Kunstwerk am Stadthaus Lichtskulptur „Chronos 15“ läuft rund um die Uhr

Bonn · Vor 40 Jahren wurde die Lichtskulptur "Chronos 15" am Stadthaus eingeweiht. Das Kunstwerk war aber zunächst nicht jedermanns Sache.

Ab dem 12. Juli 1977 läuft „Chronos 15“ zunächst rund um die Uhr. „Selbst am hellichten Tag werden die schwachen Buntstrahler der kinetischen Lichtskulptur nicht abgeschaltet“, berichtet der General-Anzeiger am Tag nach der Einweihung mit einigen kritischen Untertönen: „Die Bonner werden schon ein Verhältnis zur neuen Stadthaus-Kunst finden, war Bürgermeister Hans Steger gestern abend bei der Einweihung vor über 300 Zuschauern zuversichtlich.“

Bürgermeister Steger hofft, dass die Bonner bald auch einen passenden Spitznamen für das Werk des Pariser Kinetikers Nicolas Schöffer finden. „Die zur Einweihung gespielten extraterristischen Geräusche fanden indes nicht den Beifall des Bürgermeisters“, so der GA. Die eigens zur Einweihung komponierte Musik von Pierre Henri werde wieder gelöscht, versicherte Steger, bevor er mit Schöffer das Kunstwerk per Knopfdruck in Gang setzte.

Die 20 Meter hohe und zehn Tonnen schwere Skulptur führt nach dem GA-Bericht ein eigenartiges Leben: Messdaten über die Schwankung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit setzen 56 elektrobetriebene Metallspiegel in Bewegung. Unabhängig davon beleuchten 56 auf Farbwechsel programmierte Scheinwerfer die Skulptur. Umwelteinflüsse lösen den Formen- und Farbenwechsel aus, wodurch die Skultur immer neue optische Erlebnisse erschafft.

„Chronos 15“ ist das Ergebnis eines Kunstwettbewerbes zur Verschönerung des Stadthauses, der 1975 ausgeschrieben worden war. Die Stadt als Bauherr war gesetzlich verpflichtet, ein bis zwei Prozent der Gesamt-Bausumme von 160 Millionen Mark für Kunst auszugeben. Der GA schreibt: „Die 600 000 Mark, die die Skulptur gekostet hat, hätten also keinesfalls dem notleidenden Bonner Sport-Club aus der Patsche helfen können, wie in den letzten Tagen wiederholt gefordert wurde.“

Anfang August 1986 berichtet der GA über umfangreiche Arbeiten an dem Kunstwerk: „Umgebaut wird seit einiger Zeit das umstrittene Windspiel ,Chronos 15' auf der Plattform des Bonner Stadthauses.“ In den vergangenen Jahren hatten sich die spiegelnden Platten des Kunstwerkes praktisch nie richtig gedreht. Die Motoren, die sie eigentlich antreiben sollten, fielen immer wieder aus.

So begann die Stadt Bonn schon im Jahr 1985 damit, das Werk des Pariser Künstlers Niclas Schöffer umzubauen. „Derzeit werden die Motoren ausgebaut und die Spiegel in einfache Lauflager eingehängt; so soll demnächst also der Wind die chromglänzenden Platten drehen.“ Im Zuge des Umbaus werden auch die am gesamten Kunstwerk installierten bunten Scheinwerfer abmontiert, weil der „Chronos“ schon seit längerer Zeit immer nur von am Boden befestigten Lampen angestrahlt wurde. Stattdessen sollen an der Stadthausfassade angebrachte Lampen das Kunstwerk ins rechte Licht setzen. Die Kosten für diese Umbauten belaufen sich auf immerhin 20 000 Mark.

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