Bus- und Bahnfahren im VRS Fahrgäste bewerten die Tarife und Fahrscheinautomaten

Bonn · Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg erfreut sich seitens Instituten und Kunden vergleichsweise guter Bewertungen. Für Fahrkartenautomaten, Streifenkarten und Entwerter stehen die Zeichen langfristig auf Abschied.

 Nicht jede(r) tut sich leicht bei der Bedienung der Automaten.

Nicht jede(r) tut sich leicht bei der Bedienung der Automaten.

Foto: Benjamin Westhoff

Welches Schicksal die gute, alte Telefonzelle ereilte, ist weitgehend bekannt. Doch längst scheinen Digitalisierung und Mobiltelefone ihre nächsten Opfer ins Visier genommen zu haben. Denn zwischen den Zeilen der jüngsten Stellungnahmen aus den Chefetagen der Verkehrsverbünde ist eine Botschaft deutlich herauszuhören: Den althergebrachten Fahrkartenautomaten und Entwertern wird früher oder später ebenfalls die Stunde schlagen - auch wenn dies noch Jahre dauern kann. Daraus macht auch die Führung des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) keinen Hehl.

Zugleich räumt sie ein, dass es insbesondere mit Blick auf Tarifsystem und Fahrkartenautomaten noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt. So sehen es offenbar auch die Fahrgäste, die beide Aspekte in einem aktuellen Kundenbarometer mit "Drei minus" (Tarife) und "Vier plus" (Automaten) bewertet haben.

Digitalisierung

Trotz der Kritik an Automaten war die Aufregung groß, als es das Karnevalsticket in diesem Jahr erstmals nur noch in der digitalen Handyversion gab - übrigens ohne, dass es den Absatzzahlen schadete. Ähnlich fiel die Reaktion auf die Ankündigung aus, langfristig auch klassische Papierfahrscheine wie Einzel- oder Vierertickets durch Handytickets zu ersetzen. Die aber sind auf dem Vormarsch. So ist der Anteil der digitalen Fahrkarten von 2015 auf 2016 um fast 50 Prozent gestiegen, befindet sich gemessen am Gesamtanteil (Umsatz etwa ein Prozent) allerdings noch in den Anfängen.

VRS-Geschäftsführer Wilhelm Schmidt-Freitag ist gleichwohl überzeugt: "Das Handyticket wird sich durchsetzen". Für den Verbund bedeutet ein Rückzug von Automaten und Entwertern naturgemäß auch weniger Kosten für Betrieb und Reparaturen. Einen Trost für alle, die am Papierbillett festhalten möchten: Der Digitalisierungsprozess ist zwar im Gange; wann er zum Abschluss kommt, lässt sich indes nicht absehen.

Vergleichsstudien

An Ranglisten von Instituten und Medien zum Nahverkehr in deutschen Städten mangelt es nicht. Weil zumeist aber mit unterschiedlichen Basisdaten und Parametern vorgegangen wird, sind völlig konträre Resultate dabei nahezu programmiert. Zuletzt machte das Beratungsunternehmens Civity mit einem Nahverkehrsvergleich auf sich aufmerksam, indem es Anfang 2017 die Abfahrten aller Busse und Bahnen von allen Haltestellen zusammenzählte und durch die Einwohnerzahl teilte.

Dokumentiert werden sollte, wie dicht die Netze sind und wie häufig Busse und Bahnen fahren. Dabei schnitten zwei VRS-Städte höchst unterschiedlich ab: Bonn landete ganz vorne und Köln, wo es laut Civity nur halb so viele Haltestellenabfahrten gibt, am Ende.

Tarifgerechtigkeit

Mehr als derlei Rankings dürfte es Fahrgäste beeindrucken, wenn ihre Karte nur deshalb teurer wird, weil sie auf der Strecke eine Stadtgrenze überqueren - während dieselbe oder sogar eine längere Distanz innerhalb einer Stadt günstiger sein kann. Fahrgäste, die mit Bahn und Bus beispielsweise aus Bornheim oder Sankt Augustin nur wenige Stationen nach Bonn hineinfahren, kennen das Phänomen.

So kostet etwa die Bahnfahrt vom Bonner Hauptbahnhof nach Dransdorf lediglich den Kurzstreckentarif von 1,90 Euro. Fährt man hingegen bis Alfter, also eine Station weiter, so werden der Tarif 2b und damit stattliche 3,80 fällig. Dies ist auch der Preis für die recht kurze Bahnfahrt von Oberdollendorf nach Ramersdorf - während beispielsweise die deutlich längere Strecke vom Bonner Hauptbahnhof bis nach Bad Godesberg nur 2,80 Euro (1b) kostet. So weit nur wenige Beispiele.

Kilometergenaue Abrechnung oder "Smartmeter", so heißen die Zauberwörter, mit denen solchen Preissprüngen begegnet werden könnte. Mehrere Testläufe in Deutschland sind schon im Gange, und auch beim VRS prüft man die Möglichkeiten. "Bei einer kilometergenauen Abrechnung kriegen Sie die Tarifgerechtigkeit ein Stück weit in den Griff", sagt Wilhelm Schmidt-Freitag. Das allerdings funktioniere nur mittels Handyortung. Eine weitere Reduktion der Tarifzonen sei nach der großen Ausdünnung 2003 nicht geplant - wohl aber sei es denkbar, dass man mit den Nachbarn in Rheinland-Pfalz über weitere verbundübergreifende Lösungen verhandele.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort