23-Jähriger aus Bonn Joschka Merz ist Entwicklungshelfer mit Sinn für Mode

Bonn · Der Bonner Joschka Merz hat das Projekt „Elefantenfüße“ ins Leben gerufen und engagiert sich für den Bau von Brunnen in Afrika. Vorbild für den 23-Jährigen ist sein Vater Tom Schmidt, der als Student in einem Armenviertel in Chile gearbeitet hat.

 Der Bonner Joschka Merz liebt seine Heimatstadt und möchte ihr treu bleiben.

Der Bonner Joschka Merz liebt seine Heimatstadt und möchte ihr treu bleiben.

Foto: Benjamin Westhoff

Wenn Joschka Merz sich als Sohn von Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Tom Schmidt zu erkennen gibt, sorgt das oft für Heiterkeit: „Dann meinen alle, meine Eltern hätten mir den Vornamen wegen Joschka Fischer gegeben“, sagt der Student und lacht. Es stimme zwar, dass seine Eltern Tom Schmidt und Petra Merz den früheren Außenminister und Grünen-Politiker ganz gut fänden. „Aber er hat mit meiner Namensgebung wirklich nichts zu tun.“ Inzwischen werde er eher gefragt, ob er irgendwie mit Friedrich Merz verwandt sei. „Das ist auch nicht ganz abwegig, wir haben ja auch einen CDU-Politiker in der Familie.“ Gemeint ist Joschka Merz' verstorbener Großvater – der ehemalige Bürgermeister der Stadt Bad Driburg und Buchautor Norbert Schmidt.

Obwohl noch jung an Jahren, hat sich der 23-Jährige, der in Friesdorf aufgewachsen und in Bad Godesberg zur Schule gegangen ist, in Bonn und über die Stadtgrenze hinaus bereits einen Namen gemacht: Er hat mit seinen Eltern den Verein Elefantenfüße ins Leben gerufen, der in Kamerun Trinkwasserbrunnen baut. Joschka Merz ist nach dem Abitur 2014 erstmals als Entwicklungshelfer nach Afrika gereist. Im Dörfchen Mebomeza, wo er bei einer Gastfamilie lebte, herrschten katastrophale Verhältnisse bei der Trinkwasserversorgung. Anstatt in die Schule zu gehen, mussten die Dorfkinder das Wasser von weit her schleppen. Oft war es derart verschmutzt, dass die Bewohner krank wurden. In kürzester Zeit hatte Merz in Bonn rund 7000 Euro über den Verein an Spenden gesammelt – der erste Trinkwasserbrunnen wurde gebaut.

Die Spendenbereitschaft in Bonn und Umgebung hielt weiter an. Merz konnte zwei weitere Brunnen in anderen Dörfern errichten lassen. Obwohl er bei diesem Aufenthalt in Afrika schwer erkrankte, ließ sich der Student nicht abhalten, später weitere Male den Kontinent zu besuchen. Bei seiner Rückkehr vom ersten Aufenthalt wurde er direkt vom Flughafen in die Uni-Klinik eingeliefert. „Meine Eltern hatten große Sorgen um mich“, erinnert er sich, „ich war nur noch Haut und Knochen“.

Soziales Engagement vor Studienbeginn

Die Entscheidung, sich nach der Schule für ein soziales Projekt in der dritten Welt zu engagieren anstatt direkt zu studieren, stand für den jungen Mann schon lange fest. „Vorbild war mein Vater. Er hat als Student in einem Armenviertel in Chile gearbeitet. Das hat mich sehr beeindruckt.“ Nach wie vor engagiert sich Joschka Merz für den Verein Elefantenfüße. Vor Beginn seines Jurastudiums in Bonn probierte er jedoch noch etwas anderes aus: Nach der Rückkehr seiner zwei Jahre älteren Schwester Marie aus Neuseeland übernahm er deren Job als Au-Pair in derselben Familie. Drei Jungen im Alter von fünf, drei und zwei Jahren musste er betreuen. Vom Brunnenbauer im Entwicklungsland zum Kindergärtner in Neuseeland – was für ein Kontrastprogramm. „Das stimmt. Aber das hat mir großen Spaß gemacht. Ich habe einen Draht zu Kindern. Auch wenn die manchmal ganz schön nerven können.“

Nein, er sei in keiner Partei, antwortet Joschka Merz auf die Frage, ob er Mitglied bei den Grünen ist. „Vielleicht kommt das später. Ich könnte mir auch eine andere Partei vorstellen.“ Vielleicht sogar die CDU? „Warum nicht? Mein Opa war ein guter Politiker und für mich immer ein Held. Er hat mir nicht nur das Laufen beigebracht, sondern auch mit mir über Gott und die Welt diskutiert.“

2020 will der 23-Jährige sein Staatsexamen ablegen und wieder als Entwicklungshelfer nach Kamerun reisen. Er könne sich gut vorstellen, später als Richter zu arbeiten. „Dafür braucht man ein Prädikatsexamen. Ich muss mich also anstrengen“, sagt er und grinst. Sein finanzielles Budget stockt er als studentische Hilfskraft im Mathematischen Institut auf. Der 23-Jährige ist von zu Hause ausgezogen und lebt in einer eigenen Wohnung in Kessenich. Zudem gibt er gerne Geld für Klamotten aus. „Ich ziehe mich halt gerne schick an. Und ich habe 20 Paar Schuhe. Das ist das Einzige, was meine Eltern an mir nicht verstehen“, gibt er freimütig zu. Und wo möchte er einmal auf Dauer leben? „Ich glaube , ich bleibe in Bonn. Ich fühle mich hier einfach sehr wohl.“

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