Pokémon-Go in Bonn Riskante Monsterjagd am Lenkrad

Bonn · Pokémon-Go-Spieler im Auto gefährden andere Verkehrsteilnehmer, wenn sie mal kurz anhalten und nach den Monstern suchen. Für die Polizei handelt es sich um Handyverstöße.

Mit dem Auto auf der Straße stehenbleiben und dann schauen, welches Monster gerade in der Nähe ist: Manche Pokémon-Go-Spieler sind so ihn ihrer virtuellen Jagd gefangen, dass sie alles um sich herum zu vergessen scheinen – und andere gefährden.

Vormittags vor dem Bonner Hauptbahnhof: In Höhe des Bonner Lochs bleibt kurz nach der Straßenbahnhaltestelle der 61 und 62 ein Wagen stehen, die Warnblinkanlage geht an. Die Fahrzeuge dahinter müssen nach links auf die zweite Spur ausweichen und dabei auf den dort fließenden Verkehr mit Bussen achten. Doch warum bleibt das Auto mitten auf solch einer vielbefahrenen Straße stehen, findet sich der junge Fahrer nicht mehr zurecht? Nein, er und die ebenfalls junge Frau auf dem Beifahrersitz starren auf ihre Handys und fahren ständig mit dem Daumen über das Display – die typische Pokémon-Fang-Bewegung, wenn rotweiße Bälle geworfen werden.

Einen Tag später auf der Straße Auf dem Hügel ein ähnliches Spiel: In Fahrtrichtung Endenich will der Fahrer nach rechts auf den Hermann-Wandersleb-Ring abbiegen. Es wird grün, er fährt los, bremst kurz, fährt wieder ein Stück – alles so unorthodox, dass Fahrer dahinter es gerade noch schaffen zu bremsen, ohne aufzufahren. Auch dort zeigt sich beim Ausweichen auf die Linke Spur schnell: Der Mann ist, während er um die Ecke fährt und eigentlich dabei auch auf Fußgänger achten muss, ganz in sein Smartphone vertieft. Da muss wohl ein wertvolles Pokémon aufgetaucht sein, dem er einfach nicht widerstehen kann. Wie vorsätzlich die mobile Hatz sein kann, zeigen mehrere Jugendliche, die sich abends zur Jagd mit dem Auto verabreden. Ist es nicht vielleicht leichtsinnig? „Abends ist doch nicht so viel Verkehr“, lautet das Argument.

Dem Stadtordnungsdienst sind solche riskanten Manöver bei seinen Streifengängen durch die Innenstadt bislang noch nicht begegnet. Es habe entsprechend auch noch keine Einsätze gegeben, sagt Stefanie Zießnitz vom Presseamt der Stadt. Wie berichtet, wimmelt es ansonsten in der City von zu Fuß pilgernden Pokémon-Go-Jüngern.

„Wir haben bis jetzt im Verkehrsbereich keine Vorfälle“, sagt Polizeisprecherin Ruth Braun dem GA. Es seien auch noch keine Hinweise eingegangen. Doch das will nicht unbedingt etwas heißen, gibt es doch keine besondere Pokémon-Go-Vorschrift: Bei Handyverstößen wird nach Brauns Angaben nicht automatisch erfasst, „ob jemand nun eine SMS geschrieben, ein Foto gemacht oder aber eben ein Pokémon gejagt hat“. Der ADAC warnt, dass Autofahrer durchs Spielen abgelenkt werden und andere gefährden. In den USA habe sogar schon jemand daddelnd seinen Wagen auf der Autobahn gewendet.

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