Notfallrettung und Krankentransport Privater Rettungsdienst Falck ab Juli in Bonn im Einsatz

Bonn · Mit Falck ist bald erstmals ein privates Unternehmen im Bonner Rettungsdienst tätig. Die Vorbereitungen in der neuen Wache laufen bereits auf Hochtouren.

Es ist ein straffer Zeitplan, den der private Rettungsdienstanbieter Falck in Bonn vorgibt. Bis 1. Juli muss das Unternehmen die Notfallrettung und den Krankentransport auf der Feuerwache 3 in Bad Godesberg sicherstellen. Von den Hilfsorganisationen wird Falck kritisch beäugt, schließlich wurden die Johanniter in einer Ausschreibung ausgestochen. In Beuel bezieht Falck aktuell seine Bonner Zentrale. Fehler will man sich nicht leisten. „Die Bundesstadt ist für uns eine Visitenkarte“, sagt Geschäftsführer Klaus Runggaldier.

An der Maarstraße 42 deutet bislang nichts darauf hin, dass dort eine Falck-Wache entsteht. Etwas abgelegen, in der hinteren Halle eines ehemaligen Autohauses, nur etwa 50 Meter Luftlinie von der Beueler Feuerwache 2 entfernt, richtet Falck gerade seinen Bonner Standort ein. Von dort aus werden acht Krankenwagen tagsüber zu Einsätzen ausrücken. Für die rund 40 Mitarbeiter entstehen Umkleide- und Aufenthaltsräume. Zudem gibt es einen Stellplatz für einen Ersatz-Rettungswagen. Schlafplätze gibt es keine, da die auf der Feuerwache 3 in Bad Godesberg von der Stadt gestellt werden.

„Entgegen vieler Kritik werden wir unseren Dienst zum 1. Juli uneingeschränkt aufnehmen können“, sagt Runggaldier. Einen Großteil der Mitarbeiter, die für den 24-Stunden-Dienst auf der Feuerwache 3 mit drei Rettungswagen benötigt würden, habe man bereits einstellen können. „Wir haben mehr Bewerbungen erhalten, als wir dachten.“ Da für die Notfallrettung ausgebildete Sanitäter von allen Hilfsorganisationen händeringend gesucht werden, ist der Arbeitsmarkt umkämpft. Was an Personal fehle – derzeit sind in Bonn drei Stellen ausgeschrieben – könne man mit Personal von anderen Standorten kompensieren.

Zusammenarbeit unklar

So rund wie in Bonn läuft es allerdings nicht überall. In Köln, wo Falck seit September im Rettungsdienst tätig ist, hatte man mit massiven Personalproblemen zu kämpfen. Mitarbeiter wechselten häufig die Stelle, weil sie unter anderem aus anderen Städten nach Köln versetzt wurden. Mittlerweile bietet Falck dort nur noch die Notfallrettung an. Aus dem Geschäft mit Krankentransporten hat man sich zurückgezogen.

Die Bonner Stadtverwaltung ist dennoch zuversichtlich, dass Falck einen guten Job leisten werde. „Der Bürger wird den Wechsel der Leistungserbringer im Regelfall nicht bemerken“, sagt Markus Schmitz vom Presseamt. Es gebe für alle festgelegte Standards, das Personal nehme an von der Stadt angebotenen und gesetzlich vorgeschriebenen Fortbildungen teil. Einheitlich ausgestattete Rettungswagen stellt als Träger die Stadt Bonn.

Was bisher noch nicht klar ist: Wie wird die Zusammenarbeit der Bonner Hilfsorganisationen – zu denen ASB, DRK, Malteser und Johanniter gehören – und Falck aussehen? Abgesehen davon, den Patienten bestmöglich zu versorgen, scheint es bisher kaum Konsens zu geben. Denn Falck sieht sich als reinen Leistungserbringer für die Notfallrettung und den Krankentransport. Das Ehrenamt, so wie es bei den Hilfsorganisationen verankert ist, ist dem Unternehmen eher fremd. Zwar gibt es einen Falck-Verein, in dem sich Ehrenamtliche engagieren können, in Bonn bestehen jedoch keinerlei Strukturen. „Wir bieten aber jedem, der ehrenamtlich arbeiten will, die Möglichkeit, als Zusatzpersonal auf unseren Rettungswagen mitzufahren“, sagt Runggaldier.

Fahrzeuge bei Großveranstaltungen im Einsatz

„Man muss vorsichtig abwarten und sich kennenlernen“, sagt Georg Fenninger vom DRK. Andere Hilfsorganisationen äußern sich nur ungerne zu diesem Thema, die Malteser wollen keine Stellungnahme abgeben. Die Hilfsorganisationen haben sich in Bonn zur Arbeitsgemeinschaft Sanitätsdienste GbR zusammengeschlossen, um Großveranstaltungen wie „Rhein in Flammen“ gemeinsam zu stemmen. So wurden zuletzt in der Rheinaue viele ehrenamtliche Retter aus dem Sanitätsdienst zusätzlich zu den Hauptberuflichen aus dem Rettungsdienst eingesetzt. Damit verdienen die gemeinnützigen Hilfsorganisationen kaum Geld und sehen die Subventionierung als Beitrag zur Stadtgesellschaft. Auch der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz wird primär mit Freiwilligen betrieben.

In die Arbeitsgemeinschaft wird Falck in nächster Zeit wohl nicht aufgenommen werden. Laut Gesellschaftervertrag ist das nur den anerkannten Hilfsorganisationen vorbehalten. Fahrzeuge und Personal können laut Stadt dennoch bei Großveranstaltungen präsent sein, „als Sondervorhaltung des Rettungsdienstes, um die Eintreffzeiten der Rettungswagen zu verkürzen und einen Transport in ein Krankenhaus zeitnah durchzuführen“. Die Entscheidungen darüber treffe die Berufsfeuerwehr. Oft könne der Veranstalter aber auch frei wählen, von welchem Anbieter er den Sanitätsdienst einkauft.

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