Kulturausschuss gibt Mittel frei Neue Akustikanlage für die Bonner Oper kostet 375.000 Euro

BONN · Der Kulturausschuss hat in einer Sondersitzung am Donnerstagabend 375.000 Euro für den Einbau einer neuen elektronischen Akustikanlage in die alte Oper freigegeben. Die Ausgabe war in Teilen der Kommunalpolitik umstritten.

Vergeblich versuchten Bürgerbund Bonn und Linke im Kulturausschuss, die Rücknahme dieses Beschlusses zu beantragen. Sowohl Johannes Schott (BBB) als auch Jürgen Repschläger (Linke) halten die Investition nur dann für sinnvoll, wenn die alte Oper instandgesetzt wird, statt eine neue zu bauen.

Sie ist aus Sicht des Generalmusikdirektors Dirk Kaftan unerlässlich, um die derzeitige Musikqualität in der Oper mindestens halten, möglicherweise auch verbessern zu können. Sie steht nämlich im Zusammenhang mit einem notwendigen Umbau des Orchestergrabens, der seit Januar 2017 sukzessive begonnen wurde. Dafür steht seit 2013 ein Haushaltsansatz von 300.000 Euro zur Verfügung. Theatermitarbeiter stellen die erforderlichen Elemente für die Verbesserungen des Arbeitsschutzes allerdings für 65000 Euro in Eigenregie her. Nach Rechnung der Theaterintendanz bleiben vom ursprünglichen Haushaltsansatz also 235.000 Euro übrig, sodass für die Tonanlage "nur" zusätzliche 140.000 Euro fehlten.

"Die Arbeitsbedingungen im Orchestergraben in seiner jetzigen Form sind schlicht illegal", erklärte Kaftan. Sie entsprächen nicht mehr den heutigen Standards. "Der Orchestergraben ist viel zu klein für einige Orchestergrößen", sagte Rüdiger Frings, kaufmännischer Leiter des Bonner Theaters. Die Ausgabe sei "zwingend erforderlich".

Durch den Umbau erwartet Kaftan eine deutliche Verschlechterung der Akustik, die die neue Anlage kompensieren soll. Sie nimmt den Ton des Orchesters ab und gibt sie über versteckte Lautsprecher in der Decke künstlich in den Zuschauerraum weiter. Kaftan zählte eine Reihe moderner Konzerthäuser auf, die mit dieser Technik erfolgreich arbeiteten.

Im Kulturausschuss reagierten einige Mitglieder verschnupft ob der kurzfristigen Ankündigung der Ausgabe, die erst vor einem Monat bekannt wurde. Zumal das Theater auf eine schnelle Entscheidung drängte, damit die Fachfirma beauftragt und die Bauarbeiten in der Sommerpause dieses Jahres vollzogen werden können. Bärbel Richter (SPD) sagte dazu: "Wir sollen innerhalb von einem Monat so eine Ausgabe beschließen. Und wenn wir nicht hopsen, ist direkt der Weltuntergang." Was dann wohl nächsten Sommer komme. Diesen Vorwurf wollte der Generalintendant des Bonner Theaters, Bernhard Helmich, so allerdings nicht stehen lassen. "Als ich 2013 nach Bonn kam, gab es zwei Tabu-Themen, über die keiner reden wollte: Der bauliche Zustand der Kammerspiele und der Oper", so Helmich. Er sprach von einem "Nichtangriffspakt aller Beteiligten". Die Ausgabe wäre auch keine "Wegwerf-Investition". Selbst wenn ein Neubau beschlossen würde, dauere die Planung sicher zehn Jahre.

Christiane Overmans (CDU) mahnte zur Besonnenheit. Die Ausgaben für den Ausbau des Orchestergrabens und für die neue Tonanlage seien kulturpolitisch nicht voneinander zu trennen. "Wenn wir nur den Ausbau unterstützen und den Einbau der Anlage nicht, wäre das ein Schildbürgerstreich", so Overmans. Mit Bekanntwerden der Bauverzögerungen der Beethovenhalle wird schließlich die Bedeutung der Oper als Ersatzspielort möglicherweise steigen. Das Jubiläumsjahr zu Ehren Beethovens beginnt bereits in zwei Jahren.

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