Dialogforum für Jugendliche Junge Islamkonferenz in Bonn will Zusammenleben verbessern

Bonn · Die junge Islamkonferenz setzt sich für achtsame und aktive Gesellschaft ein. Das Treffen wird mit Planspielen und Workshops fortgesetzt.

Teilnehmer der Jungen Islamkonferenz mit Serap Güler, Staatssekretärin für Integration im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW (vorne, mit rotem Pullover).

Teilnehmer der Jungen Islamkonferenz mit Serap Güler, Staatssekretärin für Integration im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW (vorne, mit rotem Pullover).

Foto: Thomas Kölsch

„Wer bin ich und wo gehöre ich hin?“, fragen sich viele junge Menschen. Vor allem, wenn sie mit Klischees und Vorurteilen zu kämpfen haben, so wie etwa Muslime, ist es nicht immer einfach, darauf eine befriedigende Antwort zu finden. Doch nur wenn diese gegeben ist, kann auch der Wunsch nach einer Partizipation am gesellschaftlichen und politischen Diskurs entstehen – und genau hier setzt die Junge Islamkonferenz (JIK) an, die sich als Dialogforum für Jugendliche und junge Erwachsene versteht.

In ihr soll darüber diskutiert werden, wie Chancengleichheit in einer pluralistischen Gesellschaft gelingen kann und wie Muslime, Christen und Atheisten, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund eine gemeinsame Zukunft bauen können. Im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn haben sich an diesem Wochenende 40 Teilnehmer zwischen 17 und 25 Jahren aus ganz Nordrhein-Westfalen getroffen, um unter dem Motto „Schweigen war noch nie Gold“ Ansätze zu finden, um das Zusammenleben in Deutschland nachhaltig zu verbessern.

Eine soziologische, keine theologische Diskussion

„Die JIK ist uns schon alleine deswegen wichtig, weil wir uns in vielen Debatten, die etwa in der deutschen Politik geführt werden, einfach nicht wiederfinden“, sagen Volkan Turan und Julia Henn aus Köln, die beide schon zum zweiten Mal an so einem Landestreffen teilnehmen. „So wird etwa gerne von der deutschen Leitkultur gesprochen – aber vor allem von alten weißen Politikern“, führt ersterer aus. „Warum fragt man uns nicht, was wir darunter verstehen? Wie kann es sein, dass zum Beispiel eine Einwandererfamilie auch nach drei Generationen in Deutschland noch als fremd gilt und bei so einer wichtigen Debatte einfach ausgegrenzt wird?“

Ein gutes Argument, auch wenn es mit dem Islam zunächst einmal nicht viel zu tun hat. „Stimmt“, bestätigt Henn. „Aber wir wollen auch gar keine theologische Diskussion führen, sondern eine soziologische. Uns geht es darum, dass hierzulande immer noch viele Menschen in der ein oder anderen Form marginalisiert und diskriminiert werden. Allerdings bilden Muslime dabei die größte Gruppe und haben gerade in letzter Zeit unter ganz besonderen Vorurteilen zu leiden. Die meisten von ihnen sind doch längst perfekt integriert. Aber viele haben das diffuse Gefühl, nicht willkommen zu sein.“ Kein Wunder also, dass dann die Partizipation an gesellschaftlichen Prozessen erschwert wird. „Genau. Unser Ziel ist es, Wege zu einem achtsamen Miteinander zu finden, in der Haltung statt Herkunft zählt.“

Unterstützung von Serap Güler

Unterstützung erhalten die Teilnehmer der JIK dabei von Serap Güler, Staatssekretärin für Integration im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW. „Es ist schon bemerkenswert, welch großer Wert gewissen Kategorisierungen beigemessen wird“, sagt sie. „Ich selbst bin als Türkin geboren, wurde irgendwann als Migrantin bezeichnet, dann als junge Frau mit Migrationshintergrund. Nachdem ich eingebürgert wurde, war ich Deutsche mit Zusatz, inzwischen werde ich gerne als junge muslimische Politikerin vorgestellt. Und immer wieder frage ich mich, warum das eigentlich so wichtig sein soll.“

Am kommenden Wochenende wird der Dialog mit Planspielen und Workshops fortgesetzt.

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