Sondersitzung des Bonner Stadtrats Koalition verteidigt Sanierung der Beethovenhalle

Bonn · In der Ratssondersitzung haben Vertreter der Koalition aus CDU, Grünen und FDP ihren Sanierungsbeschluss vom Dezember 2015 verteidigt. Die Linke vermisste die fehlende Selbstkritik der Stadtspitze.

Die Jamaika-Koalition hat in der Ratssondersitzung ihren Beschluss zur umfassenden Sanierung der Beethovenhalle verteidigt. „Wir haben richtig gehandelt“, betonte der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus-Peter Gilles. Es sei richtig gewesen, dass sich CDU, Grüne und FDP im Dezember 2015 auf seine Empfehlung hin gegen die kleinere Sanierungsvariante ohne Technikanbau und ohne Studiovertiefung entschieden hätten. Diese Variante für rund 40 Millionen Euro hatte Oberbürgermeister Ashok Sridharan vorgeschlagen.

Ohne Anbau und Entkernung des Hallenkellers hätte es aber wohl Probleme mit der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) gegeben, wie aus einer frischen Antwort der Stadtverwaltung auf einen Fragekatalog der Koalition hervorgeht. „Eine TGA nach dem heutigen Stand der Technik hätte mehr Raumbedarf erfordert, als die vorhandene Gebäudestruktur bietet“, schreibt die Stadt. Die teils marode Gebäudesubstanz hätte nach Einschätzung der Verwaltung auch bei der kleinen Sanierungsvariante Probleme gemacht: „Lediglich der Eingriff in den Baugrund und damit die Auswirkungen des schlechten Baugrunds wären... geringer gewesen“, so die Vorlage.

Lohmeyer: Mehr Zeit und Geld nötig

Grünen-Fraktionssprecher Hartwig Lohmeyer bekannte sich ebenfalls zum Sanierungsbeschluss, den neben der Koalition auch die Linke getragen hatte. „Es war eine Entscheidung auf Grundlage damaliger Erkenntnisse, die wir wieder so treffen würden“, sagte der Grüne. Es zeige sich aber, dass für die Vorplanung solcher Großprojekte mehr Zeit und Geld nötig seien. Die Beethovenhalle sollte Ende 2018 vollendet sein, um dort das kommende Beethoven-Jubiläumsjahr feiern zu können.

Angelika Esch (SPD) sprach von einem „Millionengrab“ – dieses Geld fehle der Stadt an anderen Stellen, kritisierte die Fraktionsvorsitzende. Sie attackierte die Koalition dafür, den vor einem Jahr beantragten Baustopp abgelehnt zu haben. „Sie haben einen zweiten Fehler begangen, weil sie den ersten Fehler nicht zugeben wollten!“ Eine Lehre für die Zukunft müsse sein, große Bauprojekte nur noch zu starten, wenn die Planung abgeschlossen sei. Jürgen Repschläger (Linke) sagte, man dürfe sich im Rat „nie wieder so unter Zeitdruck setzen lassen“ und vermisste ansonsten Selbstkritik bei der Stadtspitze.

Marcel Schmitt (Bürger Bund Bonn) warf der Koalition „organisierte Verantwortungslosigkeit“ vor und nannte die Halle „ein zweites WCCB“. Jetzt müsse die „unsägliche Luxussanierung abgespeckt“ werden. Hans Friedrich Rosendahl (Allianz für Bonn) beklagte, dass der Rat vor dem Sanierungsbeschluss nicht ausreichend über die Baugrundrisiken informiert worden sei. Und Felix Kopinski (Sozialliberale) fasste seine Kritik in einen bitteren Satz zusammen: „Die Bürger trauen Rat und Verwaltung nicht einmal mehr zu, eine Bushaltestelle ohne Kostenexplosion zu bauen.“

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