Kessenich Geplanter Aldi in Bonn ist Bürgern ein Dorn im Auge

Bonn · Staus auf der Hausdorffstraße, Blechlawinen auch in den Seitenstraßen, vor allem im Viertel rund um den Rheinweg: Wie geht es weiter in Kessenich? Diese bange Frage stellen sich zurzeit viele Kessenicher.

Sie leiden unter der zunehmenden Verkehrsbelastung in ihrem Stadtteil, wie Vertreter der Bürgerinitiative „Lebensqualität für Kessenich“ am Dienstagabend in der Bezirksvertretung Bonn eindringlich schilderten.

Sie haben einen Bürgerantrag gestellt, in dem es um die künftigen Planungen in Kessenich geht. Ein Dorn im Auge ist der Initiative vor allem der vorgesehene Bau eines neuen Aldi-Marktes in Kessenich am Rheinweg-Süd. „Ich spreche hier für 540 Anwohner“, sagte Joachim Bröring von der Bürgerinitiative. Seit Jahren komme immer mehr in Kessenich dazu, ohne dass sich an der Verkehrsinfrastruktur etwas ändere. Kaum etwas sei aufeinander abgestimmt, und niemand könne sagen, wie sich der Verkehr weiter entwickeln werde. Dabei ersticke der Stadtteil schon jetzt im Verkehr.

Als Beispiele nannte Bröring unter anderem die an die Joseph-Beuys-Allee verlegte Fernbushaltestelle, den neuen DB-Haltepunkt am UN-Campus, das „Haus der Höfe“ südlich des Rheinwegs mit bis zu 400 Arbeitsplätzen, das neue Wohnquartier an der Reuterbrücke sowie die Container-Unterkünfte für Flüchtlinge am Rheinweg. Hinzu komme das geplante Schwimmbad am Wasserland, die geplante Bebauung des Geländes am Rheinweg Süd mit Aldi-Markt und Wohnungen sowie möglicherweise eine Seilbahn zum Venusberg.

Die Initiative fordert deshalb unter anderem ein Verkehrs-, Park- und Freiraum-Konzept für Kessenich. Und den Verzicht auf den Aldi-Markt. Ihre Sorge: Dann fahren die Aldi-Lastwagen zusätzlich durch den Ort, zumal mit dem Bau der Bahnunterführung an der Ollenhauer Straße der Bahnübergang Rheinweg geschlossen werden soll, wie Lucie Hamelbeck von der Initiative dem GA nach der Sitzung sagte. Was auch niemand nachvollziehen könne: Im Gegensatz zu früher sei der Discounter an der Stelle auf einmal nicht mehr zentrenschädlich, weil die Verkaufsfläche nicht mehr als 800 Quadratmeter betrage. „Kessenich hat ein schönes Einkaufszentrum. Wir brauchen keine weiteren Discounter“, betonte Bröring.

Die Bezirksverordneten zeigten durch die Bank Verständnis für das Anliegen der Kessenicher und verwiesen nach längerer Debatte den Bürgerantrag einvernehmlich bei einer Enthaltung in den Bürgerausschuss mit der Aufforderung an die Verwaltung, sie solle aufzeigen, wie die Kessenicher in den kommenden Jahren in alle den Stadtteil betreffenden Planungen stärker eingebunden werden können. „Wir brauchen dort in Zukunft eine permanente Bürgerbeteiligung“, meinte Hartwig Lohmeyer (Grüne) mit Blick darauf, dass kaum ein anderer Stadtteil in Bonn sich derzeit so schnell verändere und wachse wie Kessenich.

„Immerhin ist es ein Fortschritt, dass wir endlich von der Politik verstanden werden“, sagte Lucie Hamelbeck im Anschluss an die Sitzung. Wichtig sei ihr auch klarzustellen: „Wir sind ja nicht grundsätzlich gegen Veränderungen. Aber wir wollen eine Planung aus einem Guss, und dazu gehört für uns auch das Verkehrskonzept.“ In Bezug auf Aldi am Rheinweg kritisierte sie, dass „ein Fehler, den einst ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung begangen hat, nun auf 50 Jahre und länger in Kessenich in Beton gegossen werden soll“.

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