Spendenaktion auf Münsterplatz "Offenes Piano" in Bonn kommt Flüchtlingen zugute

Bonn · Die gemeinnützige Aktion „Open Piano für Refugees“ stellt an diesem Wochenende einen Konzertflügel zum Musizieren für jedermann in der Bonner Innenstadt bereit. Die dabei gesammelten Spenden sollen Flüchtlingen zugute kommen.

 Am Piano: Konstantin Kopenhagen betreut das Projekt in Bonn und setzt sich auf dem Münsterplatz auch selbst ans Klavier.

Am Piano: Konstantin Kopenhagen betreut das Projekt in Bonn und setzt sich auf dem Münsterplatz auch selbst ans Klavier.

Foto: Judith Nikula

Als sich Rida Daboul am Münsterplatz auf den Schemel am Piano setzte und zu spielen begann, klang das wahrlich nicht nach einem Anfänger. Dabei kann der 19-Jährige aus Kessenich keine Noten lesen und hatte nie Klavierunterricht. Das Spielen bringt er sich seit zwei Jahren mit Youtube-Videos bei. Eine Freundin schenkte ihm dann ein Klavier. In seiner Heimat Syrien wäre das undenkbar gewesen. Bei dem Projekt "Open Piano for Refugees" gilt: Menschen aller Altersgruppen und jeder Nationalität dürfen spielen und zuhören. Seit 2016 steht dieses "offene Piano für Flüchtlinge", so die Übersetzung, regelmäßig in Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Der freiberufliche Musiker Konstantin Kopenhagen aus Sankt Augustin organisiert die Aktion in Bonn. Vergangenes Jahr hatte er wie Rida Daboul selbst in der City gespielt. "Musik ist etwas sehr Persönliches. Die Menschen zeigen dabei, wer sie sind und spielen, was sie bewegt", sagte Kopenhagen. Der Verein hinter dem Projekt kooperierte in Bonn mit Piano Spengler in Swisttal. "Bonn ist Beethoven- und Kulturstadt, da passt das natürlich. Außerdem finde ich, dass populäre Musik noch nicht so gut in der Stadt vertreten ist. Es gibt vor allem viel Klassik und Jazz", so Kopenhagen.

Viele Passanten lauschten den wechselnden Musikern, einige filmten mit dem Smartphone. Andere setzten sich kurzerhand selbst ans Piano. Die Freundinnen Geeta Narine und Elisabeth Alles schlenderten an ihrem freien Tag vorbei, als sie das Klavier hörten und stehenblieben. "Das klingt so schön, und vor allem ist die Musikerin so jung", sagte Alles, beeindruckt vom Spiel eines jungen Mädchens. Sie habe Gänsehaut bekommen. "So was sollte es hier öfter geben. Da kann man ewig zuhören", meinte Narine.

Rida Daboul lächelte glücklich, als die Zuhörer applaudierten. Eine Frau war perplex, dass er keine Noten lesen kann. Die beiden tauschten sich über das Klavierspielen aus und gaben sich Tipps. Die Mondscheinsonate von Beethoven sei das erste Stück gewesen das er spielen konnte, sagte Daboul.

Bis Sonntag, 16. Juni, steht das Piano auf dem Münsterplatz - bei schönem Wetter von 11.30 bis 22.30 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort