Geschäftsaufgabe in Bonn Florist mit Tradition schließt seinen Laden

Bonn · 37 Jahre lang hat Peter Heusgen in seinem Blumengeschäft an der Ecke Friedrichstraße/Belderberg die Kunden mit frischen Blumen versorgt. Weil er keinen Nachfolger gefunden hat, gibt er das Geschäft im Mai auf.

 Peter Heusgen schließt seinen Blumenladen an der Ecke Friedrichstraße/Belderberg.

Peter Heusgen schließt seinen Blumenladen an der Ecke Friedrichstraße/Belderberg.

Foto: Horst Müller

Es ist schon von weitem stets ein hübscher Blickfang: Das „Haus der Blumen“. Inhaber Peter Heusgen dekoriert sein Blumengeschäft an der Ecke Friedrichstraße/Belderberg nicht nur von innen, sondern auch von außen - und das immer entsprechend der Jahreszeit. Im Mai macht der Floristikmeister Schluss. Nach 37 Jahren verliert die Bonner Innenstadt somit ein weiteres Traditionsgeschäft.

Am Mangel an Kundschaft liege es nicht, dass er seinen Laden im Mai aufgeben wird, sagt er. „Blumen gehen mehr denn je.“ Sein Problem: „Ich finde einfach keinen Nachfolger für meinen Betrieb“, erklärt der 62-Jährige. Fünf Jahre lang habe er Ausschau gehalten. Lediglich eine Person habe Interesse gezeigt. Sie sei indes kurz vor der Vertragsunterzeichnung wieder abgesprungen, bedauert Heusgen.

Den Floristen fehlt der Nachwuchs

„Es gibt zu wenig junge Leute, die heutzutage den Beruf des Floristikers noch lernen wollen“, weiß der gebürtige Kölner, der nach wie vor mit seiner Familie in der Domstadt zu Hause ist und seit 37 Jahren nach Bonn pendelt. Die Berufsschulklasse für Floristik am Berufskolleg in Duisdorf habe deswegen vor längerer Zeit schließen müssen. Wer dennoch in Bonn die Floristikausbildung absolvieren will, muss nach Köln zur Schule. Und auch am Berufskolleg dort schrumpft laut Heusgen die Zahl der Auszubildenden. „Früher zählte das Berufskolleg in Köln über 100 Floristikschüler. Heute sind es nur noch 14“,sagt er.

Und warum interessiert sich niemand für sein Blumengeschäft in Innenstadtlage? „Es ist natürlich viel Arbeit. Eine 100-Stunden-Woche ist bei mir keine Ausnahme. Das ist ja auch der Grund, warum ich aufhören möchte“, sagt er. Außerdem benötige sein Betrieb mindestens drei bis vier Fachkräfte, um alle Aufträge erfüllen zu können. „Das ist ja das nächste Problem, der Markt an Floristikfachleuten ist leer gefegt“, erklärt Heusgen.

Willy Brandt und Helmut Kohl waren seine Kunden

Zu seinen Kunden gehören unter anderem viele große Unternehmen, sagt er, konkrete Namen will er aber nicht nennen. Als Bonn noch Bundeshauptstadt war, habe er neben Botschaften und Ministerien auch viele prominente Politiker mit frischen Blumen versorgt, darunter Willy Brandt und Helmut Kohl. „Die wussten die hohe Qualität unserer Blumen und Pflanzen sehr zu schätzen“, erinnert er sich.

Ganz an den Nagel hängen will der 62-Jährige seinen Job nicht. Heusgen, der seine Liebe zu Blumen bereits als Kind auf dem Bauernhof seiner Eltern entdeckt hat und dort für den Garten zuständig war, will sich mit einer kleinen Floristik-Werkstatt in Köln niederlassen. „Ich will weiterhin für meine Stammkundschaft da sein.“ Auf die Frage, welche denn seine Lieblingsblume sei, antwortet er „alle“.

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