Kommentar zu Falschparkern auf den Gleisen Keine sinnvolle Idee

Meinung | Bonn · Seit Kurzem können Mitarbeiter der Düsseldorfer Rheinbahn Falschparkern, die die Weiterfahrt von Bahn und Bus behindern, selbst Strafzettel ausstellen. Das wünscht sich die SPD-Ratsfraktion nun auch in Bonn.

Verlässlichkeit und Pünktlichkeit von Bussen und Bahnen sind sicherlich wichtige Aspekte, um den Nahverkehr in Bonn und anderen Städten so attraktiv zu gestalten, dass Bürger das Auto stehen lassen. Da hat die SPD schon recht. Doch sorgt ihr Vorschlag, Bahn- und Busfahrer der Stadtwerke (SWB) künftig Knöllchen selbst ausstellen zu lassen, für einen flüssigeren Verkehr? Das ist doch stark zu bezweifeln.

Wenn die SWB in eineinhalb Jahren 87 Behinderungen durch Falschparker feststellen, ereignet sich in Bonn ein solcher Vorfall statistisch alle 6,2 Tage bei einem Pendelverkehr, der auf den betroffenen Straßenbahnstrecken zu Stoßzeiten im Fünf-Minuten-Takt befahren wird. In vielen Fällen kommt der Autofahrer schnell dazu. Man kann also nicht von einem riesigen Problem sprechen.

In Düsseldorf ist ein solcher Schritt eher zu verstehen. In der Landeshauptstadt lag die Zahl der Falschparker, die den ÖPNV behindern, immerhin bei 1000 innerhalb eines Jahr, also bei etwa drei Fällen pro Tag. Der Vorstoß der SPD verfängt noch aus einem weiteren Grunde nicht: Bonner – und damit natürlich auch jeder Bahn- oder Busfahrer – haben heute schon die Möglichkeit, Ordnungswidrigkeiten zu dokumentieren und dem Ordnungsamt zu schicken. Auch der Autofahrer, dessen Garage zugeparkt ist, hat also grundsätzlich eine Handhabe.

Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, die Fahrer selbst Knöllchen schreiben zu lassen. Sie sollen ihre Fahrgäste sicher transportieren und nicht Zusatzaufgaben erfüllen, die zu weiteren Verspätungen führen könnten. Das Ordnungsamt kann Bußgelder bis zu 75 Euro für Falschparker auf Schienen verhängen, das Abschleppen kostet zusätzlich 180 Euro.

Wenn die Stadt diese Kosten konsequent in Rechnung stellt, hat sie ein probates Mittel in der Hand, um Autofahrer zu ahnden, die meinen, sie müssten beim Brötchenholen ihr Bedürfnis, 50 Meter näher an der Bäckerei zu parken, über das Bedürfnis vieler Pendler stellen, die den Anschlusszug am Hauptbahnhof erwischen wollen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort