Premiere in Bonn Malentes Theater Palast holt die 80er Jahre zurück

Bonn · Die Familie Malente feiert in ihrem Theaterpalast an der B9 wieder Premiere: Diesmal entführt das Ensemble die Gäste der Musikshow "99 Luftballons" in die 80er Jahre. Ob da auch Modern Talking wieder auftauchen?

 „Ich habe eine Melone getragen“: Malentes Version von „Dirty Dancing“ bei der Premiere von „99 Luftballons“.

„Ich habe eine Melone getragen“: Malentes Version von „Dirty Dancing“ bei der Premiere von „99 Luftballons“.

Foto: Barbara Frommann

Twix heißt wieder Raider: Die Umbenennung des Schokoriegels kam wie gerufen für die neue Show der Familie Malente: „99 Luftballons“. Logisch, dass am Premierenabend im Theaterpalast an der Godesberger Allee ein ganzer Bauchladen voll davon zwischen Käsewürfeln und Brezeln an der Bar stand.

Die Zeitreise führt in die schrillen 80er samt ihrem Lebensgefühl, vor allem aus der Neuen Deutschen Welle. Ab in die Disco Tropical, wo Benjamin Förster (Knut Vanmarcke) und Dieter Weber (Dirk Vossberg-Vanmarcke) ihre Studentenzeit verbrachten. „Das war unsere große Welt“, erinnern sie sich. „Sahen wir damals sch... aus!“ Die große Frage, die sich Dieter stellt: Soll er die Disco 2019 in einen Drogeriemarkt verwandeln? Die 200 Premierengäste am Donnerstag waren gespannt.

Es geht gut 35 Jahre zurück: Dieter und Ben (Tobias Ziebold, Tim Hunziker) sitzen vor einem Ghettoblaster in ihrer WG, schneiden das „Bruttosozialprodukt“ und „Rosemarie“ aus dem Radio auf Kassette mit und lassen Mädels vorsprechen – Lara Grünfeld (zu sehen auch in der „Survivor“-Show auf Vox), Vera Marhold –, um ihre Wohngemeinschaft aufzufüllen.

Das passt der ältlichen Hausmeisterin, Frau Sikorski, nicht: „Nach 22 Uhr kein Damenbesuch. Du kannst mich aber gern mal besuchen“, baggert sie Dieter an. „Auf alten Pfannen lernt man kochen.“ Typisch Malente, die mit Kalauern nicht sparen, was aber zu den schrulligen Typen passt. Im Minutentakt wechselt das Ensemble Kostüme und Perücken, die Szenen voller Erinnerungen an alte Zeiten folgen Schlag auf Schlag.

Beim Denver Clan schmachtet Krystle ihren Blake an: „Wirst Du mich auch lieben, wenn ich alt und hässlich werde?“ – „Aber das tue ich doch.“ Sagt’s und singt als Roland Kaiser: „Manchmal möchte ich schon mit dir“. Die Royals machen bei Herzblatt mit. Später taucht der Mann von der Versicherung auf, wobei man sich wundert, dass fast jeder im Saal den alten Werbespot noch von A bis Z mitsingen kann: „Denn wer sich Allianz versichert, der ist voll und ganz gesichert.“ Und so weiter.

Die Theaterchefs Knut und Dirk haben sich wieder ausgebildete Schauspieler und Musicaldarsteller mit ins Boot geholt. So ist die Verwandlung Grünfelds von Mutter Beimer – bei Bill Mockridge im Publikum wurden Erinnerungen wach – in Madonna ein Höhepunkt, als sie „Material Girl“ singt. Bei „Felicità“ zeigt Dirk als Al Bano Power weniger Größe, was aber in der Pointe und nicht in seiner Leistung begründet liegt.

Trios „Da Da Da“, Ixis Knutschfleck, UKWs „Ich will“, Ideals „Eiszeit“ und die „99 Luftballons“, bei denen Marhold brilliert, bestimmen den Soundtrack des Abends. Die Flippers und Modern Talking fehlen ebenfalls nicht. Bleibt nur der Aufruf, dass sich bei den kommenden Vorstellungen die Leute gern bei Knut Wendehals in die „Polonäse Blankenese“ einreihen sollen. Die Erkenntnisse des Abends: CDs und Mobiltelefone werden sich nicht durchsetzen. Und in der Disco Tropical wird 2019 kein Klopapier verkauft.

Aufführungen an der Godesberger Allee 69 bis 10. November, mittwochs bis sonntags. Karten 25 bis 45 Euro. Mehr auf theaterpalast.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort