Bonner Spielwarenladen Puppenkönig gibt es seit 100 Jahren

BONN · Seit 100 Jahren gibt es den Spielwarenladen Puppenkönig in Bonn. Jetzt steigt die dritte Generation ins Geschäft ein. Voll wird es vor Weihnachten.

Viele Dinge haben sich geändert, seit vor 100 Jahren das Spielwarengeschäft Puppenkönig in Bonn seine erste Filiale Am Hof 1 eröffnete. Damals standen Blechautos und Puppenwagen aus geflochtenem Korb im Schaufenster. Heute haben viele Spielsachen einen Motor, leuchten und machen Geräusche. Und der neueste Trend zeichnet sich schon ab: Smartphone-Apps als Fläche für Spielfiguren.

Über das letzte Jahrhundert wurde das Sortiment stetig erweitert. Weil damit auch die Ladenfläche immer größer wurde, wechselte das Spielwarengeschäft mehrmals den Standort, bis es 1947 schließlich jenes schöne alte Haus an der Gangolfstraße bezog, wo es immer noch zu finden ist.

Generationen von Bonnern sind seitdem an den großen Rundbögen vorbeigezogen und haben sehnsüchtig in die Schaufenster geguckt. 40.000 unterschiedliche Artikel umfasst heute das Sortiment. Und jedes Jahr fährt Inhaber Alfred Westenhöfer auf die Spielwarenmesse nach Nürnberg, um neue Produkte mitzubringen.

"Das ist heute noch wichtiger als früher, weil es jedes Jahr neue Trends gibt, beispielsweise Plüschtiere, die auf bestimmten Fernsehserien oder Filmen basieren", sagt er. "Wenn wir die nicht haben, enttäuschen wir unsere Kunden." Nach dem Tod seines Vaters, der seit 1924 als Buchhalter bei Puppenkönig arbeitete und 1936 Inhaber wurde, hat der Sohn 1985 das Geschäft fortgeführt, zunächst mit seiner Schwester Margit.

Manche Veränderungen hatten nicht die befürchteten Konsequenzen. Als mit Erfindung der Anti-Baby-Pille die Geburtenraten in Deutschland deutlich sanken, hatte die Branche Angst, in Zukunft auf ihren Spielsachen sitzen zu bleiben. "Das ist so glücklicherweise nicht eingetroffen", sagt Westenhöfer.

Zwar gebe es weniger Kinder, "aber für die wird mehr ausgegeben". Das Geschäft ist trotzdem schwieriger geworden. Wie überall im Einzelhandel machen auch dem Spielwarengeschäft große Ketten und der Onlinehandel Konkurrenz. Ein Vorteil ist die eigene Immobilie an der Gangolfstraße, Baujahr 1910, die im Krieg kaum zerstört wurde und Markenzeichen des Spielwarengeschäfts ist. "Die Menschen wissen einfach, wo sie uns finden."

Voll wird es vor Weihnachten. "In den letzten acht Tagen machen wir zehn Prozent unseres Jahresumsatzes", sagt Westenhöfer. Deswegen hat Puppenkönig in der Weihnachtszeit 70 Mitarbeiter und nicht wie normalerweise rund 30. "Das Weihnachtsgeschäft hat sich immer näher an die Feiertage herangeschoben. Das ist eine große Belastung."

Trotz mancher Schwierigkeiten: Die dritte Westenhöfer-Generation steht in den Startlöchern. Im Herbst wird Tochter Stephanie ihr BWL-Studium in Köln beenden. Schon jetzt arbeitet die 27-Jährige im Laden, mal mit ihrer Mutter Mechthild mitten im Verkaufsgeschehen, mal mit dem Vater im Büro. Mit dem Abschluss in der Tasche will sie dann voll einsteigen. "Ich bin ganz sicher, dass Puppenkönig eine Zukunft hat", sagt sie. Das Sortiment müsse nur auf dem neuesten Stand bleiben.

Aber es gibt auch Dinge, die sich in den letzten 100 Jahren nicht geändert haben. "Bälle, Puppen und Plüschtiere begeistern Kinder schon immer und immer noch", sagt Alfred Westenhöfer. Und auch wenn die Verkaufszahlen im Modellbaubereich rückläufig sind: Die große Modelleisenbahn, wegen der sich um die Weihnachtszeit Kinder und Erwachsene die Nasen an der Scheibe platt drücken, wird bei Puppenkönig alle Jahre wieder aufgebaut - 2013 bereits zum 88. Mal.

Chronik

  • 1873 wurde das "Spielwaaren-Haus Puppenkönig" in Köln von P. H. Virnich gegründet.
  • 1913 eröffnet eine Filiale in Bonn, erst Am Hof, dann am Münsterplatz 10.
  • Im Dezember 1914 übernimmt der neue Inhaber Carl Clemens das Spielwarenhaus Puppenkönig.
  • Ab Dezember 1924 ist Alfred Fritz Westenhöfer, der Vater des heutigen Inhabers, als Buchhalter bei Puppenkönig beschäftigt.
  • Das Spielwarengeschäft wechselt 1930 zunächst in die Bahnhofstraße 34, 1934 in die Gangolfstraße 4.
  • 1936 stirbt Inhaber Clemens und seine Witwe Paula führt das Geschäft gemeinsam mit Alfred Fritz Westenhöfer fort.
  • 1947 zieht Puppenkönig an seinen heutigen Standort an der Gangolfstraße 8-10.
  • 1967 wird Alfred Fritz Westenhöfer Alleininhaber der Firma.
  • Nach Westenhöfers Tod 1985 führen seine Kinder Margit und Alfred Philipp das Geschäft fort.
  • Im Jahr 2011 scheidet Margit Orlopp-Westenhöfer aus der Gesellschaft aus und die dritte Generation tritt mit Stephanie Westenhöfer als Teilhaberin ein.
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