Erste Berechnungen Kosten für neues Bonner Schwimmbad bei 34 Millionen Euro

Bonn · Beim umstrittenen Schwimmbadprojekt in Dottendorf zeichnet sich erstmals die Dimension der Baukosten ab. Der Neubau am Heizkraftwerk Süd könnte mit rund 33 Millionen Euro plus 1,3 Millionen Euro für die Planung zu Buche schlagen.

Diese Zahlen haben die Stadtwerke Bonn (SWB) am 23. August in einer vertraulichen Aufsichtsratssitzung genannt, wie aus zwei zuverlässigen Quellen zu erfahren war. Allerdings machte die Geschäftsführung den Aufsichtsräten deutlich, dass diese Summen für den ausgewählten „Wasserland“-Entwurf des Büros 4a Architekten noch unverbindlich seien. Die endgültige Höhe der Investition hängt zudem von anstehenden Feinplanungen ab, etwa zur Zahl der Rutschen in dem Hallenbad.

Die Stadtwerke wollten die Summen am Freitag weder bestätigen noch dementieren: „Wir kommentieren keine nichtöffentlichen Sitzungen“, sagte SWB-Sprecher Werner Schui. „Wesentliche Bestandteile der Kostenschätzung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für das Bad befinden sich noch in der Abstimmung.“ Die Kostenfrage ist brisant, weil der Neubau zwei sanierungsbedürftige alte Bäder ersetzen soll. Seit Monaten fordert die Opposition im Stadtrat deshalb Zahlen von der Stadtverwaltung und den Stadtwerken, die das Hallenbad bauen und technisch betreiben sollen. Die SPD hat deshalb eine Große Anfrage für die nächste Ratssitzung Ende September gestellt. „Wir wollen endlich Transparenz und Klarheit“, betonte SPD-Fraktionschefin Bärbel Richter.

Auch SWB-Aufsichtsratsmitglied Tom Schmidt würde die Baukosten gern in der nächsten Ratssitzung erfahren. „Das wäre ein guter Zeitpunkt, eine seriöse Zahl zu nennen“, erklärte der Grüne. „Die gibt es nämlich im Moment noch nicht.“ Am Ende sei entscheidend, ob ein Neubau unterm Strich günstiger für den städtischen Haushalt sei als Sanierung und Weiterbetrieb der alten Bäder.

Rechnung könnte aufgehen

Das sieht der FDP-Fraktionsvorsitzende Werner Hümmrich ganz genauso. Sollten die Baukosten grob den 34 Millionen Euro entsprechen, die im Aufsichtsrat als Zwischenstand genannt wurden, könnte die Rechnung aus seiner Sicht aufgehen: „Das wäre nachhaltiger als die Sanierungsvariante.“

An den Baukosten werde das neue Schwimmbad in Dottendorf wohl nicht scheitern. Diese Einschätzung stammt von Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Weckenbrock. Er traf sie bei einer Pressekonferenz am 29. August, als die SWB GmbH den ausgewählten Architektenentwurf für das geplante Sport- und Familienbad „Wasserland“ vorstellte. Eine Summe nannte der Manager nicht – ganz anders als in einer vertraulichen Aufsichtsratssitzung sechs Tage zuvor.

Auch dort machten die Stadtwerke nach GA-Informationen aber klar, dass die von der 4a Architekten GmbH ausgerechneten 33,3 Millionen Euro Bau- plus 1,3 Millionen Euro Planungskosten nur eine Art Zwischenstand seien. Die Architekten haben wie berichtet ein Bad am Heizkraftwerk Süd entworfen, das in zwei Hallen mit 25-Meter-Becken das getrennte Schwimmen für Freizeitnutzer sowie Sportvereine und Schulklassen ermöglichen soll. Neben Sauna- und Wellnessbereichen ist auch ein Restaurant vorgesehen.

Bürgerentscheid war für das Neubauprojekt

Die Stadtwerke und die beauftragten Fachbüros arbeiten nun mit den Architekten weiter an den Details der Pläne. Wie stark die endgültigen Baukosten nach oben oder unten von den genannten rund 34,6 Millionen Euro abweichen könnten, ist unklar, weil der städtische Konzern dazu im Moment keine Auskünfte gibt. „Wir werden alle Gremien transparent informieren, sobald die Zahlen feststehen“, sagte SWB-Sprecher Werner Schui am Freitag.

Dem Stadtrat sollen die Stadtwerke für die Sitzung am 14. Dezember ein entscheidungsreifes Konzept vorlegen. Die Unterlagen mit der konkreten Kostenplanung müssten demnach spätestens Ende November veröffentlicht werden. Der bisherige SWB-Zeitplan sieht vor, 2019 den Grundstein zu legen und 2020 die Eröffnung des neuen Bades zu feiern.

Die Ratsmehrheit hatte bekanntlich im September 2016 den Grundsatzbeschluss für das „Wasserland“-Projekt gefasst. Sofern die Stadtwerke das Schwimmbad bauen und technisch betreiben können, sollen im Gegenzug das Godesberger Kurfürsten- und das Frankenbad in der Nordstadt aufgegeben werden, um den Stadthaushalt zu entlasten. Beim ersten Bürgerentscheid in der Bonner Geschichte hatte im Frühjahr eine knappe Mehrheit von 51,6 Prozent der rund 97 000 Teilnehmer gegen die Rettung des Kurfürstenbades und damit indirekt für das Neubauprojekt gestimmt.

Bisherigen Summen stammen aus Gutachten von 2012

Damit der Rat im Dezember sauber abwägen kann, werden im Moment die Sanierungskosten für das Kurfürsten- und das Frankenbad neu ermittelt. Nach GA-Informationen hat das Städtische Gebäudemanagement Bonn (SGB) dafür externe Architektenbüros beauftragt. „Aktuelle Zahlen“ lägen aber noch nicht vor, erklärte das Presseamt am Freitag. Die bisher bekannten Summen stammen aus einem Gutachten von 2012, das sich wiederum auf frühere Erhebungen bezogen hatte.

„Die voraussichtlichen Sanierungskosten für das Frankenbad wurden damals auf etwa 15 Millionen Euro geschätzt“, sagte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. „Für das Kurfürstenbad waren diese Kosten auf mindestens 10 Millionen Euro taxiert worden.“ Mit diesem Geld würden die alten Bäder aber lediglich wieder auf den Stand der Technik gebracht und energetisch saniert – also nicht wirklich attraktiver. Beim Frankenbad hatten die Gutachter schon vor sieben Jahren darauf hingewiesen, dass nach einer Sanierung nicht mit steigenden Besucherzahlen zu rechnen sei.

Die Stadtwerke treiben das Neubauprojekt unterdessen weiter voran. Am kommenden Donnerstag, 14. September, laden sie interessierte Bürger ab 18.30 Uhr zum Architekturdialog ins SWB-Haus an der Theaterstraße ein. Dort wird der Stand der Planung erläutert und zur Diskussion gestellt. Die Ergebnisse werden im Internet nachzulesen sein unter bonn-macht-mit und unserneuesschwimmbad.

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