LVR-Klinik nimmt wieder Patienten an Höhepunkt der Grippewelle in der Region wohl erreicht

Bonn · Die Grippewelle hat Bonn und die Region noch fest im Griff. Positive Nachrichten gibt es jetzt aus der LVR-Klinik: Die Zahl der Verdachtsfälle ist zurückgegangen, seit Freitag werden vereinzelt wieder Patienten aufgenommen.

Die seit vergangenen Sonntag aufgrund einer deutlichen Erhöhung von Influenza-Erkrankungen in der Bonner LVR-Klinik eingeleiteten hygienischen und organisatorischen Maßnahmen zeigen offenbar Wirkung. „Wir sind noch nicht über den Berg, aber die Zahl der Grippe-Verdachtsfälle ist sowohl bei den Patienten als auch bei den Mitarbeitern nicht weiter gestiegen“, teilte am Freitag der Ärztliche Direktor der Klinik, Professor Markus Banger. Und: „Wie sich zeigt, waren all unsere Entscheidungen wichtig und notwendig.“

In enger Abstimmung mit den Gesundheitsämtern in Bonn und Siegburg sowie dem Rettungsdienst war am vergangenen Sonntag zunächst ein Aufnahmestopp für alle psychiatrischen, kinder- und jugendpsychiatrischen und neurologischen Patienten verhängt worden, von einem Besuch in der Klinik wurde Außenstehenden dringend abgeraten. Zudem wurden Gruppenaktivitäten eingestellt, betroffene Patienten wurden ausschließlich isoliert behandelt. Parallel dazu wurden schwangere und chronisch erkrankte Mitarbeiter umgehend vom Dienst freigestellt.

„Trotz des weiterhin hohen Krankenstandes haben wir es in dieser Woche mit vereinten Kräften geschafft, ab Freitagnachmittag in einer extern zu erreichenden Station wieder erste Aufnahmekapazitäten ausschließlich für gesetzlich unterzubringende Patienten zur Verfügung zu stellen“, gibt sich Banger erleichtert. Kinder und Jugendliche sind davon zurzeit jedoch noch ausgeschlossen. „Um diese neue Aufnahmestation möglichst frei von neuen Influenzafällen zu halten, bitten wir die Leitstellen und Rettungsdienste, mutmaßlich an starken Grippesymptomen erkrankte Fälle nicht zu uns zu bringen“, appelliert Banger. Das sei mit den Gesundheitsämtern auch so abgestimmt.

Für dieses Wochenende werden erst einmal zehn Betten angeboten, die ausschließlich für Notfälle über den Rettungsdienst zu belegen sind. Die Verantwortlichen der Klinik versuchen nach eigenen Angaben, ab Montag weitere zehn Betten in Betrieb zu nehmen. Die Bezirksregierung hat diesem Prozedere zugestimmt. „An dieser Stelle gilt unser besonderer Dank der großartigen Unterstützung durch die Gesundheitsämter, die Unikliniken Bonn und Köln, die LVR-Kliniken Köln und Düren, das Marienhospital Euskirchen sowie die Psychiatrische Klinik Marienborn“, ergänzt Ludger Greulich, Kaufmännischer Direktor und Vorstandsvorsitzender. „Ein ganz besonderes Lob gilt unserem Personal. Solch eine Situation haben wir meines Wissens noch nicht gehabt.“

Zusätzlich zur Aufstockung der Aufnahmekapazität ab Montag auf insgesamt 20 Plätze versuche die Klinik daher als Unterstützung für Patienten, den Rettungsdienst und die Ordnungsämter eine Hotline zur schnelleren Klärung freier Aufnahmekapazitäten in den umliegenden Kliniken einzurichten. „Im Laufe der nächsten Woche rechnen wir mit einer Entspannung der Situation“, zeigt sich Greulich optimistisch.

Höhepunkt der Grippewelle in NRW wohl erreicht

Seit mittlerweile neun Wochen hat die Grippe zahlreiche Menschen in NRW im Griff. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin hat eine deutlich höhere Zahl von Arztbesuchen in Nordrhein-Westfalen wegen Grippe und Atemwegserkrankungen registriert. „Wir verzeichnen dreimal höhere Zahlen als in grippefreien Zeiten“, sagte eine RKI-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings sei die Zahl der Arztbesuche nicht gleichzusetzen mit Grippeerkrankungen, betonte sie.

„Es lassen sich jetzt, auch wegen der Berichterstattung in den Medien, mehr Menschen auf Grippe testen“, sagte die Sprecherin. Nach vorläufigen Daten ist die Zahl der gemeldeten Grippefälle in der laufenden Woche nochmals leicht auf fast 2500 angestiegen. Aber der Höhepunkt sei damit voraussichtlich erreicht, erklärte die RKI-Expertin. Die abschließenden Zahlen für die laufende Woche gibt es demnach am Mittwoch.

Erfasst werden nur Krankheitsfälle, bei denen das Virus durch Rachen- oder Nasenabstriche im Labor nachgewiesen wurde. Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung (Freitag) gibt es nicht nur lange Wartezeiten in den Arztpraxen, sondern auch in den Ämtern. Demnach kann die Stadt Düsseldorf das Ausmaß der zahlreichen Ausfälle nicht beziffern, weil selbst die Bearbeiter der Krankenscheine krank sind. (mit Material von dpa)

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