Stadtentwicklung OB prüft Abrisskosten für Schlachthof-Ruinen in Bonn

BONN · Laut OB Sridharan wird überlegt, die Aufbauten auf dem Schlachthofgelände abreißen zu lassen. Aus der Verwaltung gibt es Zweifel an der Realisierung eines Kulturzentrums.

Offenbar gibt es innerhalb der Politik Überlegungen, den verfallenen Alten Schlachthof in der Weststadt in welcher Form auch immer den Stadtwerken (SWB) zu übertragen. Der Dienstleister, größtenteils in städtischer Hand, könnte die Ruinen abreißen lassen, das Areal freiräumen und versuchen, die Begehrlichkeiten der verschiedenen Interessenten unter einen Hut zu bringen und das Gebiet entsprechend zu beplanen. Derlei Ideen bestätigten verschiedene Fraktionen dem GA auf Nachfrage. Oberbürgermeister Ashok Sridharan hat bereits öffentlich erklärt, die Stadt Bonn lasse zurzeit die Abrisskosten ermitteln.

Die SWB selbst erklärten auf GA-Nachfrage lediglich, sie seien an einer Aufwertung und Weiterentwicklung interessiert. „Die Stadtwerke haben mit der Müllverwertungsanlage, dem Heizkraftwerk Nord und dem Standort der Netzgesellschaft Bonn-Netz eine Vielzahl von für Bonn wichtigen Arbeitsplätzen und eine Reihe sichtbarer Aktivitäten in dem Gebiet“, sagte ihr Sprecher Werner Schui. Deshalb stünde man mit allen Beteiligten in stetem Austausch.

Bonnorange zeigt Interesse für einen Betriebshof

Wie berichtet, muss die Stadt die Klärschlammverbrennung aufgrund von Gesetzesänderungen neu organisieren. Eine Option wäre der Bau eines zusätzlichen Brennofens an der Müllverbrennungsanlage. Zugleich zeigt der städtische Abfallentsorger Bonnorange Interesse, ein Teil des Schlachthof-Geländes zu nutzen. Bonnorange suche „bereits seit Längerem nach einer Möglichkeit, den Wertstoffhof am Dickobskreuz zu vergrößern, da die dortigen Zustände für die Bonner Bürgerinnen und Bürger sowie für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr zeitgemäß sind“, sagte deren Sprecher Stefan Hülsdünker. Es gebe Gespräche sowohl mit der MVA als auch mit der Bahn.

Allerdings stellt sich die Frage, wie diese Wünsche zusammenpassen mit den Überlegungen von Holger Jan Schmidt (ehemals Rheinkultur), ein Kulturzentrum an der Immenburgstraße zu errichten. Zudem hat die 2013 gegründete Initiative „NeWest“, zu der neben den Stadtwerken auch die Firmen Knauber und Eaton gehören, überlegt, das Areal für Bürobauten und ein Parkhaus zu nutzen. In der Politik scheinen viele der Auffassung zu sein, dass ein Büroriegel am besten entlang der Immenburgstraße entstehen würde, auch als eine Art Lärmschutz zu dieser Seite hin.

Nach einem Brand auf dem Schlachthofgelände, bei dem die Polizei kürzlich mehrere Jugendliche vor Ort aufgriff, hatte der Bürger Bund Bonn die Verwaltung kürzlich gefragt, wie das Gelände generell abgesichert werde.

Wachschutz kontrolliert Schlachthof

In der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses berichtete ein Mitarbeiter des städtischen Gebäudemanagements (SGB), das Gelände sei komplett mit einem Bauzaun vor unbefugtem Zutritt gesichert. Zudem werde das Areal von einem Wachschutz vier Mal in 24 Stunden „bestreift“ – zweimal nachts und zweimal über Tag. Die Überwachung sei nach dem Brand intensiviert worden, da auch festgestellt worden sei, dass dort häufiger Obdachlose übernachteten.

OB Sridharan erklärte im Ausschuss, die Verwaltung überlege nun, die Aufbauten auf dem Schlachthofgelände abreißen zu lassen. Derzeit würden die Kosten ermittelt. Im Anschluss wolle die Verwaltung weitere Maßnahmen vorschlagen. Nach GA-Informationen hegt die Verwaltung inzwischen Zweifel, ob die Pläne von einer Gruppe um Holger Jan Schmidt für eine kulturelle Nutzung eines Teils des Areals noch weiterverfolgt werden. Wie berichtet, beinhalten diese Pläne eine Konzerthalle mit bis zu 1700 Stehplätzen, ein Club-Foyer mit 600 Plätzen sowie ein Zentrum mit Proberäumen. Schmidt selbst sagte dem GA, er habe weiterhin Interesse, seine Pläne zu verwirklichen. „Wir warten auf die Ergebnisse des Verträglichkeitsgutachtens, das die SWB in Auftrag gegeben haben.“ Allerdings betonte er auch, die Diskussionen um die Zukunft des Geländes zöge sich mittlerweile schon Jahre hin.

Seit Jahren gammelt das frühere Schlachthof-Areal, auf dem nach der Schließung der Schlachthöfe bis 2011 rund 20 Lebensmittelgroßhändler, 20 Existenzgründer und 30 Lagerhallenpächter untergebracht waren, vor sich hin. Die Betriebe mussten damals ausziehen, die Verwaltung hätte dort rund 20 Millionen Euro investieren müssen, um unter anderem Hygiene- und Brandschutzstandards wieder zu erfüllen. Mit Blick auf die Pläne für das Veranstaltungszentrum sowie die Büronutzung haben die Stadtwerke für ihre Tochtergesellschaft, die Müllverbrennungsanlage-GmbH (MVA), ein Gutachten in Auftrag gegeben, um feststellen zu lassen, inwieweit Büros und eine Veranstaltungshalle in direkter Nähe zum Abfallbetrieb zulässig sind. Das Gutachten wurde zwischenzeitlich aktualisiert, die Ergebnisse liegen seit einigen Monaten auf dem Tisch und werden laut Presseamt geprüft.

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