Kommentar zum Tunnel und zum Schweitzer-Tierheim Planen, nicht abwarten

Meinung | Bonn · Für die anstehende Sanierung des Tausendfüßlers wird ein Teil des Geländes des Albert-Schweitzer-Tierheims benötigt. Außerdem heißt die Lösung beim Godesberger Straßentunnel Sanierung. Die Arbeiten haben begonnen, das Verkehrschaos ist ausgeblieben -- bisher.

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Selten hat die Bonner Stadtverwaltung deutlicher vor drohender Staugefahr gewarnt als beim Godesberger Straßentunnel. Seit dem Wochenende ist er in beiden Richtungen nur noch einspurig und mit reduziertem Tempo befahrbar, doch das befürchtete Chaos, das bleibt bisher aus. Einerseits sicher, weil sich viele Autofahrer schon auf die Baustelle eingestellt haben. Andererseits aber auch, weil noch Sommerferien sind. Sobald die Stadt im September wieder voller wird, dürfte der Stau kaum zu verhindern – und schwer zu umfahren – sein. Aber: Es gibt nun einmal keine Alternative zur Modernisierung der Godesberger Tunnelröhren, weil die Stadt bei Sicherheitsfragen keine Abstriche machen kann.

Die Arbeiten sind ebenso unvermeidbar wie die bevorstehende Erneuerung des Tausendfüßlers: Der fast 60 Jahre alte Stelzenbau der A 565 darf nur noch bis 2022 in Betrieb bleiben. Unvorstellbar, was passieren würde, wenn die Autobahn aus statischen Gründen gesperrt werden müsste – der Verkehr in Bonn und der Region würde schlicht und einfach zusammenbrechen. Niemand sollte deshalb riskieren, dass ein Gerichtsprozess das Bauprojekt für eine unkalkulierbare Zeitspanne lahmlegt. Wenn der Tierschutzverein seine Drohung wahr macht und eine Klage einreicht, könnte aber genau das geschehen. Das Interesse der Allgemeinheit an einer funktionierenden Autobahn dürfte zwar schwerer wiegen als ein möglicher Flächenverlust des Tierheims.

Dass der Verein für seine Belange kämpft, ist aber trotzdem nachvollziehbar. Es wäre wichtig, eine Alternative für das Tierheim zu planen – und zwar vorsorglich und nicht erst dann, wenn das Planfeststellungsverfahren für den Tausendfüßler beendet ist. Die Stadt sollte den Vorschlag des Vereins, einen Teil der benachbarten Schrebergärten umzunutzen, ernsthaft prüfen – auch wenn die Kleingärtner alles andere als begeistert sein werden. Doch im Tierheim wird nun einmal eine kommunale Aufgaben erfüllt. Die Helfer kümmern sich dort um herrenlose Tiere, die die Stadtverwaltung sonst woanders unterbringen müsste.

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