen dann, wenn der Autofahrer so parkt, dass die Bahn zwar vorbeikommt, aber nur ganz langsam. „Früher entzogen sich die Autofahrer oft dem Belangtwerden, weil unsere Bahnfahrer froh waren, weiterfahren zu können“, erklärt Lander. „Es erfolgte keine Erfassung des Verstoßes, weil die Fahrer dazu gar keine Zeit und Möglichkeit haben.“ Wenn ein Rheinbahn-Fahrer heute an ein falsch geparktes Auto gerät, kann er etwas unternehmen: „Der Fahrer informiert über Funk unsere Leitstelle, die schickt dann sofort den Verkehrsdienstkollegen, der für den Bereich zuständig ist.“ Der Verkehrsdienst fotografiert und notiert den Fall und stellt einen Strafzettel aus. Der Bußgeldbescheid kommt dann vom Düsseldorfer Ordnungsamt.

Die SPD-Ratsfraktion beruft sich auf das Düsseldorfer Beispiel und fordert in einem Antrag sogar, dass Mitarbeiter oder die Fahrer selbst tätig werden können: „Wir möchten den Stadtwerken die Möglichkeit geben, unmittelbar Strafzettel auszustellen und zur Weiterbearbeitung an das Ordnungsamt zu übermitteln“, teilt der Bezirskverordnete Jochen Reeh-Schall mit.

Die Verkehrsmeister der SWB tun das aber bereits. Werden Busse oder Bahnen behindert, informieren die Fahrer ihre Leitstelle. Je nach Fall werden dann auch Stadtordnungsdienst, Polizei oder Abschleppdienst gerufen. Dass die Fahrer selbst Strafzettel ausstellen, hält Schui für unpraktisch: „Sie müssten schließlich dafür die Fahrt unterbrechen und die Weiterfahrt würde sich verzögern.“ Es sei aber denkbar, dass weitere SWB-Mitarbeiter diese Aufgabe übernehmen könnten.

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