Chef des Bundeskanzleramtes Helge Braun wirkt bei Bonn-Vertrag mit

BERLIN · Kanzleramtschef Helge Braun gilt als effizienter Krisenmanager. Er ist in die kommenden Verhandlungen über den Bonn-Vertrag eingebunden.

Je weniger Wirbel, umso besser. Helge Braun arbeitet am besten geräuschlos. Schon in seinem früheren Beruf als Anästhesist. Erst recht jetzt, da er als Chef des Kanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben oberster Krisenmanager von Kanzlerin Angela Merkel ist. Kaum ein Gesetzentwurf der Regierung, der nicht über seinen Schreibtisch geht. Ob Parität bei den Krankenkassen, Rückkehrrecht in Teilzeit oder Vollzeit, ob Grundrente oder neue Rüstungsexportrichtlinien – der Notfallmediziner (46) kümmert sich im Kanzleramt um die politisch heiklen Fälle.

Braun hat auch in den nächsten Monaten eine besondere Aufgabe. Er ist neben dem federführenden Horst Seehofer, als Bauminister der Beauftragte für Berlin-Umzug und Bonn-Ausgleich, in die Verhandlungen eingebunden, wenn der Bund mit der Region Bonn und zwei Bundesländern über eine vertragliche Zusatzvereinbarung zum Berlin/Bonn-Gesetz verhandelt.

Braun ist kein Lautsprecher. Der direkt gewählte CDU-Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Gießen kann sich zurücknehmen. Dazu passt, dass viele Bundesbürger den früheren Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesforschungsministerium gar nicht kennen. Der „Chef BK“, wie seine Funktion auch abgekürzt wird, gilt als der vielleicht unbekannteste Minister im Kabinett Merkel, aber auch als einer der effizientesten. Und das ist für seinen Job, in dem es auf die Kunst des Vermittelns, Moderierens und manchmal auch des Strippenziehens ankommt, keine schlechte Voraussetzung.

Er verstehe sich als „ehrlicher Makler“, hat er einmal gesagt. Für seinen Job im Kanzleramt bedeute dies: „Ein ehrlicher Makler, auch zwischen den Interessen, kann nicht jeden Tag am Meinungsstreit öffentlich teilnehmen.“ Also wirkt Braun im Hintergrund. Er sorgt dafür, dass Gesetzentwürfe kabinettsreif und später tatsächlich gesetzesreif werden. Braun gilt als uneitel, meistens gut gelaunt und ebenso gut organisiert.

Sollten sich Vertreter der Stadt Bonn, der Region wie auch der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in den Verhandlungen über den Bonn-Vertrag vom Bund eingelullt fühlen, Vorsicht vor dem gelernten Anästhesisten. Braun dürfte Bonn ob der Prosperität kaum als echten Notfall sehen. Eher als Fall einer Langfrist-Betreuung auf der Basis bereits getroffener Abmachungen. Erfolge hängt der Mediziner nicht an die große Glocke, weil dies in aller Regel das Ende künftiger Erfolge bei solchen Verhandlungen wäre.

Über seinen früheren Beruf hat der früher hauptberufliche Narkosearzt einmal gesagt: „Die Kunst des Anästhesisten ist nicht, dass jemand einschläft, sondern dass alle wieder aufwachen.“ So könnte der Chef des Bundeskanzleramtes seinen Auftrag im wohl verstandenen Sinne angehen, wenn er namens des Bundes beim Bonn-Vertrag ein Wörtchen mitspricht.

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