Ankunftszentrum Ermekeilkaserne Jede Woche neue Flüchtlinge

Südstadt · Warum muss das Ankunftszentrum für Flüchtlinge ausgerechnet in der Ermekeilkaserne eingerichtet werden – sozusagen mitten in der Stadt? Was bedeutet das für die Anwohner?

 In diesen Block an der Ecke Argelander- und Ermekeilstraße werden Büros eingerichtet.

In diesen Block an der Ecke Argelander- und Ermekeilstraße werden Büros eingerichtet.

Foto: Richard Bongartz

Viele durchaus kritische Fragen haben Teilnehmer einer Bürgerversammlung der Bezirksregierung im Gemeindesaal der Lutherkirche gestellt. Unter den mehr als 100 Besuchern waren auch Flüchtlinge.

In erster Linie gehe es darum, dass sich die Asylverfahren beschleunigen, sagten unisono Integrationsbeauftragte Coletta Manemann für die Stadt und Wilhelm Steitz, stellvertretender Regierungspräsident. Ziel sei es, in der neuen Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) in der Südtstadt innerhalb einer Woche zu entscheiden, ob jemand ein Bleiberecht erhält oder nicht. Anschließend werden die Flüchtlinge laut Aufbauleiter Armin Mörs vom Bundesamt für Mi-gration und Flüchtlinge (Bamf) auf Unterkünfte in nordrhein-westfälische Kommunen verteilt.

Schon 24 bis 36 Stunden nach der Erstregistrierung sollen die Ankömmlinge auf die Bundesländer verteilt werden. In der Kaserne könnten dann 800 Menschen übernachten, zudem gebe es genügend Büroräume für die rund 300 Bamf-Mitarbeiter, so Steitz. In den Block zur Ermekeilstraße hin werden ein Sanitätszentrum und Warteräume eingerichtet. Dort ist wegen maroder Decken nur das Erdgeschoss nutzbar.

Steitz machte mehrfach klar, dass es weiter entfernt am Stadtrand keine Alternativen zur Kaserne gegeben habe, was viele Bürger nicht glauben wollten. Alternativ hätte man auf der grünen Wiese neu bauen müssen. „Das würde aber länger dauern“, so der Vize-RP. Klar sei aber gewesen, dass durch die EAE, die zum Teil schon ihre Arbeit aufgenommen hat, keine städtische Unterbringung von Flüchtlingen in der Kaserne mehr möglich war. Selbst die Künstler müssen den Behörden Platz machen. Ob die Ermekeilinitiative, die schon eine Kündigung erhalten hat, am Ende bleiben kann, sollen in zwei Wochen Gespräche ergeben, versprach Steitz.

Die Ankündigung, dass die Flüchtlinge jede Woche ausgetauscht werden – die Busse kommen über das Tor Reuterstraße aufs Gelände – erzeugte ein Raunen im Saal. Überhaupt war die Stimmung bisweilen gereizt. Einige engagierte Ehrenamtler verstanden nicht, dass es für manche Flüchtlinge von außerhalb nun durch die Steuerung aus Arnsberg ganz schnell gehen soll, während andere in Bonn schon lange auf ihre Anhörung warten. Es seien Konzepte in Arbeit, die diese Situation verbessern sollen, so die Bezirksregierung. Eine Frau befürchtete, dass Flüchtlinge, die in dem einwöchigen Verfahren abgelehnt würden, in dem für sie fremden System keine Zeit mehr hätten, sich um Rechtsbeistand zu kümmern. „Der Bescheid wird erst ein paar Tage nach der Woche in der Ermekeilkaserne ausgehändigt“, versprach Steitz. „Dann erst beginnt die Rechtsmittelfrist.“ Ab dem Zeitpunkt will die Caritas den Menschen helfen.

Joanna Piel und Monique Windisch vom Roten Kreuz sagten, dass ihr Einsatz zur Versorgung und sozialen Betreuung der Flüchtlinge weiter notwendig sei. Durch die ständigen Wechsel stehe die Kleiderkammer vor einer neuen Herausforderung. „Ehrenamtliche Helfer werden dort und und an anderen Stellen weiter benötigt“, betonte Windisch.

Viele Zuhörer wollten konkret wissen, wie lange es die EAE geben wird. „Fünf Jahre wäre das Mindestmaß“, sagte Steitz. Ein Anwohner entrüstete sich, dass so nun die schon länger angedachte Entwicklung des Stadtviertels anstelle der Kaserne „auf Halde geschoben wird. Das ist skandalös.“

Auf Fragen zum Sicherheitsrisiko sagte ein NRW-Polizeivertreter, dass es bislang keine schweren Anschläge gegeben habe. Beamte seien aber regelmäßig auf dem Gelände und würden auch Streife fahren. Pro Flüchtling in der EAE rechnet Steitz mit rund 40 Euro am Tag für Essen und Verpflegung.

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